Hat sie wirklich das UEFA-Cup-Halbfinale zwischen dem HSV und Werder Bremen entschieden? Auf jeden Fall soll jene Papierkugel, die Bremen den Weg ins Finale ebenete, jetzt im Internet versteigert werden und wird dort vielleicht 2,5 Millionen Euro für einen guten Zweck erbringen.

Hamburg. 2,5 Millionen Euro kann die Papierkugel wert sein, die im UEFA-Cup-Halbfinale Werder Bremen den Weg ins Endspiel ebnete. Die von einem Zuschauer der Partie gegen den Hamburger SV (3:2) aufs Spielfeld geschleuderte faustgroße Kugel lenkte in der Schlussphase den rollenden Ball ab, so dass HSV-Abwehrspieler Michael Gravgaard ihn nicht richtig traf und unglücklich zur Ecke leitete. Danach fiel das vorentscheidende 3:1 für Werder.

Ein einfaches Stück Papier erhielt so ungewollt eine Hauptrolle im dritten Akt des Nordderbys – für den HSV ein Stolperstein, für Werder einSchlüssel zumErfolg zur möglichenUEFA-Pokal-Siegprämie in Millionenhöhe.

Nach dem packenden Pokalfight sorgte die Papierkugel für mächtig Gesprächsstoff und entwickelte sich im Internet prompt zum Kultobjekt: Ein Video von der Szene auf der Plattform You Tube kommentieren die Internetnutzer mit witzigen Sprüchen:„Das Papier stand doch im Abseits“ schreibt ein Fußball-Fan. Und ein anderer scherzt: „Warum hat die Papierkugel eigentlich keine gelbe Karte bekommen? Ach ne, sie hat ja nur den Ball gespielt.“

Ob mit HSV-Aufkleber oder mit Werder-Wimpel – beim Internet- Auktionshaus E-Bay liefen schnell Angebote für die kuriose Kugel ein. Die Preise blieben bis zum Mittag nach dem Spiel jedoch im niedrigsten Euro-Bereich – es sind ja auch nur Nachbildungen. Das Original präsentierte der Sat.1-Moderator am Donnerstagabend Werders Sportdirektor. „Das nehme ich mit. Die Kugel kommt ins Werder-Museum. Da wird sie einen besonderen Platz erhalten“, sagte Klaus Allofs.

Doch daraus wird nichts. Wie der Sender Sat.1 am Freitag mitteilte, soll die Kugel von diesem Sonntag bis zum Mittwoch (20. Mai) bei „www.sat.1.de/sport“ gemeinsam mit „Sport Bild“ versteigert werden. Die Online-Aktion in Zusammenarbeit mit E-Bay wird von Werder unterstützt und kommt einem karitativen Zweck zugute.Unglücksrabe Gravgaard haderte unterdessen mit seinem Missgeschick: „So viel Pech kann man doch gar nicht haben. Ich habe mich voll auf den Ball konzentriert, und plötzlich sprang der einfach weg.“

So viel Aufmerksamkeit das Corpus Delicti nach dem Spiel auf sich zog, so unbeachtet lag es zuvor auf dem Rasen. Gravgaard bedachte es erst nach seinem Fehltritt mit einem verärgerten Blick und kickte es vom Feld. Auch sein Trainer hatte wohl lange nicht richtig hingeguckt. „Das ist ja fast wie eine Flasche Coca Cola“, sagte Martin Jol. „Da kann der Junge nichts dafür.“