Waren es die letzten US Open des gebürtigen Hamburgers? Haas auf der Suche nach Antworten und einem geeigneten Physiotherapeuten.

New York. Tommy Haas reckte den rechten Arm in den Nachthimmel von New York und genoss die Ovationen der Zuschauer auf dem Grandstand in vollen Zügen. Ein letzter berauschender Moment noch, dann schnell die Schläger in der Tasche verstaut - und weg war er.

Ausgerechnet auf dem Court, auf dem der Stern des damals 18-jährigen Haas 1996 im Duell mit Michael Stich aufgegangen war, könnte eine große Karriere auf der Grand-Slam-Bühne zu Ende gegangen sein. „Sollten das meine letzten US Open gewesen sein, ist es ein Buch, das sich schließt“, sagte Haas nach dem verpassten Achtelfinaleinzug.

Durch das 7:6 (7:3), 3:6, 2:6, 3:6 gegen den Argentinier Juan Monaco blieb Haas ein weiteres Highlight verwehrt: In der nächsten Runde hätte auf den bis dato ältesten noch im Turnier verbliebenen Profi Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer (Schweiz) gewartet.

Doch noch ist das abschließende Kapitel nicht geschrieben. Haas will im Oktober ein paar Hallenturniere spielen und erst dann seine Entscheidung fällen. Bis dahin wird „die große Frage in meinem Leben“ den Alltag des 33-Jährigen bestimmen. Diese lautet: Hält der geschundene Körper den Belastungen der Knochenmühle Profitennis noch stand?

Es ist durchaus denkbar, dass der im April nach 15-monatiger Verletzungspause auf die Tour zurückgekehrte Haas diversen Hüft- und Schulteroperationen Tribut zollen muss. Außerdem denkt er darüber nach, ob er sich die Tortur in der Vorbereitung überhaupt noch antun will. „Dazu muss man bereit sein, da liegen lange harte Tage vor einem. Spielerisch ist noch alles da, aber körperlich bin ich nicht da, wo ich sein sollte“, sagte der Vater der fast zehn Monate alten Valentina, die in den Überlegungen auch eine Rolle spielt: „Es macht es schwieriger, auf die Tour zu gehen, wenn man Familie hat.“

Auf Kompromisse jedenfalls will sich der einstige Weltranglistenzweite definitiv nicht einlassen. „Ich möchte nicht im Januar zu den Australian Open reisen und einfach nur mitspielen. Das“, findet Haas„, habe ich nicht mehr nötig.“ Einer wie er hat hohe Erwartungen, und die kann der viermalige Grand-Slam-Halbfinalist nur erfüllen, wenn die Physis stimmt.

Deshalb spielt Haas mit dem Gedanken, die Suche nach einem Physiotherapeuten durch ein Casting zu beschleunigen. Der Erfolg wird die Zukunftsentscheidung maßgeblich beeinflussen. Im Kreis der Kollegen genießt der Wahl-Amerikaner noch immer ein hohes Ansehen. „Die warten auf den Moment, in dem es bei mir klick macht“, sagte Haas.

Im Duell mit Monaco leistete sich der frühere Davis-Cup-Spieler 71 unerzwungene Fehler und wurde trotzdem mit „Tommy, Tommy“-Sprechchören gefeiert. Haas: „Das sind die Momente, für die man trainiert.“ Dass der einst jüngste Spieler in den Top 50 jetzt der älteste noch im Feld verbliebene Profi war, erfüllte ihn mit Stolz. Dieses Gefühl hatte er auch damals vor 15 Jahren bei seinem Grand-Slam-Debüt auf dem Grandstand, als er Michael Stich trotz imponierender Leistung in vier Sätzen unterlag. Ein Kreis scheint sich zu schließen.

Bei den Frauen setzte derweil die große Favoritin Serena Williams die Siegesserie auf ihrer Comeback-Tour fort. Die nach einer fast einjährigen Zwangspause erst im Juni auf die Tour zurückgekehrte Amerikanerin besiegte die an Position vier gesetzte Wiktoria Asarenka (Weißrussland) mit 6:1, 7:6 (7:5). Williams ist in diesem Jahr auf Hartplatz noch ungeschlagen (15:0 Erfolge).

Falls die jüngere der beiden Williams-Schwestern ihren vierten Titel in New York gewinnt, würde sie insgesamt 2,8 Millionen Dollar kassieren. Die 29-Jährige hatte die sogenannte US-Open-Series-Tour für sich entschieden und könnte deshalb eine Zusatzprämie von einer Millionen Dollar mitnehmen.

Keine Probleme hatte der topgesetzte Serbe Novak Djokovic beim 6:3, 6:4, 6:2 gegen Nikolai Dawydenko (Russland). Für den Wimbledonsieger war es der 59. Sieg im 61. Spiel. Der fünfmalige Turnierchampion Roger Federer kam beim 6:3, 4:6, 6:4, 6:2 gegen Marin Cilic aus Kroatien nur zwischenzeitlich ein bisschen aus dem Tritt, fing sich aber schnell wieder.