DFB-Team löst zum elften Mal das Euro-Ticket – Auch Podolski trifft – Klose erhält das 1:0 zugesprochen

Gelsenkirchen. Geführt von einem fantastisch auftrumpfenden doppelten Torschützen Mesut Özil hat sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit einem 6:2 (3:1) gegen Österreich zum elften Mal hintereinander die Teilnahme an einer Europameisterschaft gesichert. Das phasenweise großartig aufspielende Team von Bundestrainer Joachim Löw, das durch Miroslav Klose, Lukas Podolski, Andre Schürrle und Mario Götze zu weiteren Treffern kam, setzte mit dem achten Sieg im achten Qualifikationsspiel eine Erfolgsserie fort, die es noch nie gegeben hat.

Die deutsche Mannschaft buchte nicht nur als erstes von 14 Teams nach den gesetzten Gastgebern das Euro-Ticket. Als erste Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) könnte sie die Qualifikation auch ohne Punktverlust beenden.

Mit einem Fußballfest wie beim 3:2 gegen Brasilien begeisterte der WM-Dritte die deutschen Fans unter den 53.313 Zuschauern. Kleine Schönheitsflecke waren die Gegentreffer des Bremers Marko Arnautovic (42.) und von Martin Harnik vom VfB Stuttgart (51.).

„Als Verteidiger ärgert man sich immer über Gegentore, aber heute überwiegt die Freude, dass wir die Qualifikation geschafft haben. Heute hat die Mannschaft gezeigt, zu was sie in der Lage ist. Das ist einfach nur schön“, sagte DFB-Kapitän Philipp Lahm.

„Wir haben die Qualifikation souverän geschafft, früher geht es gar nicht. Die Mannschaft hat wirklich Hervorragendes geleistet“, sagte Bundestrainer Löw. „Es war ein schöner Fußballabend. Ich denke, ich habe das Vertrauen des Bundestrainers heute mit einer guten Leistung bestätigt“, sagte Lukas Podolski. „Wir haben uns das Leben immer wieder selbst schwer gemacht, so kann man hier auf keinen Fall bestehen“, sagte Österreichs Kapitän Christian Fuchs.

Die junge deutsche Mannschaft wirkte mit dem Block aus sieben Bayern-Profis wie aus einem Guss. In der starken Mannschaft, die vor Spielfreude sprühte, setzte aber der gebürtige Gelsenkirchener Özil die spielerischen Höhepunkte, der den drei Jahre jüngeren Dortmunder Mario Götze aus der Startelf verdrängt hatte. Das 1:0 des 22 Jahre alten Spielmachers von Real Madrid sprach Schiedsrichter Tagliavento aus Italien nach der Partie Miroslav Klose zu, weil er den Ball noch ganz leicht touchiert hatte. Dass Özil das zweite Tor in Weltklassemanier ganz alleine erzielte, war dagegen unumstritten.

Nach einer ersten Torchance für Österreich, bei der Mats Hummels einen gefährlichen Schuss von Martin Harnik abblockte (6.), übernahm die deutsche Elf die Kontrolle. Bastian Schweinsteiger flankte von rechts, die Kopfballabwehr von Emanuel Pogatetz geriet zu kurz. Özil nahm den Ball an der Strafraumgrenze volley, die Kugel flog von Kloses Fuß ins linke untere Eck (8.). Es war das 62. Tor in seinem 111. Länderspiel. Der Lazio-Stürmer ist damit wieder einen Treffer an Rekordhalter Gerd Müller (68 Tore) herangerückt.

Auch Özil und Klose waren sich zunächst nicht sicher, wer nun entscheidend am Ball war: „Für uns ist es unwichtig, wer die Tore macht“, sagte Özil. „Ich denke, dass ich ihn noch mit dem Knöchel berührt habe, aber letztlich ist es egal“, sagte Klose.

