Nach dem enttäuschenden 0:2 im Hinspiel rang die Equipe Tricolore Ukraine mit 3:0 nieder uns qualifizierte sich doch noch für die WM in Brasilien. Der Bayern-Star hatte mit zwei Torvorlagen großen Anteil daran.

St. Denis. Die so gescholtene Equipe Tricolore tanzte nach dem geschafften Fußball-Wunder Ringelrein - und mitten drin feierte Superstar Franck Ribéry ausgelassen die fast nicht mehr für möglich gehaltene WM-Teilnahme.

Europas Fußballer des Jahres von Bayern München schien wie von einer Zentnerlast befreit, nachdem les Bleus das drohende Verpassen der WM-Endrunde 2014 in Brasilien durch ein 3:0 (2:0) gegen die Ukraine im Play-off-Rückspiel im Stade de France von St. Denis noch abgewendet hatten.

„Das ist ein Sieg, den wir nie vergessen werden“, sagte ein sichtlich bewegter Ribéry, der beim 0:2 im Hinspiel in Kiew noch von den Medien zum Sündenbock gestempelt wurde - und auch in der französischen Öffentlichkeit wurde kein gutes Haar am 30-Jährigen gelassen.

Aber Dienstag war er einer der Wegbereiter für den Sieg: der Supertechniker leistete immerhin die Vorarbeit zu zwei Toren der Hausherren, die allerdings beim 2:0 einen Treffer aus klarer Abseitsposition erzielten. Ribéry bedankte sich brav bei den Fans: „Schon beim Aufwärmen haben wir gemerkt, dass sie bereit waren, uns bis zur letzten Sekunde anzufeuern. Das war einfach schön.“ Fußball-Frankreich feierte Versöhnung mit der Equipe Tricolore.

„Wir haben heute etwas Einmaliges geschafft. Die Zeit während der gesamten Qualifikation wurde uns lang, denn es gab Augenblicke, in denen wir unendlich gelitten haben. Aber heute waren wir solidarisch, haben uns füreinander zerrissen“, resümierte der Mann, der sich Hoffnungen macht, am 13. Januar 2014 auch zum Weltfußballer gekürt zu werden. Gegen die Ukraine war das Bayern-Ass der am meisten gefoulte Spieler, aber Ribéry ließ sich nicht provozieren, behielt die Nerven und kämpfte sich trotz einer Sprunggelenkverletzung durch.

Ribéry räumte ein, dass nach dem Hinspiel ein solch glückliches Ende nicht vorhersehbar war: „Wir haben die Ukraine in Kiew vielleicht zu sehr auf die leichte Schulter genommen, und sie haben uns durchgeschüttelt. Aber heute waren wir aggressiv, haben sie früh angegriffen, haben Geduld bewiesen, haben nie an uns gezweifelt.“

Staatspräsident Francois Hollande dachte wohl auch an seine Politik, als er nach dem Abpfiff den Kopf schüttelte und meinte: „Warum müssen sich die Franzosen einfache Aufgaben immer so kompliziert machen?“ Und Verbandspräsident Noel Le Graet blickte schon in die Zukunft: „Das war vielleicht ein neuer Anfang. Den Fußballanhängern im Land kann ich nur sagen: Eine Erfolgsstory schreibt sich nur bei gegenseitiger Verbundenheit. Liebt diese Mannschaft!“

Am Morgen nach dem „Wunder von St. Denis“ überschlugen sich die Zeitungen dann mit Lobpreisungen. Die Sporttageszeitung L'Equipe, die wenig gute Haare an der Mannschaft von Trainer Didier Deschamps gelassen hatte, titelte über die gesamte Seite eins nur ein Wort: „Respekt!“. Und fuhr im Inneren mit der Schlagzeile fort: „Eine traumhafte Nacht in Blau“. Le Parisien konnte nur runterzählen: „Und eins und zwei und drei zu Null!“.

Deschamps bleibt bis 2016

Deschamps, dessen Vertrag bis 2016 verlängert wurde, stimmte derweil bescheidene Töne an. „Das ist ihr Sieg“, sagte er in Richtung seiner Schützlinge, die in der Mixed-Zone die Journalisten mit Champagner bespritzten.

„Das ist ein großer Moment, etwas Fabelhaftes“, rang sich Frankreichs Weltmeister-Kapitän von 1998 noch ab und analysierte: „Wir schaffen es oft nicht, über einen längeren Zeitraum den Willen und die Einstellung auf hohem Niveau zu halten. Wenn wir das aber schaffen, haben wir eine wettbewerbsfähige, kampfstarke Mannschaft. Die Qualität ist da.“ An ihm liegt es jetzt, dieses Potenzial auf hohem Niveau zu stabilisieren.

Der Matchwinner war der zweifache Torschütze Mamadou Sakho (22./72.), Karim Benzema (34.) war außerdem für die Franzosen erfolgreich. Jewgen Chatscheridi (47.) sah nach einem Foulspiel gegen Ribéry die Gelb-Rote Karte. Aber der Bayern-Star war an diesem Abend auch mit groben Attacken nicht unter Kontrolle zu bringen.