Nach dem 2:0 gegen Hoffenheim und sieben Bundesliga-Siegen in Folge haben die Verantwortlichen ihre Differenzen beigelegt.

München. Thomas Müller kam von einer wilden Wiesn-Schlägerei. Es war heftig zugegangen, Bierkrüge und Fäuste waren geflogen, ein Skandal. Zumindest sah es danach aus. Der Nationalspieler des FC Bayern lief am Sonnabend mit einer Risswunde unter dem linken Auge umher, wirkte angeschlagen und sagte mit einem gequälten Lachen: "Ich brauche eine Sonnenbrille." Sonntag saß er mit seinen Kollegen schon wieder vergnügt in Lederhose auf dem Oktoberfest - der traditionelle Mannschaftsausflug auf das größte Volksfest der Welt.

Tatsächlich hatte sich der 23-Jährige die Verletzung beim 2:0 gegen die TSG Hoffenheim zugezogen, als er mit seinem Kollegen Mario Mandzukic zusammengestoßen war. Seine Teilnahme am WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Irland am Freitag ist aber nicht gefährdet. Müllers Wunde symbolisiert die Situation der Münchner: Es läuft sehr vieles, aber nicht alles gut - doch aus der Bahn lassen sie sich von ein paar Problemen nicht werfen. Auf die Zähne beißen, Belastungen aushalten, weitermachen.

Der Sieg gegen die harmlosen Hoffenheimer war der siebte im siebten Ligaspiel, so gut sind die Bayern zuletzt in die Saison 1995/1996 gestartet. Das Torverhältnis von 21:2 Treffen und ihre Souveränität in der Bundesliga beeindrucken. Die Fans sind begeistert, am Sonntag freute sich der Klub über den fünfmillionsten Anhänger im Internetportal Facebook. Der Rekordmeister hat nun fast dreimal so viele "Gefällt mir"-Klicks gesammelt wie Rivale Borussia Dortmund. Klubchef Karl-Heinz Rummenigge sagt: "Das Fazit dieser Woche lautet, dass die Dinge in Ordnung sind. Alles wunderbar."

Dabei hatte der Streit zwischen dem neuen Sportvorstand Matthias Sammer und Trainer Jupp Heynckes die vergangenen Tage geprägt. Sammer hatte die Mannschaft nach dem 2:0 bei Werder Bremen öffentlich für ihre Leistung kritisiert, Heynckes sich ausgerechnet unmittelbar vor der 1:3-Niederlage gegen Bate Borissow am Dienstag in der Champions League öffentlich gewehrt und Sammer getadelt. Rummenigge bat die beiden am vergangenen Mittwoch zur Aussprache - und ist sicher, dass der Zwist nun zu den Akten gelegt ist. "Es war ein gutes, ein offenes Gespräch. Damit ist das Thema erledigt", so der Vorstandsvorsitzende.

Sammer wollte nach dem Spiel gegen die TSG nichts sagen. Weil es nichts zu meckern gab, wie Nationalspieler Bastian Schweinsteiger feststellte. Und weil Sammer sich verbal jetzt wohl erst einmal etwas zurücknimmt, zumindest öffentlich. Beim Torjubel hatte er sich mit Heynckes kurz umarmt, und sofort tauchte die Frage auf: Wie ehrlich ist diese Geste? Heynckes sagte über ihr Verhältnis: "Wir gehen gemeinsam in Richtung Erfolg und lassen uns nicht auseinanderdividieren."

Den sensiblen Franck Ribéry störte Sammers Kritik an der Mannschaft offenbar nicht wesentlich. Er war der beste Mann auf dem Spielfeld: Das 1:0 (19.) erzielte er nach einem Dribbling, das 2:0 (47.) nach Vorarbeit von Toni Kroos - Ribérys sechster Bundesliga-Doppelpack. Kein Spieler schoss an diesem Tag öfter auf das Tor (sechsmal). Nach überstandenen Oberschenkelproblemen nähert sich der Franzose seiner Topform. "Ich bin sehr glücklich auf dem Spielfeld. Sammer redet positiv mit uns. Er ist ein guter Mann, der immer gewinnen will", sagte der Franzose. Und auch Bayerns Bossen hat Sammers Kritik als Warnung an die Spieler gefallen. Inzwischen nervt sie das Thema allerdings nur noch.

Welchen Anteil Sammer an der Erfolgsphase habe, wurde Präsident Uli Hoeneß Sonnabend gefragt. Hoeneß hielt kurz inne, holte Luft und sagte: "Der FC Bayern besteht aus 35, 40 Leuten. Und alle leisten ihren Beitrag." Wegen eines Termins im Ausland konnte er am Sonntag nicht mit auf das Oktoberfest. Er sei derzeit hochzufrieden. Dank des neu zusammengestellten Kaders sei die Mannschaft in der Lage, müde oder verletzte Spieler zu ersetzen.

Dreimal hat eine Mannschaft in der Bundesliga bislang die ersten sieben Spiele gewonnen: Bayern 1995, Kaiserslautern 2001 und Mainz 2011. Die Meisterschaft gewann dabei aber immer Borussia Dortmund. Damit die Geschichte diesmal ein anderes Ende findet, hat Toni Kroos sich einen schlüssigen Plan ausgedacht: "Wir probieren einfach, ein achtes Mal in Folge zu gewinnen."