Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger bescheren Bayern München einen 3:1-Sieg gegen Madrid im Elfmeterschießen.

Madrid. Der Traum vom Endspiel im eigenen Stadion ist für den FC Bayern München wahr geworden. Mit der Willenskraft eines Champions holte das Team von Jupp Heynckes im Halbfinal-Rückspiel bei Real Madrid einen 0:2-Rückstand auf und zog mit dem 3:1 im Elfmeterschießen zum vierten Mal nach 1999, 2001 und 2010 ins Finale der Champions League ein, in dem am 19. Mai der FC Chelsea der Gegner ist.

Zum Helden des Abends avancierten Torhüter Manuel Neuer, der die Schüsse von Cristiano Ronaldo und Kaká parierte, und Bastian Schweinsteiger, der den entscheidenden Elfmeter verwandeln konnte. Vor ihm hatten auch David Alaba und Mario Gomez getroffen, während Philipp Lahm und Toni Kroos gescheitert waren.

Trotz des schnellen Rückstandes durch zwei Tore von Cristiano Ronaldo (6./Handelfmeter, 14.) behielten die Bayern die Nerven und kamen vor 80 000 Zuschauern im Bernabeu-Stadion durch Arjen Robben (27./Foulelfmeter) zum 1:2. Damit herrschte nach dem 2:1-Hinspielsieg der Münchner Gleichstand. Fehlen werden dem deutschen Rekordmeister im Endspiel David Alaba, Luiz Gustavo und Holger Badstuber, die ihre dritte Gelbe Karte im Wettbewerb sahen.

In der von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zum "Kampf der Giganten" erhobenen Begegnung wurden die Münchner durch Ronaldos Doppelschlag eiskalt erwischt, kämpften sich aber bravourös zurück. "Ein Spiel mit wahnsinnig vielen Torchancen. Das zeigt, dass beide Mannschaften offensiv stark sind, aber in der Defensive ein paar Probleme haben. Die Bayern haben sich von dem frühen Rückstand gut erholt", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Angetrieben von Toni Kroos und Robben, der sich durch eine vergebene Großchance zu Beginn nicht entmutigen ließ, erarbeiteten sich die Bayern in der packenden Partie sogar ein Chancenplus. Im Abschluss fehlte allerdings die Entschlossenheit. Allen voran Mario Gomez vergab mehrfach in aussichtsreicher Position. Nach schwachem Start zeigte Schweinsteiger nach langer Verletzungspause wieder viel Präsenz auf dem Platz. Auch die anfangs überforderte Abwehr steigerte sich und ließ später kaum noch etwas zu.

Gegen einen entschlossen loslegenden Gegner waren die Bayern in der Anfangsphase überhaupt nicht im Bilde. Gerade einmal acht Sekunden waren gespielt, als Neuer beim Abschlag am Ball vorbeitrat, und diese Szene hatte fast Symbolcharakter. Konnte Neuer in der 3. Minute gegen den frei zum Schuss kommenden Sami Khedira noch ein Gegentor verhindern, so war er wenig später gegen Ronaldo machtlos. Der Portugiese traf vom Elfmeterpunkt aus, nachdem Alaba einen Schuss von Angel di Maria aus kurzer Distanz mit der Hand abgeblockt hatte, und erzielte im 58. Pflichtspiel der Saison sein 61. Tor.

Die Bayern steckten den Rückstand aber erstaunlich gut weg und hätten durch Robben ausgleichen müssen. Dem Niederländer spielten allerdings ähnlich wie zwei Wochen zuvor beim 0:1 in Dortmund die Nerven einen Streich, als er Alabas Flanke aus fünf Metern über den Kasten jagte (8.). Doch schon nach knapp einer Viertelstunde schien das Konzept der Münchner mit dem zweiten Gegentreffer endgültig über den Haufen geworfen. Nach Ballverlust von Kroos bediente Mesut Özil Cristiano Ronaldo, der Neuer mit einem platzierten Flachschuss aus 14 Metern keine Chance ließ.

Erst ein Schubser von Reals Abwehrspieler Pepe gegen den zum Kopfball ansetzenden Mario Gomez brachte die Bayern ins Spiel zurück. Trotz seines frühen Fehlschusses schnappte sich Robben den Ball und trat zum Strafstoß an, mit dem er Iker Casillas zum Anschlusstor überwand. Sieben Minuten später verpasste Gomez die große Chance zum 2:2, als er frei vor dem Real-Tor zum Abschluss kam, aber Casillas anschoss. Nach dem Seitenwechsel gelang es immer häufiger, die Spanier trotz manch guter Idee von Özil vom eigenen Tor fernzuhalten. "Die Mannschaft hat immer an sich geglaubt, das war entscheidend", lobte Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

England feierte derweil seine "Betonmischer von Barcelona". Als die Spieler des FC Chelsea nach London zurückkehrten, waren sie in den Medien längst zu Fußballgöttern aufgestiegen. "Sie sind alle Helden", titelte "The Sun" nach dem 2:2 beim Titelverteidiger. Wie den Zeitungen war auch den Hauptdarstellern völlig egal, dass die restliche Fußball-Welt der destruktiven Spielweise und dem Chelsea-Catenaccio nichts abgewinnen konnte.

Routinier Frank Lampard bezeichnete den zweiten Finaleinzug der Londoner nach 2008 als einen "der größten Erfolge" der Klubgeschichte, Teammanager Roberto Di Matteo hatte sogar ein Sieger-Gen bei seinen Schützlingen ausgemacht. "Wir haben in dieser schwierigen Saison immer etwas Besonderes geleistet, wenn es darauf ankam. Das ist ein Teil der DNA meiner Spieler", sagte der Italiener.

Real Madrid - FC Bayern München

Real Madrid: 1 Casillas - 17 Arbeloa, 4 Ramos, 3 Pepe, 12 Marcelo - 14 Alonso, 6 Khedira - 22 Di Maria (75. Kaka), 10 Özil (111. Granero), 7 Ronaldo - 9 Benzema (106. Higuain). - Trainer: Mourinho

Bayern München: 1 Neuer - 21 Lahm, 17 Boateng, 28 Badstuber, 27 Alaba - 30 Luiz Gustavo, 31 Schweinsteiger - 10 Robben, 39 Toni Kroos, 7 Ribery (95. Müller) - 33 Gomez. - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Viktor Kassai (Ungarn)

Zuschauer: 80.000 (ausverkauft)

Tore: 1:0 Ronaldo (6., HE), 2:0 Ronaldo (14.), 2:1 Robben (27., FE)

Elfmeterschießen: Alaba (Bayern München) 0:1

Ronaldo (Real Madrid) vergeben 0:1

Gomez (Bayern München) 0:2

Kaka (Real Madrid) vergeben 0:2

Toni Kroos (Bayern München) vergeben 0:2

Alonso (Real Madrid) 1:2

Lahm (Bayern München) vergeben 1:2

Ramos (Real Madrid) vergeben 1:2

Schweinsteiger (Bayern München) 1:3