Vier deutsche Siege in den olympischen Bootsklassen beim Weltcup in Allermöhe. Die Hamburger Seibt/Wichert siegten im Leichtgewichtszweier.

Hamburg. 23 Starts, 23 Siege - der offenbar unbezwingbare Deutschland-Achter fährt der Konkurrenz weiter davon. Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes (DRV) war auch bei der Weltcup-Premiere in Hamburg eine Klasse für sich und baute seine bemerkenswerte Siegesserie aus. "Wir haben ein hohes Niveau erreicht. Die anderen fahren uns hinterher. Das ist für sie frustrierend", sagte Trainer Ralf Holtmeyer. Bei schwierigen Windverhältnissen auf der Dove-Elbe in Allermöhe kam das Paradeboot mit Schlagmann Sebastian Schmidt (Mainz) zu einem Start-Ziel-Sieg mit einer Dreiviertellänge Vorsprung auf Polen. "Wir haben uns früh abgesetzt. Dafür braucht man Mut und Kraft", erklärte Steuermann Martin Sauer (Berlin) nach dem Erfolg im Hamburger Regen, der den Ablauf der Veranstaltung erheblich störte.

Auf der zweiten von drei Weltcupstationen fuhr nicht nur der Achter auf der Erfolgswelle. Neben dem Großboot triumphierten in den olympischen Bootsklassen auch der Vierer ohne Steuermann, der Frauen-Doppelvierer und der Frauen-Achter. "Mit der Medaillenbilanz bin ich sehr zufrieden. Das war eine wichtige Überprüfung", sagte DRV-Cheftrainer Hartmut Buschbacher, der sich zudem in den 14 olympischen Disziplinen bei 18 Finalteilnahmen über vier zweite und drei dritte Plätze seiner Athleten freute.

Der sportliche Wert der Regatta, bei der Neuseeland mit fünf Siegen zur erfolgreichsten Nation avancierte, wurde durch das Fehlen einiger führender Länder getrübt. Aufgrund der EHEC-Epidemie hatten Großbritannien, Frankreich und die Niederlande ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. Daher richtete Buschbacher seinen Blick auf das Weltcup-Finale in Luzern (8.-10. Juli). Dort könne und wolle man sich verbessern. Man habe nach wie vor einige Probleme, so Buschbacher.

Zu den Problemstellen zählt nicht der seit seinem letzten Platz bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking auf der 2000-m-Distanz unbesiegte Achter. Eine vergleichbare Erfolgsserie hatte es zuletzt zwischen 1988 und 1991 gegeben - auch damals hieß der Trainer Ralf Holtmeyer. "Wir haben eine hohe Stabilität. Zwölf bis 14 Athleten haben eine gute Ausgangsposition", meinte Holtmeyer. In Hamburg hatte er nach dem Erfolg in München vier Ruderer ausgetauscht. Wie stark der Kader ist, bewiesen diese vier in den Vierer ohne Steuermann gewechselten Athleten, darunter im Bug der Hamburger Eric Johannesen (RC Bergedorf), bei ihrem Sieg vor Neuseeland. "Für eine Woche Training im Vierer haben wir das Maximum rausgeholt", meinte Schlagmann Kristof Wilke (Radolfzell), den es wie Johannesen zur WM im slowenischen Bled (28. August bis 4. September) wieder in den Achter drängt. In Bled will das deutsche Großboot neben dem Titel-Hattrick auch die Qualifikation für die Sommerspiele 2012 in London einfahren. So weit will Holtmeyer zwar noch nicht denken, doch eine Wunschvorstellung für die Zukunft hat er schon: "Wir müssen so gut trainiert sein, dass wir auch an einem schlechten Tag gewinnen können."

Von den Hamburger Ruderern überzeugten vor allem Bastian Seibt und Lars Wichert. Sie siegten im Leichtgewichtszweier ohne Steuermann gleich zweimal. Weil beim ersten Endlauf am Sonnabendnachmittag das Boot aus Hongkong wegen eines Defekts nicht an den Start gehen konnte, musste das Rennen nach dem Protest der Chinesen am Sonntagmorgen wiederholt werden. An der Überlegenheit von Seibt/Wichert änderte das nichts. Beide würden aber gern in den olympischen Leichtgewichtsvierer ohne Steuermann wechseln. Da der in Hamburg nur Dritter wurde, scheint auch Buschbacher über eine Umbesetzung des Bootes nachzudenken. "Seibt und Wichert haben Stärke demonstriert und mit Nachdruck auf sich aufmerksam gemacht", sagte der Bundestrainer.

Im olympischen Zweier ohne wurden die Hamburger Maximilian Munski und Felix Drahotta Zweite, Fokke Beckmann/Daniel Makowski Vierte.