Hamburg. Laura Ludwig und Louisa Lippmann wollen 2024 in Paris bei Olympia antreten. Wieso die ersten Beach-Turniere besonders wichtig sind.

Wer die Karriere von Laura Ludwig verfolgt hat, der weiß um die Rolle, die Brasilien für Deutschlands beste Beachvolleyballerin spielt. 2016 gewann die 37 Jahre alte Hamburgerin an der Copacabana mit Kira Walkenhorst (32/Essen) Olympiagold, sie absolvierte diverse Trainingslager im größten Land Südamerikas und fühlt sich dort längst so heimisch wie in Halstenbek, wo sie mit Ehemann Imornefe Bowes und den beiden Söhnen Teo (4) und Lenny (elf Monate) lebt.

Es mag deshalb ein gutes Omen sein, dass der voraussichtlich letzte Abschnitt ihrer Leistungssportkarriere in Brasilien seinen Anfang nimmt. Beim Challengerturnier in Itapema startet die gebürtige Berlinerin mit ihrer neuen Partnerin Louisa Lippmann (28) an diesem Mittwoch in der Qualifikation. Es ist für das im vergangenem Jahr unter großer Anteilnahme der weltweiten Beachvolleyball-Gemeinschaft neu formierte Nationalteam der erste Wettkampf der Saison 2023.

Beachvolleyball: Vorrundenaus in Kapstadt

Ende vergangenen Jahres war das HSV-Duo per Wildcard beim Elite-16-Event in Kapstadt (Südafrika) gestartet und in der Vorrunde ausgeschieden. Nun beginnt in Itapema und in der Woche nach Ostern beim zweiten Brasilien-Challenger in Saquarema der Ernst des olympischen Lebens, das Punktesammeln für die Qualifikation für die Sommerspiele 2024 in Paris, an denen maximal zwei deutsche Frauenteams teilnehmen dürfen.

„Ein oder zwei gute Resultate würden uns punktetechnisch weiterhelfen. Aber wir haben unseren Fokus auf eine langfristige Entwicklung gelegt und machen uns nicht von diesen Turnieren abhängig“, sagt Louisa Lippmann. Die beste deutsche Hallenspielerin der vergangenen Jahre hatte im Frühsommer 2022 entschieden, ihrer Karriere einen Kick zu geben, und war zum Beach-Bundesstützpunkt nach Hamburg gewechselt.

Ludwigs Ehemann ist Cheftrainer des Teams

Nach einem Dreivierteljahr der Umstellung fühlt sich die gebürtige Herforderin zwar noch längst nicht am Limit, wohl aber rundum glücklich mit ihrer Entscheidung. „Ich bekomme zwar immer mehr das Gefühl, eine Beachvolleyballerin zu sein, merke aber auch, dass ich noch Potenzial habe. Ich habe im Sand genau das gefunden, was ich gesucht habe, und bin begeistert von der intensiven und fokussierten Arbeit unseres Trainerteams“, sagt sie.

Dieses besteht, nachdem zum Jahresende die Zusammenarbeit mit dem norwegischen Chefcoach Martin Engvik wegen Differenzen in der sportlichen Ausrichtung überraschend beendet worden war, aus Ludwigs Ehemann Bowes, ihrer Vertrauten Helke Claasen und Lippmanns Förderer Jürgen Wagner. Wobei Bowes noch immer auf seinen Vertrag als Bundestrainer wartet. Aktuell wird er auf Honorarbasis vom nationalen Verband bezahlt, den Rest finanziert das Team selbst.

Ludwig nach Schwangerschaft schnell in Form

In der Vorbereitung auf die Saison arbeiteten Ludwig und Lippmann in Trainingslagern auf Fuerteventura und Teneriffa sowie am Hamburger Stützpunkt vor allem an der Optimierung des Teamverständnisses.

„Wir sind natürlich noch lange nicht da, wo wir in einem Jahr sein wollen. Wir haben aber einige Momente, in denen man sieht, was wir leisten können, und das gibt einen wahnsinnigen Motivationsschub für die viele harte Arbeit, die wir investieren“, sagt Laura Ludwig, die die zweite Schwangerschaft körperlich erneut sehr gut verkraftet hat. „Ich bin selber überrascht, wie schnell ich wieder in Form gekommen bin“, sagt sie.

Wie es nach dem Brasilien-Trip weitergeht, ist unklar. Da die beiden als aktuelle 199. der Weltrangliste in die Elite-16-Felder nur – wie am Rothenbaum im August – per Wildcard Zugang bekommen, muss die Planung flexibel bleiben. Die EM Anfang August in Wien und die WM Mitte Oktober in Mexiko haben sie auf dem Zettel. Zunächst jedoch zählt nur Itapema. „Wir wollen uns stetig verbessern, aber auch genießen“, sagt Laura Ludwig. Ein paar Siege würden da helfen.