HEW-Cyclassics: Stuart O'Grady lässt sich als erster Australier auf der “Mö“ als Sieger feiern.

Hamburg. Premiere bei den HEW-Cyclassics. Erstmals gewann mit Stuart O'Grady ein Australier das einzige deutsche Weltcuprennen. Immer wieder musste sich der Triumphator hinter der Ziellinie von seinem Teamgefährten und Landsmann Matthew White boxen lassen, der sich fast mehr freute als O'Grady selbst.

Beim Massenspurt einer 31-köpfigen Spitzengruppe bewies der Sprinter vom französischen Team Cofidis nach 250 Kilometern das größte Stehvermögen. "Das ist ein fantastisches Gefühl", wirkte "Känguru" O'Grady noch Minuten nach seinem geschichtsträchtigen Coup wie in Trance. "Ich bin wahnsinnig stolz bei einem Weltcuprennen solche Männer wie Paolo Bettini und Igor Astarloa hinter mir gelassen zu haben. Und das fünf Tage vor meinem 31. Geburtstag."

Prominenter hätte das Siegerpodium in Hamburg in der Tat kaum besetzt sein können. Denn hinter dem Tour-Etappensieger O'Grady platzierten sich mit Titelverteidiger Paolo Bettini (Italien) und Weltmeister Igor Astarloa (Spanien) weitere Rennfahrer der absoluten Weltklasse.

Lange Gesichter gab es hingegen beim umschwärmten Team T-Mobile. Erik Zabel kam als bester Deutscher überhaupt auf Rang sieben ein. Hingegen musste Jan Ullrich mit Rang 30 Vorlieb nehmen, während der Tour-Zweite Andreas Klöden als 95. auf der gesamten Distanz überhaupt keine Rolle spielte.

"Das Rennen war deutlich schwerer als im letzten Jahr", befand Ullrich. Die tolle Atmosphäre an der Strecke hätte ihn zwar beflügelt. "Doch auf den letzten 40 Kilometern musste ich viele Löcher zufahren, so fehlte mir im Spurt einfach die nötige Kraft."

Deutlich zufriedener zeigte sich da schon die andere deutsche Top-Mannschaft Gerolsteiner um den Weltcupführenden Davide Rebellin. Der Italiener, erstmals mit einer weißen Rennmaschine unterwegs, konnte als Tagessechster das weiße Trikot des Spitzenreiters nicht nur verteidigen, sondern seinen Vorsprung in der Gesamtwertung sogar um zehn Zähler auf 64 Punkte ausbauen.

"Mein Team hat hervorragend gearbeitet", lobte Rebellin insbesondere Danilo Hondo und Ronny Scholz, die nach der fünften Überquerung des Wasebergs die Spitzengruppe zusammenhielten.

Vielleicht lag die sprudelnde Vorstellung ja auch daran, dass Gerolsteiner am Vorabend des Rennens beim Promi-Italiener Cuneo eingeladen war. Das alteingesessene Familienrestaurant auf dem Kiez hatte zu Ehren von Rebellin und Co. extra den Urlaub unterbrochen. Als Dank für Pasta, Reis und Gemüse im Überfluss überreichten die Radprofis dem Chef ein weißes Weltcuptrikot mit den Unterschriften aller Fahrer.

Wie schon in den letzten Jahren bestimmte wieder eine Ausreißergruppe über lange Zeit das Geschehen. Und wie im Vorjahr wurde sie erneut von Roberto Lochowski vom Team Wiesenhof, der einzigen GS II-Equipe des Pelotons, initiiert. Bereits nach 30 Kilometern hatte sich der 28-jährige Leipziger abgesetzt. Kurze Zeit später gesellten sich Steffen Radochla (Illes Balears), Lars Michaelsen (CSC) und Rik Reinerink (Chocolade Jacques Wincor) dazu.

Bis zu 16 Minuten Vorsprung gewährte das geschlossene Hauptfeld mit allen Favoriten dem Quartett, ehe es rund 60 km vor dem Ziel geschluckt wurde. Kurz vor der zweiten Überquerung des Scharfrichters Waseberg, dem "Elb d'Huez" Hamburgs.