Auch im Rückspiel wird der Dortmunder Mario Götze als Sturmspitze auflaufen. Gemeinsam mit Özil, Reus und Müller gilt das Motto: Flach spielen, hoch gewinnen.

Nürnberg. Der Frühlings-Schneefall in Franken hat die Pflichtaufgabe der deutschen Fußballer gegen Kasachstan über Nacht noch ein wenig lästiger gemacht. Joachim Löw drängte am Montag aus Sorge um den Rasen im Nürnberger Stadion sogar auf eine Verlegung des Abschlusstrainings beider Teams. Denn die Technik-Vorteile seiner Ballzauberer wie Mesut Özil und Mario Götze sollen auch im Rückspiel Garant für den nächsten klaren Sieg in der WM-Qualifikation sein.

Schon beim ersten Training der DFB-Auswahl im Stadion sei „der Platz wahnsinnig tief“ gewesen, bemerkte Löw besorgt vor dem Ernstfall am Dienstagabend (20.45 Uhr/ARD und im Liveticker auf abendblatt.de). Das DFB-Team wich darum kurzfristig nach Fürth aus, die Kasachen um Bundesliga-Profi Heinrich Schmidtgal auf einen Trainingsplatz des 1. FC Nürnberg.

Wie beim 3:0 im Hinspiel auf dem bestens zu bespielenden Kunstrasen in Astana möchte Löw den kasachischen Abwehrriegel erneut mit feinen Ballstafetten und Tempofußball knacken – und wohl auch wieder mit dem Dortmunder Mario Götze als spielendem Stürmer. Denn ein Einsatz des angeschlagenen Bayern-Torjägers Mario Gomez (Zerrung) erscheint zu riskant. „Eine Muskelverletzung birgt immer Gefahren“, mahnte Löw.

Flach spielen, hoch gewinnen lautet ohne kopfballstarken Angreifer der Matchplan, der „konzentriert und seriös“ umgesetzt werden müsse, wie Löw forderte. „Es ist nicht immer einfach, wenn der Gegner vor dem Sechzehner eine Wand aufbaut“, erklärte Kapitän Philipp Lahm. „Wir müssen versuchen, wie im Hinspiel ein frühes Tor zu erzielen, damit die Weichen gestellt sind“, empfahl Marco Reus, der nach seiner Gelbsperre ins Team zurückkehrt.

Götze, Reus, Özil, Müller – die ballgewandten, flinken Offensivakteure sollen sich in den Strafraum kombinieren und dann dort zuschlagen. „Die Räume werden immer enger, die Zeit knapper“, sagte Löw zur weiterhin tobenden großen Stürmerdiskussion, die sich für ihn gerade „in eine falsche Richtung“ entwickelt: „Jetzt heißt es, der Löw will die Stürmer abschaffen – das ist ja schwachsinnig!“

Der 53-Jährige kündigte Umstellungen in der Startelf an. Neben Reus wird auch dessen BVB-Kollege Ilkay Gündogan an seiner früheren Wirkungsstätte als Ersatz für den gesperrten Bastian Schweinsteiger von Beginn an im Mittelfeld auflaufen. Löw schwärmte von der Entwicklung des 22-Jährigen, der „bei uns viel an Wertschätzung gewonnen hat. Er ist international auf Top-Niveau.“

In der Abwehrreihe bahnt sich ebenfalls eine Veränderung an: Für den leicht verletzten Benedikt Höwedes (Muskelverhärtung) darf wohl Jérome Boateng ran. Von den nachnominierten Akteuren Sven Bender (Dortmund), Marcell Jansen (HSV) und Neuling Patrick Herrmann (Gladbach) darf am ehesten Rückkehrer Jansen auf eine Einwechslung hoffen. Jansen könne links als Alternative zu Marcel Schmelzer, der wieder beginnen wird, seine „offensiven Möglichkeiten“ einbringen, sagte Löw über den zuletzt 2010 im DFB-Team eingesetzten Hamburger: „Jetzt war der Zeitpunkt, Marcell wieder dazu zu holen.“

Entscheidender als die Aufstellung ist für Löw jedoch die Einstellung seiner Mannschaft zu Spiel, Gegner und den äußeren Umständen. „Ich erwarte, dass wir mit der gleichen Vehemenz ins Spiel gehen wie in Kasachstan“, forderte der Bundestrainer: „Die drei Punkte wollen wir unbedingt holen.“ Den Schlendrian, der sich in Astana nach der Pause einschlich, hat Löw in den Teamsitzungen deutlich angesprochen. „Wir dominieren das Spiel und verlieren plötzlich den roten Faden“, kritisierte auch Teammanager Oliver Bierhoff und warnte: „Gegen Kasachstan ist es gut gegangen, aber gegen starke Gegner wird das anders aussehen.“

Es sei ein Lernprozess, der in den noch 15 Monaten bis zur WM bewältigt werden müsse. Denn trotz der Skepsis von Bierhoff bleibt der Titelgewinn das Ziel der DFB-Auswahl in Brasilien. Bierhoff habe gesagt, dass es „eigentlich“ ein Ding der Unmöglichkeit für eine europäische Mannschaft sei, in Südamerika zu triumphieren, relativierte Löw die Bedenken des Managers. „Nach menschlichem Ermessen ist es wahnsinnig schwer. Aber wir werden alles dafür tun, um um den Titel mitzuspielen“, stellte Löw fest. Trotzdem riet auch Löw „zu ein bisschen Demut in Deutschland“. Schließlich sei man noch nicht einmal qualifiziert für Brasilien.

So könnten sie spielen:

Deutschland: 1 Neuer/Bayern München (26 Jahre/37 Länderspiele) – 16 Lahm/Bayern München (29/97), 17 Mertesacker/FC Arsenal (28/87), 20 Boateng/Bayern München (24/28), 3 Schmelzer/Borussia Dortmund (25/10) – 6 Khedira/Real Madrid (25/38), 14 Gündogan/Borussia Dortmund (22/6) – 13 Müller/Bayern München (23/40), 8 Özil/Real Madrid (24/45), 21 Reus/Borussia Dortmund (23/14) – 19 Götze/Borussia Dortmund (20/21). – Trainer: Löw

Kasachstan: Sidelnikow/FK Atobe (33 Jahre/16 Länderspiele) – Gorman/Kairat Almaty (24/10), Logwinenko/FK Atobe (24/17), Muchtarow/Ordabassy Schymkent (27/14), Engel/Energie Cottbus (24/2) – Nurdauletow/FK Astana (30/30), Baischanow/Schachtjor Karaganda (28/15) – Dscholtschijew/Tobol Kastanai (22/5), Chajrullin/FK Atobe (28/10), Schmidtgal/SpVgg Greuther Fürth (27/11) – Ostapenko/FK Astana (27/38). – Trainer: Beranek

Schiedsrichter: Halis Özkahya (Türkei)