Nach dem beeindruckenden 8:4-Triumph bei den Eisbären Berlin im dritten Play-off-Spiel haben die Hamburger beste Aussichten, das Halbfinale zu erreichen.

Berlin. Sechs Minuten waren noch zu spielen im dritten Spiel der Viertelfinal-Play-off-Serie zwischen den Eisbären Berlin und den Hamburg Freezers, als sich auf Seiten der Gäste endlich Entspannung einstellte. Gerade hatte Daniel Nielsen das 8:4 erzielt, und obwohl es in den ersten beiden Partien erstaunliche Comebacks gegeben hatte - Berlin bog ein 0:4 zu einem 6:5, Hamburg ein 1:3 vier Minuten vor Schluss in ein 5:3 - glaubte niemand mehr an ein erneutes Wunder. Und dieses blieb am Montagabend tatsächlich aus. Mit dem 8:4 (3:0, 4:3, 1:1)-Auswärtssieg, dem ersten Erfolg in der Hauptstadt seit Oktober 2010, ging die Mannschaft von Cheftrainer Benoît Laporte mit 2:1 in Führung und hat den zum Weiterkommen nötigen Auswärtssieg geschafft.

Wie schon am vergangenen Mittwoch beim ersten Spiel der Serie protestierten die Fans der Eisbären gegen die Kartenpreispolitik von Teameigner Anschutz Entertainment Group (AEG), der zur kommenden Saison die Dauerkarten drastisch verteuern will. Allerdings verließen die Anhänger nicht bei Spielbeginn die O2 World, stattdessen schwiegen sie, während das Spiel lief. Wie unsensibel die Clubführung mit dem Aufruhr der Fans umgeht, zeigt der Fakt, dass zum fünften Spiel der Serie am Donnerstag die Einzelkartenpreise um bis zu 40 Prozent angehoben werden sollten. Diese Maßnahme wurde zwar zurückgenommen, sorgte jedoch für zusätzliche Verärgerung.

Wie wenig sich die Freezers von den (nicht vorhandenen) Nebengeräuschen ablenken ließen, wurde im ersten Drittel deutlich. Die Gastgeber sahen sich einem Gegner gegenüber, der sie mit ihren eigenen Waffen schlagen wollte. Kalt bis in die Haarspitzen präsentierten sich die "Eisschränke", und so war die logische Folge, dass sie ihre erste Torchance zum 1:0 nutzten. Der erneut sehr agile Colin Murphy spielte Brandon Reid zentral frei, und der ließ Berlins Torhüter Rob Zepp mit einem Schuss ins linke Eck keine Chance.

Der Meister ist verunsichert

In der Folge war auffällig, dass die Freezers mit Bedacht angriffen und versuchten, die Situationen spielerisch zu lösen, um die vogelwild agierende Berliner Defensive zu Fehlern zu zwingen. Zweimal gelang ihnen das mustergültig. Zunächst schloss Thomas Dolak, der in den Play-offs endlich seine Form gefunden hat, ein Zuspiel von Kevin Schmidt per Direktschuss unter die Latte ab. Dann war es "Mister Play-off" Eric Schneider, der per Handgelenksschuss sein viertes Tor in dieser Serie erzielte.

Wie verunsichert der Meister in diesen Tagen ist, war im zweiten Drittel zu sehen. Nachdem Schneider und Dolak ihre Torkonten aufgestockt hatten, nahm Eisbären-Coach Don Jackson den erneut schwachen Torwart Zepp vom Eis und ersetzte ihn durch Sebastian Elwing, der jedoch kurze Zeit später auch schon zweimal geschlagen war, weil Rob Collins doppelt traf. Vor dem 6:1 durch einen Penalty hatte sich allerdings Thomas Oppenheimer bei einem Sturz gegen das Torgestänge schwer verletzt.

Als dann Schneider nach einem dämlichen Crosscheck mit Verletzungsfolge eine Matchstrafe kassierte und deshalb mindestens für eine Partie ausfällt, begann trotz des komfortablen Vorsprungs das Zittern. Und die Eisbären bissen, zwei Tore innerhalb von 20 Sekunden brachten sie noch vor der zweiten Pause ins Spiel zurück.

Was die Freezers im Schlussabschnitt boten, war nur mit der Starre zu erklären, die das Kaninchen vor der Schlange erleidet. Sinnlose Strafen paarten sich mit der Unlust, den entscheidenden Schritt zu machen. Doch weil das Gift der Berliner Schlange nicht ausreichte, zitterten sich die Hamburger Kaninchen zum Sieg. Zeit zum Erholen bleibt beiden Teams kaum, schon am heutigen Dienstag (19.30 Uhr, O2 World) treffen sie zum vierten Spiel aufeinander. Spannend wird sein, wie sie die bisherigen drei Matches noch toppen wollen.

Tore: 0:1 (11:26) Reid (Murphy, Pettinger), 0:2 (16:53) Dolak (Schmidt, Roy), 0:3 (19:41) Schneider (Oppenheimer, Roy), 1:3 (21:57) Tyson Mulock (Locke, K. Braun), 1:4 (23:02) Schneider (Köppchen, Oppenheimer), 1:5 (25:29) Dolak (Jakobsen, Roy), 1:6 (26:05) Collins Penalty, 1:7 (35:17) Collins (Reid, Schubert), 2:7 (39:31) Christensen (K. Braun, Rankel) 4-3, 3:7 (39:51) Olver (TJ Mulock, K. Braun) 4-3, 4:7 (44:22) K. Braun (Olver, Arniel) 5-4, 4:8 (53:53) Nielsen (Bettauer, Collins)

Strafminuten: 17 + 20 Tallackson/19 + Matchstrafe Schneider

Schiedsrichter: Bauer/Schimm (Nürnberg/Waldkraiburg)

Zuschauer: 13.800