Der Deutsch-Türke Özil versetzte 15 Minuten später das Publikum in Verzückung, als er nach einen herrlichen Alleingang und herrlichem Doppelpass mit Klose Torwart Christian Gratzei umkurvte und den Ball ins leere Tor schob (23.). Als sich Holger Badstuber, der mit Mats Hummels wieder die Innenverteidigung bildete, während Per Mertesacker auf der Bank Platz nehmen musste, in den Angriff einschaltete, kam der große Moment von Lukas Podolski. Der Kölner, vorher von Löw zu besseren Leistungen ermahnt, beförderte den Ball wuchtig mit einem seiner gefürchteten Flachschüsse ins Tor (28.). Nach einem Abstimmungsproblem in der Abwehr fiel vor der Pause der Anschlusstreffer, nach der Halbzeit war es erneut Özil, der zum 4:1 traf, wobei der für Schalke spielende Christian Fuchs den Schuss unhaltbar für Gratzei abfälschte (47.).

Die Österreicher, die zuletzt 1985 gegen Deutschland gewannen, beteiligten sich am Torfestival. Arnautovic bediente Harnik, der zum 4:2 traf (51.). In der Halbzeit kam mit Jerome Boateng der achte Bayern-Spieler für den Schalker Benedikt Höwedes als rechter Verteidiger. Deutschland zauberte weiter, immer wieder bekam das Team brausenden Szenenapplaus. In der 84. und 89. Minute erhöhten die eingewechselten Schürrle und Götze, Letzterer mit einem sehenswerten Volleyschuss, sogar noch auf 6:2.

Am Dienstag beim Testspiel in Danzig gegen Polen können die DFB-Spieler bereits das ins Auge gefasste EM-Quartier in Badeort Sopot unter Augenschein nehmen. Da die EM-Teilnahme perfekt ist, wird das Hotel Dwor Oliwski in Kürze fest gebucht. Mit dem Sieg gegen Österreich steht zudem fest, dass die deutsche Elf am 11. November einen Test gegen die Niederlande in Hamburg und am 15. November einen weiteren gegen die Ukraine in Kiew bestreiten wird. Dort kann sie das Stadion kennenlernen, in dem am 1. Juli 2012 das EM-Finale stattfindet.

Deutschland: Neuer - Höwedes (46. Boateng), Hummels, Badstuber, Lahm - Schweinsteiger - Müller, Kroos (85. Götze), Özil, Podolski (74. Schürrle) - Klose.

Österreich: Gratzei - Klein, Schiemer, Pogatetz, Fuchs - Ekrem Dag, Baumgartlinger, Alaba, Royer (73. Hoffer) - Harnik, Arnautovic.

Tore: 1:0 Klose (8.), 2:0 Özil (23.), 3:0 Podolski (28.), 3:1 Arnautovic (42.), 4:1 Özil (57.), 4:2 Harnik (51.), 5:2 Schürrle (83.), 6:2 Götze (89.) Zuschauer: 53 000. Schiedsrichter: Tagliavento (Italien).

Pressestimmen

„Die Neue Kronen Zeitung“: Der Deutschland-Express überrollt Österreich mit 6:2. Keine Chance für Arnautovic und Co.„

“Der Kurier„: 2:6 – schwere Schlappe gegen Deutschland. Die Deutschen haben mit der Constantini-Elf ihren Spaß, kommen spielerisch leicht zu einem Kantersieg. Österreich wurde im EM-Qualifikationsspiel den Befürchtungen gerecht. In fast jeder Hinsicht. 2:6 – so ein Ergebnis erhitzt die Teamchef-Diskussion. Jedenfalls ist der Abstand zur internationalen Klasse hoch. Höher als befürchtet.

“Der Standard: Deutschland watscht Österreich ab.

„Die Presse“: Von Deutschland an die Wand gespielt. Österreich geriet in Gelsenkirchen mit 2:6 unter die Räder. Ein Gala-Abend von Real-Madrid-Star Özil. Rang zwei könnte zwar mathematisch noch erreicht werden, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sich die Ära von Teamchef Didi Constantini dem Ende zuneigt.„

“Wiener Zeitung„: Der Abend der Hydranten – Deutschland hat keine Mühe und trifft nach Belieben. Kleine Chance auf EM besteht noch.

“Österreich„: Österreich geht in Deutschland 2:6 unter. EM-Chance damit endgültig dahin. Das war's wohl für Didi Constantini. Sitzt er gegen Türkei noch auf der Bank?