Der Bundestrainer setzt heute Abend im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich statt des Dortmunder Shootingstars im Mittelfeld auf Toni Kroos.

Düsseldorf. Die Ausgangslage ist so eindeutig wie komfortabel: Ein Sieg fehlt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft noch, um sich vorzeitig für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine zu qualifizieren. Wie das womöglich entscheidende Tor heute (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de/ZDF) in Gelsenkirchen gegen Österreich fällt, ist ungewiss. Es könnte aber so ablaufen: Abschlag Neuer auf Lahm, der kurz auf Badstuber ablegt. Dieser gibt den Ball in die Mitte zu Schweinsteiger, der sich nach einem Doppelpass mit Kroos den Freiraum verschafft, um das Spiel nach rechts auf den für Höwedes eingewechselten Boateng zu verlagern. Dieser schickt Müller steil, dessen scharfe Flanke Klose per Kopf vollendet.

Sieben Spieler des FC Bayern (plus ein ehemaliger Münchner) wären an solch einem Spielzug beteiligt, was die derzeitige personelle Dominanz des Rekordmeisters in der DFB-Auswahl verdeutlicht. Nicht zu vergessen Mario Gomez, der verletzt fehlt, auf Sicht aber die klare Nummer eins in der Sturmspitze sein wird. Die Blockbildung als wirksames Mittel, um die internationale Vorherrschaft der Spanier zu brechen, deren Nationalteam sich vor allem aus Akteuren des FC Barcelona und von Real Madrid zusammensetzt?

+++ Kommentar: Luxusprobleme für Joachim Löw +++

+++ DFB-Splitter zur Partie gegen Österreich +++

"Mehr als ein Block zählt für mich die Qualität der einzelnen Spieler", entgegnet Joachim Löw. "Während des Umbruchs 2004/05 wäre das wünschenswert gewesen, aber mittlerweile haben wir es geschafft, eine Spielidee zu entwickeln. Die Spieler kapieren, was ich als Trainer will, und müssen in der Lage sein, dies auch umzusetzen."

Für einen Toni Kroos hat es sich aber offensichtlich ausgezahlt, im Verein jeden Tag auf Top-Niveau zu trainieren und internationale Erfahrungen sammeln zu dürfen. "Toni hat mich zuletzt in seiner Rolle zwischen der Zehner- und Sechserposition immer überzeugt", lobte der Bundestrainer und kündigte an, dass Kroos gegen Österreich das deutsche Spiel im Zentrum zusammen mit Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil gestalten soll. Für einen, der nach seinem überragenden Auftritt gegen Brasilien noch als Jahrhunderttalent gefeiert wurde und als heißeste Aktie auf dem Fußballmarkt gilt, bedeutete dies im Umkehrschluss den Bankplatz: Mario Götze.

Am Donnerstag führte Löw ein Vieraugengespräch mit dem 19-jährigen Dortmunder, um ihm seine Beweggründe zu erläutern. Angesichts der gesteigerten Konkurrenzsituation kann es sich Löw leisten, sein Team personell so aufzustellen, dass sein gewünschter Spielstil möglichst optimal umgesetzt wird. Und im Löwschen System soll Götze künftig eine tragende Rolle im Zentrum spielen. "Dort hat Mario das Spiel in der Breite und Tiefe vor sich, er kann außergewöhnliche Pässe spielen. Ich weiß, in Dortmund spielt er bevorzugt auf der rechten Seite und könnte auch auf links eingesetzt werden. Aber in der Nationalmannschaft sehe ich auf den Außenpositionen Spieler, die ständig tief gehen. Mit Müller, Podolski, Großkreutz, Schürrle oder Reus haben wir diese Typen in der Mannschaft." Zugleich betonte Löw, dass es durchaus denkbar sei, dass Özil und Götze im DFB-Dress auch einmal zusammenspielen. Der BVB-Star muss sich gedulden und einsehen, dass ihn Löw behutsam ins Team integrieren will. Schließlich muss sich Götze mit seinem Klub auch erstmals in der Champions League mit den Besten Europas messen.

Lukas Podolski dürfte sich freuen über die personellen Überlegungen des Bundestrainers. Die Konkurrenz für den Kölner ist sowieso groß genug. Dass die Leistungskurve des 90-fachen Nationalspielers seit Monaten nach unten zeigt, sprach auch Löw in dieser Woche offen an: "Lukas ruft sein großes Potenzial nicht ab." Im Grunde spielt aber nicht nur Podolski auf Bewährung, sondern das gesamte Team, schließlich erwartet Löw von seinen Spielern, das Niveau bis zur EM-Endrunde weiter zu steigern und die "Mission 2012" zu erledigen, also den Titelgewinn. Die Qualifikation als erstes deutsches Team ohne Punktverlust zu beenden, ist deshalb das neue Ziel, bestätigten Löw und Bastian Schweinsteiger unisono. Ein Sieg über Österreich alleine reicht dem Bundestrainer nicht: "Die Spieler haben klare Vorgaben erhalten. Wir wollen wie gegen Brasilien Druck erzeugen und fußballerisch überzeugen."