Mit seinem 22. Treffer in der DFB-Elf hat Gomez beim 2:0 gegen Israel seine Ansprüche unterstrichen. Dennoch zeigte er sich missmutig.

LEIPZIG. Die Hände in der Hosentasche vergraben, ein Gesichtsausdruck passend zum Dauerregen von Leipzig: Als Mario Gomez sich griesgrämig und wortlos seinen Weg durch Reporter und Fans zum Mannschaftsbus bahnte, sah der Münchner nicht aus wie ein Gewinner des Abends. Dabei hatte der 26-Jährige beim 2:0 (1:0) gegen Israel mit dem Führungstreffer (40.) sein 22. Tor für die Fußball-Nationalmannschaft geschossen.

Vorher und nachher hatte der Stürmer von Bayern München aber mehr wie ein Hemmschuh gewirkt, sich immer wieder verheddert und durch einige unglückliche Aktionen sogar die Pfiffe der Zuschauer zugezogen, die ihn im März 2009 an selber Stelle schon einmal beim 4:0 gegen Liechtenstein wegen einer unglücklichen Vorstellung verhöhnt hatten. Damals hatte Gomez nach dem Schlusspfiff einige Minuten mutterseelenallein im Mittelkreis gestanden und mit sich gehadert.

Diesmal schienen seine Gedanken nach der EM-Generalprobe ähnlich gelagert. Zum einen weiß Gomez, dass er in der Nationalmannschaft unter Bundestrainer Joachim Löw nicht an Miroslav Klose, dem er nach 67 Minuten weichen musste, vorbeikommt. Und nachdem er Klose zumindest bei Bayern losgeworden ist, wollen sie ihm nun anscheindend auch dort in Edin Dzeko von Manchester City einen neuen Konkurrenten vor die Nase setzen: Eine Woche vor dem ersten Gruppenspiel der DFB-Auswahl scheint die Laune von Super-Mario auf dem Nullpunkt.

Löw mühte sich, Gomez vor der Kritik und Häme der Zuschauer zu schützen. «Die Quote hilft ihm und der ganzen Mannschaft. Es gab schließlich Jahre, in denen Mario unglücklich in der Nationalmannschaft gespielt. Es ist gut für die Mannschaft, dass sie weiß, dass Miro und Mario immer Tore machen können - egal, wer von ihnen spielt. Das ist sehr wichtig, denn wir werden beide unbedingt benötigen, wenn wir etwas erreichen wollen», sagte der Bundestrainer mit Blick auf die EURO in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli). Und Klose ergänzte: «Mario ist natürlich ein Konkurrent. Aber es ist ein umheimlicher Vorteil, dass wir im Sturm so gut besetzt sind. Der Trainer muss entscheiden, wer von uns spielt.»

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Gomez ist sich aber offenbar bewusst, dass er auch bei seinem dritten Turnier keine gute Karten hat, nachdem er sich in der vergangenen Woche während des Trainingslagers in Südfrankreich noch zuversichtlich geäußert hatte. «Ich weiß, was ich kann. Ich freue mich auf das Turnier. Der Bundestrainer weiß, was er an mir hat», hatte der Bundesliga-Torschützenkönig 2010/11 vor dem Match gegen Israel gesagt. Nach dem Abpfiff weiß er, dass dem nicht so ist. Zumal Löw in Marco Reus eine weitere Alternative für den Angriff parat hat, die besser in das Konzept des Bundestrainers passt. (dpa/abendblatt.de)