Der Bundestrainer lässt noch offen, mit wem er die deutsche Sturmspitze gegen Italien besetzt. Klose geht allerdings davon aus, dass er spielt.

Danzig. Es ist die spannendste Frage der deutschen Fußball-Nation: Gomez oder Klose? Wen schickt der Bundestrainer als Tormaschine in das emotionale EM-Halbfinale gegen Italien? Mario Gomez war in den drei Gruppenspielen gesetzt, traf dreimal. Miroslav Klose stand im Viertelfinale gegen Griechenland in der Startelf, prompt knipste auch er. "Ich gehe davon aus“, sagte der 34 Jahre alte Routinier am Dienstag in Danzig auf die Frage, ob er auch gegen die Azzurri erste Wahl sei. Zumindest bereite er sich so vor, "als ob ich spielen würde“. Der 26-jährige Gomez übermittelte aus dem Quartier: "Ich glaube nicht, dass schon eine Entscheidung gefallen ist.“

Löw selbst wollte zwei Tage vor dem K.o.-Spiel gegen starke Italiener verständlicherweise auch nicht viel zur Erhellung beitragen. Denn natürlich wird auch der Gegner rätseln, wen der unberechenbare DFB-Chefcoach in Warschau auf ihre Abwehr loslässt. Löw schürte eher die Diskussionen: "Es ist nicht das Allheilmittel, mit der Mannschaft zu spielen, die gewonnen hat.“ Manchmal seien eben andere Spielertypen gefragt, so war's gegen Griechenland Klose - gegen Italien könnte es wieder Gomez sein.

Gomez macht sich Mut

Nach seinen drei Treffern gegen Portugal (1:0) und die Niederlande (2:1) durfte sich Gomez eigentlich sicher sein, dass er seinen langjährigen Rivalen Klose bei der EM aus der Startelf gedrängt hat. Doch Bundestrainer Joachim Löw hatte gegen Griechenland mal wieder einige Überraschungen parat. Eine davon: Anstelle des Anwärters auf die EM-Torjägerkrone spielte wieder Routinier Klose von Beginn an.

Gomez ließ sich am Wochenende seinen Frust äußerlich nicht anmerken und machte sich vor dem Halbfinale Mut. "Lasst uns abwarten, wer dann spielt", sagte er. Und ehe der vorübergehend außer Dienst gestellte Torjäger den freien Sonntag mit seiner Lebensgefährtin Silvia verbrachte, fügte er augenzwinkernd an: "Ich glaube, die Chancen, dass ich spiele, stehen nicht so schlecht."

+++ Löw schließt weitere Personalrochade nicht aus +++

Doch darauf deutet eigentlich nichts hin, außer vielleicht die Unberechenbarkeit des Bundestrainers. Klose überzeugte gegen die Griechen, und das nicht nur wegen seines Treffers zum 3:1, bei dem es selbst Gomez nicht mehr auf der Bank gehalten hatte. Der Wahl-Römer, in der ewigen Torjägerliste des DFB nur noch vier Treffer hinter Gerd Müller (68), gefiel in seinem 120. Länderspiel auch als Vorbereiter und spielstarker Mittelstürmer, der vor allem von Mesut Özil gesucht wurde.

"Es ist eine schöne Situation für Joachim Löw. Er kann eigentlich bringen, wen er will. Es funktioniert", sagte Gomez, während Klose Mitgefühl zeigte: "Es war schön, wieder von Beginn an zu spielen", sagte Klose. "Natürlich weiß ich, dass das für Mario nicht einfach ist. Aber wir wollen beide den Erfolg der Mannschaft - und der Trainer hat die Qual der Wahl."

Mit Material von dpa und sid