Weltfußballer Messi ist die tragische Figur bei Barcelonas Champions-League-Aus gegen den FC Chelsea. Der Argentinier vergab einen Elfmeter.

Barcelona. Wie ein begossener Pudel trottete Lionel Messi vom Platz. Sein Kopf schien 100 Kilogramm schwer. Als könne er ihn nicht auf den Schultern tragen, so tief hing er auf dem Brustbein des Mannes, der in der Regel den Karren aus dem Dreck zieht, wenn es beim FC Barcelona mal nicht so läuft, wie es das Fußball-Zauberbuch vorsieht. Doch der Weltfußballer, der Außerirdische, der Einzigartige oder auch der Göttliche, wie er in wechselnden Superlativen immer wieder genannt wird, diesmal verwandelte er sich vor 95.000 Fans im Camp Nou zu einem normalen Menschen. Und zur tragischen Figur.

Pfosten und Latte traf Messi – zweites sogar per Strafstoß vom Elfmeterpunkt – doch ein Tor wollte ihm im Halbfinal-Rückspiel der UEFA Champions League gegen den FC Chelsea einfach nicht gelingen. Und so jubelten am Ende die Engländer. Sie hatten bereits im Hinspiel mit destruktiver Mauertaktik ein glückliches 1:0 erkämpft und ließen am Dienstag in Barcelona mit ebendiesem Stil ein sensationelles 2:2 folgen. Damit steht Chelsea zum zweiten Mal nach 2008 im Finale der Königsklasse – und Barcelona mit leeren Händen da.

Was ist nur mit Messi los? Das fragen sich alle, die den Hochgeschwindigkeits-Dribbler bewundern – eine Antwort bleibt aus. „Wir sind Leo sehr dankbar. Ohne ihn wären wir nie so weit gekommen“, sagte Trainer Pep Guardiola ausweichend. „Er ist ein Vorbild für alle Spieler. Das sind nun traurige Stunden für ihn, aber das gehört zum Fußball.“ Der tragische Held selbst schweigt.

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14 Tore hatte der kleine Argentinier in den ersten neun Partien der Champions League erzielt – und ganz nebenbei derer 41 in der Primera Division. Dann kam das Halbfinale und diese Woche zum Vergessen: Kein Tor in London am vergangenen Mittwoch, nur Fehlschüsse beim 1:2 am Samstag gegen Real Madrid, das zu allem Übel die Meisterschaft zugunsten des verhassten Rivalen entschied. Und auch am Dienstag im Rückspiel gegen Chelsea nichts Zählbares vom 24-Jährigen.

Sergio Busquets (35.) und Andres Iniesta (43.) – immerhin auf Vorlage von Messi – schienen Barca mit ihren Toren zunächst in Richtung München zu schießen – zumal Chelsea ab der 37. auf Kapitän John Terry verzichten und nach dessen Roter Karte mit neun Feldspielern weitermachen musste. Doch der Brasilianer Ramires in der Nachspielzeit der ersten und der eingewechselte Fernando Torres in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte machten die katalanischen Träume einer Titelverteidigung im Finale am 19. Mai zunichte. Mal wieder war es der FC Chelsea, der Klub, gegen den die Katalanen keines ihrer sieben Spiele in den vergangenen sechs Jahren gewinnen konnten. 2009 hatte Barca mit viel Glück nach zwei Remis das Finale erreicht. Diesmal war alles Glück auf der anderen Seite versammelt.

„Große Enttäuschung beherrscht mich, wir haben fantastisch gespielt, aber es hat nicht gereicht. Unterm Strich haben wir versagt, denn wir haben einfach nicht getroffen“, sagte Guardiola. „Chelsea hat sehr gut verteidigt, zum Teil nur im Strafraum. Vor allem haben sie effektiv gekontert, daher gratuliere ich ihnen. Wir können uns nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben.“ Und dann sagte Guardiola, der seinen am Jahresende auslaufenden Vertrag immer noch nicht verlängert hat, noch etwas, das vielerlei Interpretation zuließ. Er kündigte Gespräche mit seinem Präsidium an: „Wir müssen darüber reden, was in den letzten Tagen hier passiert ist und dann unsere Schlüsse ziehen.“ Schmeißt der Übertrainer hin? Ist die Last der ewigen Favoritenrolle auf Dauer nicht zu schultern? Abwarten.

Die aktuelle Saison kann Barca nur noch in einer Partie retten: Am 25. Mai trifft Barca im spanischen Pokalfinale auf die starken Basken von Athletic Bilbao. Bis dahin sollte Messi wieder zurück zu göttlicher Form finden, sonst könnte das Jahr 2012 nach zuletzt 13 von 16 möglichen Titeln mal wieder ein Jahr ohne Trophäen werden für den FC Barcelona.

Die Aufstellungen

FC Barcelona: Victor Valdes - Piqué (26. Alves), Mascherano, Puyol - Xavi, Busquets - Fabregas (74. Keyta), Iniesta - Messi, Sanchez, Cuenca (67. Tello). Trainer: Pep Guariola

Chelsea London: P. Cech - Ivanovic, G. Cahill (12. Bosingwa), Terry, A. Cole - Raul Meireles, Mikel - Mata (58. Kalou), Lampard, Ramires - Drogba. Trainer: Roberto di Matteo

SR: Cüneyt Cakir (Türkei)

Z.: 94.629

Rote Karte: Terry (Tätlichkeit, 37.)

Bes. Vorkommnisse: Messi verschießt Foulelfmeter (49.)

Tore: 1:0 Busquets (35.), 2:0 Iniesta (44.), 2:1 Ramires (45.), 2:2 Torres (90.)