Kroatien feierte nach dem 2:0-Erfolg gegen Island das Erreichen der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Simunic überraschte nach seinem Eklat mit der Aussage, dass er das schon immer mal machen wollte.

Zagreb. Bayern-Stürmer Mario Mandzukic träumte in der magischen Nacht von Zagreb gerade von der Copacabana und 700 Flaschen Bier, als plötzlich ein dunkler Schatten über die WM-Qualifikation der Kroaten fiel. Der frühere Bundesligaprofi Josip Simunic (HSV, Hertha BSC, 1899 Hoffenheim) nutzte die große Bühne nach dem 2:0 (1:0) im Rückspiel gegen Island und sorgte mitten im Siegestaumel der „Feurigen“ für einen handfesten Eklat.

Der Abwehrspieler schnappte sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff das Stadion-Mikrofon und rief in Richtung der Fans „Za Dom - Spremni!“. Der umstrittene Ustascha-Gruß heißt übersetzt: „Für die Heimat - bereit!“ Der Ustascha, ein 1929 gegründeter Geheimbund, wird ein faschistischer Hintergrund nachgesagt.

Der 1,95-Meter-Hüne Simunic war sich danach allerdings keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil. „Das wollte ich mein ganzes Leben schonmal machen. Ich habe keine Angst vor einer Strafe, ich habe nichts Schlimmes getan. Ich bin ein Fan von Kroatien, meiner Heimat“, sagte der 35-Jährige von Dinamo Zagreb und schob recht selbstsicher hinterher: „Alle, die sich aufregen, sollten lieber die Geschichte studieren.“

Die kroatischen Medien kritisierten am Mittwoch das Verhalten des einstigen Hoffenheimers und Hamburgers Simunic, der zwischen Januar 2000 und September 2010 bei Hertha BSC unter Vertrag gestanden hatte. Die Gazetten schrieben von einer „Schande“, die den sportlichen Erfolg überschatten würde und schlossen eine Strafe durch den Weltverband FIFA nicht aus. Auf vielen Internetportalen war an exponierter Stelle die umstrittene Aktion von Simunic im Video zu sehen.

Der Skandal drängte auch die Dramaturgie um Mandzukic in den Hintergrund. Der Stürmer von Bayern München hatte die Kroaten mit seinem Führungstreffer (27.) auf die Siegerstraße gebracht, ehe er wegen eines groben Foulspiels die Rote Karte (38.) sah.

Mandzukic, der in der laufenden Bundesliga-Saison bereits acht Treffer für den Triple-Sieger erzielt hat, drohte zum Buhmann einer ganzen Nation zu werden. „Das war eine sehr schwere Situation. So wie auf dem Gang in die Kabine, habe ich mich noch nie gefühlt“, sagte der Torjäger.

Mandzukic erlebte seinen ganz persönlichen Circus Maximus im Stadion Maksimir. In der Umkleide sei er nach dem Platzverweis wie „ein Tiger“ hin- und hergelaufen und habe „am ganzen Körper“ gezittert, bis das erlösende 2:0 durch Darijo Srna (47.) fiel. Zumindest das erste Vorrundenspiel bei der Weltmeisterschaft in Brasilien wird Bayerns Nummer neun wegen seiner Sperre verpassen. Es war die vierte WM-Qualifikation des Balkan-Landes nach 1998, 2002 und 2006.

Genugtuung empfanden die Bundesliga-Legionäre Mandzukic, Ivica Olic & Co. aber auch gegenüber den isländischen Medien. Eine Zeitung hatte nach dem torlosen Hinspiel von partywütigen Kroaten berichtet, die in einem Hotel in Reykjavik angeblich 70 Flaschen Bier geordert und bis vier Uhr morgens gefeiert hätten. Auch Zigarettenstummeln seien gefunden worden. „Das war schon eine Beleidigung. Und 70 Flaschen? Das ist doch viel zu wenig. Schreibt, wir würden jetzt 700 Flaschen trinken“, rief der 27-jährige Mandzukic nach dem Triumph, den viele Kritiker dem Trainer-Duo Niko und Robert Kovac zuschrieben.

„Großer Sieg von Niko. Der Glaube ist zurück - und die Fans. Copacabana, wir kommen!“, titelte die Tageszeitung Vecernji List. So schnell kann es gehen: Nach der enttäuschenden Nullnummer in Island hatte auch der Chefcoach sein Fett wegbekommen.

Niko Kovac, dem Bruder Robert assistiert, hatte erst vor einem Monat die Nachfolge von Igor Stimac angetreten. Und der frühere Bundesligaprofi war nach seinem durchschlagenden Erfolg einfach „stolz“ auf seine Jungs. „Sie haben ihr Herz und ihre Seele auf dem Platz gelassen“, schwärmte der 42-Jährige: „Wir hatten eine Vision und ein Ziel, das wir beharrlich verfolgt haben.“

Mittelfeldspieler Luka Modric blickte derweil schon Richtung Zuckerhut: „Wenn wir uns so geschlossen präsentieren, können wir uns mit den besten Teams der Welt messen.“