Am Freitag spielt Manuel Neuer wieder an seiner alten Wirkungsstätte auf Schalke. Der Nationaltorwart weiß selbst nicht so genau, was ihn nach seinem Wechsel von Schalke 04 zu Bayern München in Gelsenkirchen erwartet.

Düsseldorf. Mama Marita freut sich schon seit Tagen auf das kommende Wochenende. Denn am Samstag kommt endlich der verlorene Sohn zu Besuch, der sich im Sommer nach München aufgemacht hatte, um auf eigenen Beinen zu stehen. Bevor aber die Familien-Party in Gelsenkirchen-Buer stattfindet, muss Manuel Neuer noch einen brisanten Termin in der benachbarten Arena absolvieren. „Ich denke, dass es ein schöner Freitag wird“, sagte der deutsche Nationaltorhüter, der erstmals seit seinem Wechsel im Sommer vom DFB-Pokal-Sieger Schalke 04 zum Rekordmeister Bayern München an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt.

20 Karten hat der 25-Jährige für das EM-Qualifikationsspiel der Fußball-Nationalmannschaft gegen Österreich (20.45 Uhr/ZDF) bestellt - für Freunde und die Familie. „Die freuen sich, dass ich wieder mal da bin, und ich freue mich, wieder in der Arena zu spielen und viele alte Bekannte zu treffen“, sagt Neuer, der äußerlich ganz cool bleibt. Er selbst weiß aber auch nicht, ob ihn am Freitagabend Himmel oder Hölle erwartet.

„Ich weiß es natürlich nicht genau. Aber die deutschen Fans sollten bei einem Länderspiel die deutsche Mannschaft und den deutschen Torwart unterstützen“, sagte Neuer, der mit fünf Jahren erstmals zwischen den Schalke-Pfosten gestanden hatte.

Der Ärger über seinen Wechsel nach München ist aber noch nicht bei allen Schalke-Fans verraucht, wie auf der Facebook-Seite des Nationalkeepers deutlich wird. „Manu, du bist als Torwart 'ne Eins, aber als Mensch eine Null“, ist einer der harmloseren Kommentare. Es gibt aber auch viele Schalker, die hinter ihrem „Schnapper“ stehen. „Hoffentlich werden sie dich auf Schalke mit der Nationalmannschaft nicht kritisieren oder ausbuhen, denn sonst hast du 20 Jahre deines Lebens für eine Heuchlerbande investiert“, ist dort ebenfalls zu lesen.

So drastisch drückt es Oliver Bierhoff natürlich nicht aus. Der Nationalmannschaftsmanager bittet die Fans aber ebenfalls um „einen fairen Umgang mit Manuel“. Dass Neuer im DFB-Trikot und nicht im Bayern-Dress sein erstes Gastspiel auf Schalke nach seinem Wechsel an die Isar gebe, sei ein Vorteil, sagte Bierhoff, „aber es wird für Manuel sicher sehr emotional“.

Dass Neuer, der sich selbst als „coole Sau“ bezeichnet, so gelassen mit der Situation umgeht, beeindruckt nicht nur Bierhoff, sondern auch Bundestrainer Joachim Löw. Wie es in Neuer aussieht, weiß aber keiner der beiden. Vor seinem 22. Länderspiel strahlt Neuer jedenfalls eine unglaubliche Ruhe aus.

Der 1,93 Meter große Torwart, der bei Schalke sein Bundesliga-Debüt mit 20 Jahren gegeben hatte und nur wenige Monate später erstmals zum Fitnesstest der A-Nationalmannschaft eingeladen wurde, hat sich bestens in München eingelebt. „Ich wollte mein Leben verändern und habe mein Leben verändert. Ich muss mich jetzt selbst organisieren und bekomme das in München sehr gut hin“, sagt Neuer, der vereinzelte Anfeindungen einiger Bayern-Ultras nicht überbewerten will. „Seit ich bei den Bayern bin, habe ich keine unangenehmen Vorfälle mit Fans erlebt“, versichert der gebürtige Gelsenkirchener. Wenn er das nach dem Spiel am Freitag auch behaupten kann, freut sich nicht nur Mama Marita.