Britische Sportler sagen Auftritt beim Weltcup in Hamburg ab. Neuseeland zögert

Allermöhe. 85 Hotelbetten für Sportler, Trainer und Betreuer waren bestellt, die Flüge von London nach Hamburg für Mittwoch, 15. Juni, gebucht. Gestern nun strich der britische Ruderverband, der zurzeit erfolgreichste der Welt, "unwiderruflich" seinen Trip zum ersten Weltcup auf der Regattastrecke in Allermöhe (16. bis 19. Juni). Der Grund: EHEC.

"Wir fürchten um die Gesundheit unserer Sportler. Das Risiko einer Infektion ist uns zu hoch", begründete ein Verbandssprecher die Absage beim Weltverband Fisa in Lausanne. In Hamburg traf die Nachricht erst auf dem elektronischen Umweg über die Schweiz ein. Der britische Ruderverband hatte seine Erkenntnisse allein aus dem Internet bezogen, einen Kontakt nach Hamburg gab es nicht.

"Die Reaktion der Briten stößt bei uns auf Unverständnis", sagte der ehemalige Spitzenruderer Mark Schreyer vom Hamburger Organisationskomitee, "wir haben alles für den Schutz der Sportler getan. Und bisher gibt es weder ein Statement der Regierung noch der Gesundheitsbehörden, dass EHEC Auswirkungen auf internationale Großveranstaltungen wie in Hamburg haben könnte." Am vergangenen Wochenende sei das deutsche Spring- und Dressur-Derby in Klein Flottbek mit insgesamt 75 000 Zuschauern an fünf Tagen problemlos über die Bühne gegangen. Britische Reiter und Pferde hatten ebenfalls an der hoch dotierten Veranstaltung teilgenommen, erfolgreich zudem. Sie kehrten nach bisherigen Erkenntnissen gesund auf ihre Insel zurück.

Auch der Ruder-Weltverband sieht keinen Grund zur Panikmache. In einer Stellungnahme auf ihrer Homepage vom 7. Juni empfahl die Fisa ihren Mitgliedsorganisationen die Anreise nach Hamburg: "Das Exekutivkomitee der Fisa ist überzeugt, dass für die Teilnehmer des Weltcups auf der renovierten Regattastrecke in Allermöhe kein spezielles Risiko besteht." Dazu zählt der Verband die einzelnen Vorsichtsmaßnahmen der deutschen Behörden und der örtlichen Organisatoren auf. Das Resümee der Fisa: "Die Vorbereitungen auf die Veranstaltung sollten ohne Verzögerung fortgesetzt werden."

Zum Schutz der Athleten haben die Organisatoren die Hygienestandards an der 2000 Meter langen Strecke in Allermöhe, in den Umkleideräumen, den Sponsorenzelten und den Hotels noch einmal erhöht. Der Reinigungsdienst ist beauftragt, die mobilen Toiletten doppelt so oft wie gewöhnlich zu säubern. In den Unterkünften sollen nur die von den Behörden als unbedenklich eingestuften Lebensmittel verarbeitet werden. Die Medizinische Kommission der Fisa rät darüber hinaus, sich vor und nach dem Essen und dem Besuch sanitärer Einrichtungen die Hände gründlich zu waschen.

Ob weitere Nationen dem Weltcup fernbleiben, muss abgewartet werden. Die Neuseeländer hatten ihre Entscheidung von der britischen abhängig machen wollen. Nun sind sie ins Wanken geraten, weil die Australier, die aus Kostengründen nicht nach Hamburg kommen, den "vorschnellen Entschluss" der Briten tadeln. Ein Opfer der Absage gibt es bereits. Eine Ruderin aus Sambia muss in England bleiben, weil ihr Boot von der britischen Mannschaft mitgenommen werden sollte. In Allermöhe werden in der nächsten Woche aber immer noch mehr als 700 Ruderer aus 36 Ländern erwartet.