Alle dürfen, nur er nicht: Dennis Aogo ist der einzige deutsche A-Nationalspieler des HSV, der für die WM-Quali gegen Kasachstan nicht nominiert ist.

Hamburg. Er hatte es zunächst gar nicht mitbekommen, hatte sein Handy bewusst über das freie Wochenende abgestellt gelassen. Zweieinhalb Tage hatten private Dinge Priorität - und der Fußball Pause. Deshalb bekam Dennis Aogo auch erst am späten Sonntagabend mit, dass Marcell Jansen, sein Kollege auf der linken Seite des HSV, von Bundestrainer Joachim Löw nachnominiert worden war. Damit ist Aogo der einzige deutsche A-Nationalspieler des HSV, der nicht beim Spiel gegen Kasachstan in Nürnberg dabei ist.

Ein Problem ist das allerdings nicht. Nicht mehr, jedenfalls. Dennis Aogo ist nicht mehr überehrgeizige linke Verteidiger der deutschen Nationalelf, der er zuletzt beim 1:2 gegen Frankreich im Februar 2012 war. Aogo ist ausgeglichener - und seit Monaten linker Mittelfeldspieler beim HSV. Ein Positionswechsel, der ihm im Verein zu einem Leistungsaufschwung verhalf, der ihm in diesem Fall wohl aber die Nominierung für die Nationalelf gekostet hat. Dennoch ist Aogo gelassen. Er weiß, dass er selbst Schuld hat. "Ich hatte meine Chancen in der Nationalelf. Und ich habe sie nicht gut genutzt", sagt er.

In vielen Gesprächen hatte er während seines vierwöchigen Ausfalls im August 2012 gelernt, mit der Erwartungshaltung an sich umzugehen. "Nationalelf ist ein Bonus, eine große Ehre. Aber wenn ich etwas gelernt habe, dann, glücklich zu sein mit dem, was ich habe. Alles andere blende ich aus. Das kommt von allein." Zumal Bundestrainer Löw viel von ihm halte, wie Aogo weiß.

Entsprechend gering ist der Frustlevel beim 26-Jährigen. Aogo hat einfach wieder Freude am Fußball. Die hatte er in der schwierigen Phase des Abstiegskampfes in der vergangenen Saison schon verloren. "Dennis hat tatsächlich wieder Spaß", weiß HSV-Trainer Thorsten Fink. "Und das ist alles andere als selbstverständlich, wenn man hier jahrelang nur auf die Fresse bekommen hat." Ginge es nach Fink, wäre Aogo bald wieder ein Thema für die Nationalelf. Sein Appell an Löw lautet: "Es gibt nicht viele Spieler, die auf seiner Position besser sind. Dennis verdient es sich mit konstant guten Leistungen. Über links lassen wir wenig zu, er ist läuferisch einer der Stärksten und er bereitet Tore vor - mehr geht nicht."

Ginge es schon, sagt Aogo. Mit Jansen zusammen die linke Seite der Nationalelf bilden - das wäre es. "Ich bin nicht eifersüchtig", sagt Aogo. Im Gegenteil, er werde seinem Konkurrenten Glück wünschen. Per SMS mit seinem wieder angeschalteten Handy.