Nicht nur die Hollywood-Größe ist Fan des Nationalspielers von Real Madrid. Am Dienstag gegen Kasachstan ist Sami Khedira der Chef im defensiven Mittelfeld. Er sagt: „Dank Mourinho bin ich so gut geworden.“

Herzogenaurach . Hollywood schaut genau hin. Unter den Filmstars gibt es einige Fußballfans, und Antonio Banderas ist nicht nur das, er versteht den Fußball auch. In seiner Jugend spielte der Spanier für den FC Malaga, auf den Borussia Dortmund im Viertelfinale der Champions League trifft. Als der Schauspieler kürzlich in seiner Heimat weilte, ersteigerte er bei einer Benefizauktion ein Trikot Sami Khediras. Es war Banderas 4000 Euro wert.

Es ist eine der vielen Episoden, die Khediras Aufstieg zeigen. Vor drei Jahren war er ein solider Bundesligaprofi beim VfB Stuttgart, jetzt ist er ein international angesehener Star bei Real Madrid. Er hat drei Titel mit dem spanischen Topklub gewonnen - und ist auch in der Nationalmannschaft ein ganz wichtiger Faktor. Im Rückspiel gegen Kasachstan in der WM-Qualifikation am Dienstag (20.45 Uhr, ARD und abendblatt.de) in Nürnberg übernimmt er die Hauptrolle im defensiven Mittelfeld - Chef Schweinsteiger ist nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrt. Nach dem 3:0 vom Freitag fordert Khedira von sich und seinen Kollegen, das Heimspiel und die kommenden Wochen zur Entwicklung des Spiels zu nutzen. Der "Welt am Sonntag" sagte Khedira: "Ich glaube, unsere Aufgabe muss es sein, unser Spiel weiter zu verbessern und uns als Mannschaft noch mehr zu finden. Wir haben viele junge Talente, die wir integrieren müssen, um noch unberechenbarer zu werden." Das sei aus seiner Sicht derzeit "wichtiger als jetzt zu überlegen, ob wir Weltmeister werden können".

Khedira war schon in Stuttgart ruhig und ausgeglichen. Ein Profi, der über den Tellerrand blickt. Und doch stellt er fest, dass er in Madrid reifer geworden ist. Nicht nur als Fußballspieler, auch als Mensch habe er sich entwickelt. Eine andere Kultur und eine neue Sprache - das geben viele Profis als Grund für einen Wechsel an. Khedira hat diese Möglichkeiten offensichtlich wirklich genutzt.

Seit Sonnabend bereitet er sich in Herzogenaurach auf die Partie gegen Kasachstan vor. Wenn er wie jetzt einige Tage in der Heimat verbringt, fallen ihm die Unterschiede zu Südeuropa besonders auf. Wer in Deutschland einen Handwerker für 9 Uhr bestelle, bei dem klingele es schon 8.55 Uhr an der Tür. Wer in Spanien einen Handwerker für 9 Uhr bestellt, kriegt am Nachmittag Besuch, berichtet Khedira. "So ist das auch im Fußball, wobei wir das differenziert betrachten müssen. Die Arbeit ist wichtig. Doch es ist niemand sauer, wenn du zwei Minuten später zu einem Treffpunkt kommst. Bist du da, zählt nur der Fußball. Doch danach wird der Schalter umgelegt. Dann wird Spaß gemacht, Musik gehört, getanzt."

Verglichen mit seinem Klubkollegen Cristiano Ronaldo und Lionel Messi vom FC Barcelona, den Ballkünstlern der Primera Division, ist Khedira ja auch eher ein Handwerker. Einer, der ehrlich und hart arbeitet. Das sieht nicht immer elegant aus. "Drecksarbeit", nennt es Khedira.

Seit 2010 spielt er in Spanien, damals unterschrieb er für fünf Jahre bei Real, und Trainer José Mourinho sagte kürzlich, Khedira sollte noch Jahre im Club bleiben. Mit Khedira haben die Verantwortlichen indes noch keine Verhandlungen geführt, obwohl die Real-Chefetage in der Regel zwei Jahre vor Vertragsende auf die Spieler zugeht, die man halten möchte. Er selbst sagt: "Nach heutigem Stand habe ich nicht die Absicht, den Verein zu verlassen." Vor allem, weil ihn die Arbeit mit Mourinho immer wieder inspiriere. "Durch ihn bin ich besser geworden", sagt Khedira. Dass sein Defensivverhalten und die Spieleröffnung besser geworden sind, sei Mourinhos Verdienst. Er habe daher kein Heimweh und sehe keinen Grund für eine Rückkehr in die Heimat. "Dafür geht es mir in Madrid einfach viel zu gut." Auch ohne pünktliche Handwerker.