Zwei Tore in seiner alten Heimat – „Habe großes Vertrauen bekommen“

Gelsenkirchen. Sein Sieger-Lächeln war am Tag nach der Galavorstellung auf jeder Sportseite in Spanien zu sehen. „Özil führt Deutschland zu einem 6:2 gegen Österreich. Ein großes Spiel des Madridista“, titelte die Sporttageszeitung „Marca“ am Samstag zum Auftritt von Mesut Özil in seiner Geburtsstadt Gelsenkirchen. Er war buchstäblich königlich. Der Jungstar von Real Madrid spielte vor Familie, engen Freunden und Schalker Fans ganz groß auf und erzielte offiziell zwei Tore. Eigentlich waren es aber drei, die spanischen Medien haben das auf jeden Fall so gesehen.

„Es ist für mich persönlich völlig unwichtig, wer die Tore macht. Wir haben uns qualifiziert, als Mannschaft ein super Spiel gemacht“, sagte Özil auf dem Podium im Bauch der WM-Arena auf Schalke nach der Demütigung der Österreicher. Das, was er in Worten nicht ausdrücken kann oder will, zeigt er in atemberaubender Weise auf dem Platz. Dynamik, Schnelligkeit, Härte, Eleganz und Genialität.

Gegen Österreich war Özil phasenweise so omnipräsent auf dem Spielfeld, dass es fast beängstigend war. Man mochte kaum glauben, dass da ein 22-Jähriger auf dem Platz steht. Özil bestimmte irgendwie immer Tempo und Rhythmus des deutschen Spiels und sorgte in einem begeisternden Team für das gewisse Etwas. So mit dem Tor zum 2:0. Schneller Antritt, Doppelpass mit Miroslav Klose, Österreichs Torhüter Christian Gratzei umspielen und locker einschieben. So spielt einer von Real Madrid.

„Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Ich bin zum größten Verein der Welt gewechselt. Dort habe ich großes Vertrauen bekommen, wie auch hier in der Nationalmannschaft. Ich bin sehr stolz darauf, auf mich und die Mannschaft und dass es so toll funktioniert“, sagte Mesut Özil nach seinem 27. Länderspiel für Deutschland.

Bemerkenswert ist der Weg, den Mesut Özil gegangen ist. Vom „Affenkäfig“, dem Bolzplatz in Gelsenkirchen-Buer, zu Schalke 04, Werder Bremen und Real Madrid. Zwischen seinem ersten Bundesligaspiel am 12. August 2006 und dem ersten beim berühmtesten Verein der Welt lagen vier Jahre. Man fühlt sich da ein wenig an Bernd Schuster erinnert, beim blonden Engel betrug die Spanne nur zwei Jahre, bis er vom 1. FC Köln zum FC Barcelona wechselte und eine große Karriere in Spanien startete.

Özil ist wie Schuster ein stiller Mensch, aber unbequem. Er wusste immer, was er kann, und wo er hin musste. Schalke konnte ihn nicht weiterbringen, also ging es zu Werder. Fünf Millionen Euro war er Klaus Allofs wert. Dann der Wechsel zu Real. Nicht wenige Kritiker dachten, dass das in die Hose geht. Aber Özil spielt, und das unter dem teuersten Trainer (Jose Mourinho) und neben dem teuersten Spieler der Welt (Cristiano Ronaldo). Und regelmäßig und gut, manchmal auch wie sein Vorbild Zinedine Zidane.

Mesut Özil weiß aber auch seine Leistung richtig einzuordnen, was Bundestrainer Joachim Löw sehr gefällt. So wird Özil der Einschätzung von WM-Torschützenkönig Thomas Müller zu seiner Leistung gegen Österreich vollkommen zustimmen. „Bei Real Madrid spielt man nicht, wenn man nix am Ball kann. Deswegen hat der Mesut heute so gespielt, wie er spielt: gut. Mit Superlativen ist es immer schwierig. Von Weltklasse kann man nur sprechen, wenn in großen Spielen große Leistungen gebracht werden. Wenn wir das Spiel im Europameisterschaftsfinale abziehen, dann kann man von Weltklasseleistung sprechen“, sagte Müller.

Deutschland: Neuer - Höwedes (46. Boateng), Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger - Müller, Kroos (85. Götze), Özil, Podolski (74. Schürrle) - Klose.

Österreich: Gratzei - Klein, Schiemer, Pogatetz, Fuchs - Ekrem Dag, Baumgartlinger, Alaba, Royer (73. Hoffer) - Harnik, Arnautovic.

Tore: 1:0 Klose (8.), 2:0 Özil (23.), 3:0 Podolski (28.), 3:1 Arnautovic (42.), 4:1 Özil (57.), 4:2 Harnik (51.), 5:2 Schürrle (83.), 6:2 Götze (89.) Zuschauer: 53 000. Schiedsrichter: Tagliavento (Italien).

Pressestimmen

„Die Neue Kronen Zeitung“: Der Deutschland-Express überrollt Österreich mit 6:2. Keine Chance für Arnautovic und Co.„

“Der Kurier„: 2:6 – schwere Schlappe gegen Deutschland. Die Deutschen haben mit der Constantini-Elf ihren Spaß, kommen spielerisch leicht zu einem Kantersieg. Österreich wurde im EM-Qualifikationsspiel den Befürchtungen gerecht. In fast jeder Hinsicht. 2:6 – so ein Ergebnis erhitzt die Teamchef-Diskussion. Jedenfalls ist der Abstand zur internationalen Klasse hoch. Höher als befürchtet.

“Der Standard: Deutschland watscht Österreich ab.

„Die Presse“: Von Deutschland an die Wand gespielt. Österreich geriet in Gelsenkirchen mit 2:6 unter die Räder. Ein Gala-Abend von Real-Madrid-Star Özil. Rang zwei könnte zwar mathematisch noch erreicht werden, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sich die Ära von Teamchef Didi Constantini dem Ende zuneigt.„

“Wiener Zeitung„: Der Abend der Hydranten – Deutschland hat keine Mühe und trifft nach Belieben. Kleine Chance auf EM besteht noch.

“Österreich„: Österreich geht in Deutschland 2:6 unter. EM-Chance damit endgültig dahin. Das war's wohl für Didi Constantini. Sitzt er gegen Türkei noch auf der Bank?