Hamburgs Eishockeystürmer bricht sich im Play-off-Viertelfinale gegen die Eisbären das Wadenbein. Die Serie ist nun wieder völlig offen.

Hamburg. Dass es eine lange, umkämpfte Viertelfinalserie werden würde, hatten viele Experten erwartet. Umso bitterer war es für die Hamburg Freezers, dass sie am Dienstagabend die Chance verpassten, mit 3:1 Siegen in Führung zu gehen und Titelverteidiger Eisbären Berlin im nächsten Spiel unter den Druck des Gewinnenmüssens zu setzen. Das bittere 2:3 (2:2, 0:0, 0:0, 0:1) nach Verlängerung war nicht nur unnötig, sondern ein doppelter Tiefschlag, weil sich Nationalstürmer Jerome Flaake schwer verletzte.

Cheftrainer Benoît Laporte musste ohnehin schon auf zwei seiner Topstürmer verzichten. Thomas Oppenheimer, der sich am Montag beim 8:4-Sieg im dritten Spiel der Serie eine Schädelprellung zugezogen hatte, fehlte ebenso wie Eric Schneider. Der Play-off-Topscorer war in Berlin nach einem Crosscheck gegen James Sharrow mit einer Matchstrafe belegt worden. Über die Dauer seiner Sperre wird die Deutsche Eishockey-Liga an diesem Mittwoch entscheiden. Dass Sharrow, der am Montag scheinbar schwer verletzt vom Eis geführt werden musste, 24 Stunden später wieder quicklebendig Eishockey spielen konnte, machte ihn zum Buhmann der Freezers-Fans.

Angesichts der 31 Tore, die in den ersten drei Partien gefallen waren, erwarteten die 9425 Zuschauer in der O2 World erneut ein Offensivspektakel, doch zunächst versuchten beide Teams, defensiv sicher zu stehen. Das gelang bis zur zwölften Spielminute, dann brach der in der Hauptrunde so oft kritisierte Brandon Reid den Bann und traf mit einem halbhohen Schuss zur Führung, die verdient war. Bei fünf gegen fünf waren die Hamburger das deutlich bessere Team.

Leider jedoch hatten die als pingelig berüchtigten Schiedsrichter Roland Aumüller und Daniel Piechaczek wieder einmal beschlossen, entscheidend ins Spielgeschehen einzugreifen. Einen harmlosen Zweikampf legten sie dem Hamburger Rob Collins als Behinderung aus, und weil zuvor bereits David Wolf mit einer - in diesem Fall allerdings berechtigten - Strafe in die Box geschickt worden war, hatte Berlin doppelte Überzahl, was für den Eisbären-Sturm eine Einladung zum Toreschießen darstellt. TJ Mulock nahm das Angebot dankend an. "Aumüller raus", schallte es von den Rängen.

Dass beide Mannschaften nicht auf ihre Torhüter bauen können, war nicht nur an der Torquote von 10,3 pro Spiel abzulesen, sondern zeigte sich auch zum Ende des Startdrittels. Zunächst ließ Berlins Rob Zepp vor dem 2:1 durch Wolf einen Puck nach vorn abprallen, vor dem erneuten Ausgleich durch Julian Talbot ließ sich Hamburgs Niklas Treutle, der grundsätzlich solide hielt, düpieren.

Was den Zuschauern anschließend geboten wurde, grenzte fast an eine Sensation: 40 Spielminuten ohne Tore! Und dennoch mit einem Verlierer, denn Jerome Flaake musste in der 32. Spielminute mit einer Trage vom Eis und ins Marienkrankenhaus gebracht werden. Bei einem undurchsichtigen Gewühl vor dem Eisbären-Tor erlitt der Topscorer der Hauptrunde einen Bruch des linken Wadenbeins. Beim Abtransport schlug er die Hände vors Gesicht. Seine Mannschaftskameraden hatten den Schock jedoch schnell verdaut und durch Pettinger kurz vor der zweiten Pause die Riesenchance zur Führung, als dieser aus zentraler Position zwei Meter vor dem Tor Zepp anschoss.

Wieviel Substanz es die Spieler gekostet haben muss, innerhalb von 24 Stunden zwei Spiele zu bestreiten, wurde im dritten Drittel deutlich. Rob Collins' Lattentreffer nach 40 Sekunden war die größte Chance, anschließend versuchten beide Teams trotz weiterhin intensiver Zweikampfführung, die Wechsel kurz und das Spiel einfach zu halten. Die Freezers waren das optisch überlegene Team und wollten die Entscheidung erzwingen, was jedoch trotz doppelter Überzahl in den letzten 67 Sekunden nicht gelang.

Und so kam in der ersten Verlängerung, was zu befürchten war: Ihre erste Überzahlsituation nutzten die Eisbären zum 3:2-Siegtreffer, der ihnen für das fünfte Spiel der Serie am Donnerstag (19.30 Uhr) Aufwind geben dürfte. Da es auf jeden Fall am Ostersonnabend (17.30 Uhr) ein sechstes Spiel in Hamburg geben wird, sind die Tickets dafür ab sofort erhältlich.

Tore: 1:0 (11:55) Reid (Murphy), 1:1 (14:11) TJ Mulock (Talbot, Locke) 5-3, 2:1 (17:42) Wolf (Festerling, Roy), 2:2 (19:42) Talbot (Caldwell), 2:3 (65:21) Talbot 5-4. Strafminuten: 18 + 10 Wolf/18 + 10 Sharrow. Schiedsrichter: Aumüller/Piechaczek (Ottobrunn/Finning). Zuschauer: 9425.