Der Freezers-Chef zieht nach einem Jahr im Amt Konsequenzen, die den Trainer schmerzen dürften. Pfad: “Stehe zu 100 Prozent hinter dem Team“.

Hamburg. Dass das Sprichwort von den Augen, die der Spiegel der Seele sind, nicht immer zutrifft, dafür ist Michael Pfad in diesen Tagen ein gutes Beispiel. Wer dem 46-Jährigen gegenübersitzt, der blickt in ein Gesicht, das von Monaten der Enttäuschung kündet. Enttäuschung über eine sportliche Talfahrt, die der Geschäftsführer der Hamburg Freezers sich nicht hatte vorstellen können, als er vor einem Jahr als Nachfolger von Boris Capla seinen Job beim Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) antrat. Enttäuschung, die sich in tiefen Ringen unter den Augen ausdrückt, die Pfad sich während des Gesprächs mehrmals reibt.

Das, was Pfad zu sagen hat, spricht indes eine ganz andere Sprache. Natürlich weiß er, dass der Vergleich der aktuellen Tabellen-Situation mit der bei Amtsantritt (siehe unten) nicht lügt. Wer die ersten zwölf Monate seiner Amtszeit nur an den sportlichen Fakten misst, der müsste ein verheerendes Zeugnis ausstellen.

Das Team hat nicht nur weniger Punkte gesammelt als zum Zeitpunkt von Pfads Amtsübernahme, es spielt auch weiterhin nicht das offensiv-attraktive Eishockey, mit dem die neuen Macher den sinkenden Zuschauerzahlen entgegenwirken wollten. Im Gegenteil, vom angepeilten Saisonschnitt (8000) sind die Freezers nach zehn Heimspielen um 1135 Fans entfernt. Pfad bereitet das großes Kopfzerbrechen, aber er vermittelt glaubhaft den Eindruck, aus den Aufgaben eine Motivation zu ziehen, die ansteckend wirkt. "Mir macht die Arbeit bei den Freezers großen Spaß, weil ich spüre, was hier möglich ist", sagt er.

Tatsächlich würde es viel zu kurz greifen, zu Pfads Bewertung nur die sportlichen Fakten heranzuziehen. Vielmehr muss man dem ehemaligen Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zugutehalten, dass er mit Elan und ordentlichem Erfolg diverse Geschäftsbereiche neu geordnet hat. So loben Sponsoren eine "offenere und strukturiertere Ansprache" als unter Caplas Ägide. Andreas Mattner, Vorsitzender des Freezers e. V., der sich um Jugendarbeit und die Auslastung der Volksbank-Trainingsarena kümmert, nimmt Pfad als "sehr engagierten und interessierten Gesprächspartner" wahr.

Gleiches gilt für Kollegen aus den anderen DEL-Klubs. In den DEL-Gremien bringe sich Pfad konstruktiv ein, heißt es. Auf der personell halbierten Geschäftsstelle herrscht trotz chronischer Überlastung ein besseres Klima als früher. Mit dem Arena-Heft "Face off" ist ein Instrument zur Fan- und Kundenbindung hinzugekommen, und durch Aktionen wie die Kooperation mit dem Obdachlosen-Magazin "Hinz & Kunzt" oder dem von Udo Lindenberg gestalteten Trikot konnte Pfad auch sein Lieblingsprojekt, die Verwurzelung des Klubs in der Stadt, anschieben.

Auf der anderen Seite fehlt den Freezers weiterhin ein Hauptsponsor, was der Geschäftsführer auf die wegen zu unregelmäßiger TV-Präsenz mangelhafte Öffentlichkeitswirksamkeit zurückführt. "Unser Problem ist die wirtschaftliche Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg, die in kaum einer anderen Sportart so gravierend ist wie im Eishockey", sagt er. Das Wagnis, Stéphane Richer als Sportdirektor und Trainer in Personalunion eine in der DEL einmalige Machtfülle einzuräumen, hat Pfad als problematisch erkannt, auch wenn er es offiziell nicht zugeben würde. Seine Schlussfolgerung lautet anders: "Der größte Fehler meiner bisherigen Amtszeit war, dass ich mich zu wenig eingemischt habe in die Zusammenstellung des Kaders", sagt er. In Zukunft wolle er stärker hinterfragen, warum gewisse Spieler geholt werden und wie sie den Klub mittel- und langfristig weiterbringen. "Wenn ich eins kann, dann ist es, Menschen zu beurteilen", sagt Pfad. Ihm fehle im Team positive Lockerheit. "Die Jungs grübeln zu viel, dabei sollten sie Spaß haben, denn sie erleben die beste Zeit ihres Lebens!"

Richer dürfte diese Ansage mit Entsetzen aufnehmen, schließlich beschwerten er und Teile der Mannschaft sich mehrfach darüber, dass der notorisch ungeduldige und impulsive Pfad sich öffentlich zu Team-Interna äußerte. Der Geschäftsführer lässt sich davon nicht beeindrucken. "Ich bin für das große Ganze verantwortlich, deshalb ist es meine Pflicht, auf gewisse Dinge jetzt Einfluss zu nehmen. Ich kann nicht die Hände in den Schoß legen und hoffen, dass der Erfolg irgendwann kommt", sagt er. Der Freezers-Eigner, die Anschutz Entertainment Group (AEG), der sich auf Anfrage nicht zur Zusammenarbeit mit Pfad äußern wollte, halte zwar noch still, "aber wenn wir es sportlich nicht rumreißen, greifen irgendwann die üblichen Mechanismen".

Dass er von sich aus hinwerfen könnte, weist Pfad von sich: "Ich will den Erfolg, in dieser Stadt, mit diesem Team. Ich stehe zu 100 Prozent hinter den Freezers." Die Ringe unter den Augen sind noch da. Aber darüber blitzt jetzt Angriffslust.