Von morgen an gastiert erstmals der Weltcup der Ruderer in Allermöhe. Die Politik würde ihn gern in die Hamburger Innenstadt holen.

Hamburg. Die Hauptnachricht, die der Ruderweltverband Fisa gestern auf seiner Homepage verbreitete, war diese: Die Golden-Blades-Regatta in St. Petersburg war ein voller Erfolg. Dass einige der weltbesten Einer und Achter am Start waren, wäre angesichts der 40-jährigen Tradition des Rennens kaum weiter bemerkenswert - wäre das Rennen nicht erstmals als 250-Meter-Sprint im K.-o.-Modus mitten in der Stadt ausgetragen worden.

An diesem Wochenende kehren die Ruderer beim Weltcup in Allermöhe auf die klassische 2000-Meter-Distanz zurück. Die Regatta gilt als wichtiger WM-Test: für die 700 Athleten aus 34 Nationen, aber auch für Hamburg selbst. Denn mit dem Weltcup will sich die Hansestadt auch als Gastgeber einer Weltmeisterschaft empfehlen. "Dieses Fernziel gibt es nach wie vor", sagt Jürgen Warner, Vorsitzender des ausrichtenden Landesruderverbands AAC/NRB, "aber man muss sich hochdienen." Den Zuschlag für die Junioren-WM 2014 hat Hamburg bereits.

Hinsichtlich der Infrastruktur sind alle Voraussetzungen geschaffen. Das Regattazentrum am Allermöher Deich ist für drei Millionen Euro modernisiert und auf acht Bahnen ausgebaut worden. "Wir genügen jetzt den höchsten Standards des Weltverbands", sagt Warner. Zu zwei Dritteln wurde das Projekt aus Bundesmitteln bestritten, den Rest gab die Stadt hinzu. Sie ist auch der wichtigste Sponsor des Weltcups, der mit 750 000 Euro zu Buche schlägt.

Der neue Sportsenator Michael Neumann (SPD) steht den WM-Ambitionen vorbehaltlich einer Senatsentscheidung wohlwollend gegenüber. Allerdings würde er sich eine Anbindung solcher Großveranstaltungen an Alster oder Elbe wünschen. Die innerstädtischen Gewässer könnten darüber hinaus Schauplätze eigener Veranstaltungsformen werden.

Neumann schlägt ein hoch dotiertes Achtersprintrennen in jedem nacholympischen Jahr vor, eingebettet in einen Breiten-und Schulsportwettbewerb. Für eine klassische Regatta fehlt im Herzen der Stadt zwar der Platz. Doch der touristische Effekt sei angesichts der prächtigen Kulisse größer als in den Marschlanden.

"Um für Hamburg zu werben, braucht man innerstädtische Bilder", sagt Sebastian Franke. Der frühere Hamburger Weltmeister richtete auf der Binnenalster 2003 und 2004 die Sprintregatta Speedrows aus. "Eurosport war relativ leicht von der Idee zu begeistern", erinnert sich Franke. Auch bei der Fisa rannte er offene Türen ein. Im Weltverband denkt man seit einem Jahrzehnt über Wettkampfformate wie in St. Petersburg nach, die für den Zuschauer leicht verständlich, gut einsehbar und vor allem spannend sind.

Allerdings ist auch Speedrows letztlich an den Kosten gescheitert. Da die Regattastrecke anders als in Allermöhe erst hergerichtet werden muss, sei der Aufwand für ein Sprintrennen auf der Alster nicht viel geringer als bei einem Weltcup. Franke beziffert ihn auf rund eine halbe Million Euro. Gegen den sportlichen Wert lässt sich das nur schwer aufrechnen. "Im Moment ist im Sprintbereich nicht die internationale Elite vertreten", räumt Franke ein.

Ralf Holtmeyer, Bundestrainer des Deutschland-Achters, kann einem 350-Meter-Rennen, wie es in der Bundesliga ausgefahren wird, wenig abgewinnen: "Da wird nur noch gekloppt, das ist kein Rudern mehr, sondern eine Fun-Veranstaltung." Grundsätzlich könne man aber über kürzere Distanzen, wie sie im Skilanglauf mit Erfolg eingeführt worden sind, nachdenken: "Ich bin immer dafür, Dinge zu probieren, solange man die Tradition nicht aufgibt."