Beim Ruder-Weltcup in Allermöhe kämpfen Bastian Seibt und Lars Wichert um einen Platz im olympischen Vierer

Hamburg. Für die nächsten Wochen haben Bastian Seibt und Lars Wichert nichts geplant. Sie wüssten schon etwas anzufangen mit ihrer Zeit, es ist nur so: Sie werden kaum welche haben neben Regatten, Trainingslagern und Reisen, von denen sie nur noch nicht wissen, wohin sie gehen werden. "In den Sommermonaten sind wir vielleicht an zwei Tagen zu Hause in Hamburg", sagt Seibt. In diesem Jahr kommen ausnahmsweise ein paar hinzu, und zwar an diesem Wochenende. Beim Weltcup auf ihrer Hausstrecke in Allermöhe sind Seibt und Wichert im Leichtgewichtszweier ohne Steuermann am Start, einem von zwei rein Hamburger Booten.

Es ist das erste Mal, dass die beiden Weltmeister bei einem Wettkampf dieser Güte in der Bootsklasse antreten, in der sie im Herbst 2009 zueinandergefunden haben. Seibt, 33, hatte seinerzeit gemerkt, dass ihm trotz seiner Arbeit als Immobilienverwalter und eines Abendstudiums in Betriebswirtschaftslehre eine Herausforderung fehlte. Er hatte den Sport im Jahr zuvor eigentlich schon aufgegeben, nachdem er es im Vierer zu den Olympischen Spielen geschafft, letztlich aber nicht hatte antreten können, weil drei Besatzungsmitglieder erkrankt waren. In dem Studenten Wichert, 24, der bis dahin vornehmlich mit Skulls unterwegs war, fand er einen Gleichgesinnten. Ein Jahr später gewannen sie bereits gemeinsam den WM-Titel, freilich im leichten Achter, Wichert holte dazu noch Gold im Doppelvierer.

Auch an diesem Wochenende wären beide viel lieber im Vierer ohne Steuermann am Start, wie schon beim ersten Weltcup in Oberschleißheim. Sportlich glauben sie sich dafür qualifiziert zu haben, nachdem sie bei der Zweierausscheidung im April hinter Jochen und Martin Kühner, aber vor Jost und Matthias Schömann-Finck einliefen. Dass nun trotzdem die beiden Brüderpaare das olympische Boot rudern dürfen, dafür hat Wichert nur bedingt Verständnis: "Die Umbesetzung wurde damit begründet, dass wir lediglich drei Sekunden vor den Schömann-Fincks gelegen hätten. Aber als wir 2010 mit dem gleichen Rückstand Dritte waren, gab das den Ausschlag gegen uns."

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass ihre vier Konkurrenten gemeinsam am Bundesstützpunkt Saarbrücken trainieren, wo auch der zuständige Bundestrainer Uwe Bender beheimatet ist. Denn natürlich haben Seibt und Wichert einen Standortnachteil: "Wir können hier nur bedingt Vierer trainieren", sagt Seibt. Fast an jedem Wochenende nehmen sie deshalb die Reise nach Saarbrücken oder Ratzeburg auf sich.

Wie es nach dem Weltcup für sie weitergeht, kann oder möchte ihnen derzeit also niemand sagen. Sicher ist, dass sie beim dritten und letzten Weltcup der Saison auf dem Luzerner Rotsee in drei Wochen und auch bei der WM im slowenischen Bled (28. August bis 4. September) starten werden. Die Frage ist nur, in welcher Bootsklasse. Ob sie sich durch einen Sieg in Hamburg noch einmal für den Vierer aufdrängen können, ist fraglich. Die stärksten Mitbewerber, Frankreich und Großbritannien, haben ihre Meldung aus Angst vor EHEC zurückgezogen. Nur Österreich, Mexiko und Hongkong sind als Konkurrenten verblieben.