Ein Kommentar von Alexander Laux

Ganz klar: Fünf Gegentore für eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft, das geht gar nicht, egal ob es sich um ein WM- oder ein Wald- und Wiesenspiel handelt. Den Auftritt von Joachim Löws Team beim 3:5 in der Schweiz als peinlich einzuordnen ist deshalb nur legitim. Der Bundestrainer kann diese Pleite jedoch durchaus produktiv für seine Zwecke nutzen.

Nachdem die Deutschen mit zehn Siegen und 34:7 Toren mühelos durch die EM-Qualifikation spaziert waren und zum Abschluss des vergangenen Jahres in Hamburg auch noch die Niederlande beim 3:0-Erfolg regelrecht vorführten, war die DFB-Elf schon der gefühlte kommende Europameister. Insofern tut es den Spielern sicher ganz gut, nach dem Fünf-Gegentore-Schock wieder Grund unter den Füßen zu spüren.

Wer verliert und Fehler macht, hört in der Folge genauer zu beim Lehrmeister, ist nicht nur konzentrierter, sondern auch folgsamer. Genau dieser Effekt wird jetzt im deutschen Lager zu beobachten sein. Löw hat bereits bei der WM 2010 mit seinen damals wesentlich unerfahreneren Spielern bewiesen, dass er in der Lage ist, seiner Mannschaft Werte wie das disziplinierte Verhalten in einer Grundordnung oder Laufbereitschaft zu vermitteln. Nur auf dieser Basis kann ein Team seine zweifellos üppig vorhandene technische und physische Stärke bei der EM abrufen und ausspielen. Ob zum Erarbeiten jener Basis eine zusätzliche Übungseinheit mehr geholfen hätte als ein Besuch bei der Formel 1, muss Löw wissen. Schließlich wird er wie die Spieler an Ergebnissen gemessen. Aber erst an denen bei der Europameisterschaft.