Der Torjäger vom FC Bayern München fühlt sich trotz seiner drei Tore bei der EM immer noch nicht in Deutschland ausreichend gewürdigt

Danzig. Nach seinen drei EM-Toren für die DFB-Auswahl gegen Portugal und die Niederlande ist in Deutschland eine Euphorie um Mario Gomez ausgebrochen. Doch der Torjäger von Bayern München fühlt sich offensichtlich immer noch nicht in Deutschland ausreichend gewürdigt. „Mein Ansehen in anderen Ländern ist größer“, sagte der Halb-Spanier, der sich die positiven Reaktionen aus der Heimat aber zur Kenntnis nimmt.

„Natürlich bekomme ich das mit. Wir haben im Quartier deutsches Fernsehen und deutsche Presse. Zudem habe ich nach meinen zwei Toren gegen Holland sehr viele Glückwunsch-SMS und auch Anrufe erhalten, das freut mich natürlich sehr“, sagte der 26-Jährige am Freitag im deutschen EM-Quartier in Danzig.

Mehmet Scholl, dem alten und neuen Trainer der Bayern-Reserve, schrieb er dann noch ins Stammbuch: „Es geht nicht um Gomez, es geht um Deutschland und es geht noch weniger um Mehmet Scholl.“ Der Ex-Bayern-Profi hatte Gomez im EM-Auftaktspiel gegen Portugal als ARD-Experte kritisiert.

Löw spricht über seinen Abschied

Bundestrainer Joachim Löw hat sich vor dem Vorrundenabschluss am Sonntag gegen Dänemark überraschend zu seiner Zukunft nach Ablauf seines bis 2014 laufenden Vertrages beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) geäußert. „Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem beide Seiten oder auch ich das Gefühl habe, dass es eine Veränderung geben muss. Veränderungen müssen manchmal stattfinden“, sagte der 52 Jahre alte Erfolgscoach im "Bild"-Interview.

Und irgendwann werde der Zeitpunkt kommen, „an dem andere neue Ideen haben, neue Reize setzen müssen und ich gleichzeitig sage: 'Jetzt ist alles ausgereizt, was möglich war.' Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ich sage: 'Ich brauche eine neue Herausforderung, eine andere Art von Motivation'“, betonte der Bundestrainer.

Wann das sein wird, ließ Löw offen: „Das weiß ich nicht. Aber ich glaube, dass ich schon in der Lage sein werde, den richtigen Zeitpunkt zu erkennen. Aber dann will ich auch auf eine gute Zeit zurückblicken können. Und das kann ich bislang. Nach der EM ist erst einmal die WM 2014 in Brasilien mein nächstes Ziel.“

Özil fehlt im Training

Mesut Özil hat zwei Tage vor dem Spiel gegen Dänemark nicht am Training teilgenommen. Dennoch kann Löw bis auf den gelb-gesperrten Jérôme Boateng mit allen Spielern für die Partie am Sonntag gegen Dänemark planen. „Auch Mesut ist einsatzbereit“, sagte Co-Trainer Hansi Flick am Freitag. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid legte einen „Regenerationstag“ ein, so Flick. Wer Boateng ersetzen soll, ließ der Löw-Assistent offen. Deutschland braucht ein Remis, um sicher ins EM-Viertelfinale einzuziehen.

Für viel Wirbel sorgte am Freitag der Balljungen-Spaß von Löw vor dem Spiel gegen die Niederlande. Die UEFA-Regie hatte die Szene in die Live-Übertragung der Partie geschnitten und damit den Eindruck erweckt, sie hätte sich gerade zugetragen. Löw hatte einem Balljungen im Stadion den Ball aus der Hand gestupst. Das übertragende ZDF wies den Vorwurf der Bilder-Manipulation zurück, ZDF-Chefredakteur Peter Frey monierte den Vorgang bei der Europäischen Fußball-Union.

Auch der italienische Fußballverband beklagte sich bei UEFA. Grund waren die Pfiffe in den Stadien beim Abspielen der italienischen Hymne. In einem Brief an die UEFA drückten die Azzurri ihr „starkes Bedauern“ darüber aus. Der europäische Dachverband seinerseits leitete am Freitag ein Disziplinarverfahren gegen den dänischen Stürmerstar Nicklas Bendtner ein, weil er beim Torjubel gegen Portugal eine Werbe-Aufschrift auf seiner Unterhose entblößt hatte.

Kroos ist angefressen, weil er nicht spielt

Enttäuscht zeigt sich Toni Kroos über seine Reservistenrolle. „Befriedigend ist das alles nicht. Gerade nach der Saison, die ich gespielt habe, ist es doch logisch, dass ich spielen will“, sagte der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler der Zeitung „TZ München“. Beim FC Bayern München und Trainer Jupp Heynckes ist Kroos erste Wahl.

Öffentliche Kritik über die eigene Situation wird in der Führung der Nationalmannschaft gar nicht geschätzt. Löw hatte erst jüngst nochmals darauf hingewiesen, dass er bei der Auswahl der Spieler für das Nationalteam auch auf Kriterien wie das Verhalten in einer Gruppe achte. Insofern bergen die Aussagen von Kroos eine gewisse Brisanz. Kroos übte auch offen Kritik an der deutschen Spielweise. „Wir haben jetzt zweimal geführt, ich sehe es jetzt nicht ganz so, dass wir überragenden Fußball spielen“, sagte er. Kroos war in beiden Partien jeweils erst in der Schlussphase eingewechselt worden.

Podolski vor 100. Länderspiel

Lukas Podolski steht am Sonntag unterdessen vor seinem 100. Länderspiel. Eine Garantie, dass der 27-Jährige gegen die Dänen aber auch beginnt, wollte Löw-Assistent Hansi Flick am Freitag nicht abgeben. „Er wird die 100 vollbekommen. Ob es bei diesem Spiel sein wird, warten wir ab“, sagte er. Für den künftigen England-Legionär vom FC Arsenal wäre Andre Schürrle die erste Alternative. Aber auch Marco Reus könnte die Position einnehmen. Keine Frage dürfte dagegen die erneute Aufstellung von Mario Gomez sein. Der Münchner Stürmer, mit drei Toren bisher bester Schütze, wird erneut den Vorzug vor Miroslav Klose erhalten.

Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung

1 Neuer/Bayern München (26 Jahre/28 Länderspiele) - 15 Bender/Bayer Leverkusen (23/8), 5 Hummels/Borussia Dortmund (23/16), 14 Badstuber/Bayern München (23/22), 16 Lahm/Bayern München (28/88) - 7 Schweinsteiger/Bayern München (27/92), 6 Khedira/Real Madrid (25/29) - 13 Müller/Bayern München (22/29), 8 Özil/Real Madrid (23/35), 10 Podolski/1. FC Köln (27/99) - 23 Gomez (26/54). - Trainer: Löw

Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien)

Mit Material von dpa, dapd und sid