Am Sonntag unterlagen die Hanseaten den Nürnberg Ice Tigers mit 1:3 (0:2, 1:0,0:1). Das einzige Tor für die Freezers erzielte Köttstorfer.

Hamburg. Brett Engelhardt konnte es nicht mehr aushalten. Trainer Stéphane Richer hatte gerade seine kurze Ansprache ans Team beendet, da verließ der Torjäger der Hamburg Freezers mit geschulterter Sporttasche die Kabine. Nichts hören, nichts sagen - nur das Weite suchen, das war es, was Engelhardt wollte. Vielleicht war es auch besser so, denn der als Heißsporn bekannte US-Amerikaner stand kurz vor der Explosion, und das hatte seinen Grund. Beim 1:3 (0:2, 1:0, 0:1) gegen die Nürnberg Ice Tigers war er am Sonntagnachmittag wieder einer der wenigen Hamburger gewesen, denen man unbedingten Siegeswillen anmerkte.

Während Engelhardt in der benachbarten Trainingshalle seinen Frust auf dem Ergometer herausstrampelte, saßen seine Kollegen konsterniert in ihrem Umkleideraum und versuchten, eine Erklärung zu finden für eine Pleite, die für tiefe Ernüchterung sorgte. 42:28 Torschüsse hatten die Freezers verbucht, über weite Strecken das Spiel bestimmt und sich beste Torgelegenheiten herausgearbeitet. Aber den Gästen aus Franken reichten ein Doppelschlag zu Beginn des Spiels, ein verwerteter Konter zum 3:1 und ein starker Torhüter Patrick Ehelechner, um die drei Punkte einzufahren. Mit weniger Aufwand hat man selten ein Gästeteam in der O2 World gewinnen sehen.

Während Geschäftsführer Michael Pfad die Arena umgehend verließ und ankündigte, die ganze Woche nicht für Gespräche zur Verfügung zu stehen, hatten Spieler und Trainer die Ursache für die Pleite schnell erfasst. "Die haben ihre Chancen verwertet, wir nicht, dann kann man eben kein Spiel gewinnen", schimpfte Verteidiger Rainer Köttstorfer, der eine der sieben Überzahlsituationen genutzt hatte, um sich in die Torschützenliste einzutragen. Dass die Freezers ihre Überlegenheit nicht in Zählbares ummünzten, lag zum einen am Pech im Abschluss, als beispielsweise Aleksander Polaczek (30.) das Anschlusstor umstritten aberkannt wurde oder Engelhardt (48.) den Innenpfosten traf. Zum anderen ließen die Offensivakteure jedoch die letzte Entschlossenheit vermissen, die es braucht, um einen Treffer zu erzwingen. "Uns fehlt in vielen Situationen der Killerinstinkt. Der Einsatz ist da, aber der letzte Biss nicht", sagte Richer.

Ein vernichtendes Urteil, das der Coach jedoch nicht als grundsätzliches Problem verstanden wissen will. "Ich weiß, dass die Jungs es können, denn im Training funktioniert es", so Richer, der am Freitag in Krefeld nun Kapitän Alexander Barta anstelle von Garrett Festerling als Center in die Topreihe zwischen Engelhardt und den gestern extrem schwachen Colin Murphy stellen will. Eine weitere Konsequenz hat der Coach indes relativiert. Richer hatte angekündigt, Spieler, die unnötige Strafen kassieren, auf die Tribüne zu setzen. Engelhardt und Michel Ouellet taten dies gestern, dürfen in Krefeld jedoch mitwirken. "Wir brauchen Tore, da kann ich auf die beiden nicht verzichten", sagte der Coach.

Tore: 0:1 (0:51) Brad Leeb (Wilm, Bayda) 5-4, 0:2 (4:19) Grygiel (Eriksson), 1:2 (37:56) Köttstorfer (Tenute, Curry) 5-4, 1:3 (51:07) Kemp (Chouinard). Strafminuten: 10/14. Schiedsrichter: Klau (Sümmern). Zuschauer: 6193. Rekord: Das Spiel München-Straubing (4:5 n. P.) wurde erst nach dem 42. Penalty entschieden. Das ist ein neuer DEL-Rekord. Neun der 42 Penaltys wurden dabei verwandelt.