Nach dem grandiosen Ryder-Cup-Sieg denkt Martin Kaymer nur ans Besserwerden. Er wird für den deutschen Golfsport immer wichtiger.

Newport/Wales. In der Regel ist er eher still, doch für einen kurzen Moment flippte sogar Deutschlands Golfstar Martin Kaymer völlig aus. Ausgelassen spritzten Europas Ryder-Cup-Helden nach dem 14,5:13,5-Thriller gegen das US-Team mit Champagner um sich. Auch der Musterprofi aus Mettmann genoss die exquisite Dusche mit einem befreiten Lachen – und analysierte danach schonungslos seine bittere Lehrstunde im verlorenen Duell mit Dustin Johnson.

Typisch Kaymer. „Ich lerne aus jedem Fehler. Das bringt mich voran. Ich spüre den Respekt, aber wir sind ein Team, bei dem jeder an dem Erfolg beteiligt ist. Daran muss ich arbeiten“, erklärte der Ryder Cup-Debütant, der nach starker Leistung in den Vierern im Einzel nie zu seinem Spiel fand und am 14. Grün gegen Johnson aufgab.

Dabei hatte er sich im walisischen Newport zuvor mit 2,5 Punkten durchaus gewinnbringend in den Last-Minute-Sieg eingebracht. Der Nordire Graeme McDowell sicherte den „historischen Coup“ (The Times) im „aufregendsten Finish der 83 Jahre alten Geschichte“ (Wall Street Journal). Europas Kapitän Colin Montgomerie nannte Kaymer „eine wichtige Stütze“, der spanische Team-Senior Miguel-Angel Jimenez lobte den Deutschen als „cool und verlässlich“. Das Schulterklopfen seiner Mitspieler aus der absoluten Weltklasse aber reicht einem wie Kaymer nicht, der gerade dabei ist, die Weltspitze zu erobern.

Selbst in der ausufernden Freude demonstrierte der zweite deutsche Ryder-Cup-Sieger nach Bernhard Langer in typisch selbstkritischem Stil das Bestreben, sich ständig zu verbessern. „Alle hatten nach meinem Major-Titel auf mich vertraut. Es ging um das Team und den Kapitän. Meine Familie. Da lastete ein unheimlicher Druck auf mir. Mehr als mir lieb war. Und es war sehr schwierig, diese Niederlage zu akzeptieren“, gab der 25-Jährige zu. „Gott sei Dank hatten wir Graeme McDowell.“

Vor sechs Wochen hatte sich Kaymer bei seinem ersten Major-Sieg als Gewinner der US PGA-Championships krönen lassen. Der jetzige Triumph veredelte sein unvergessliches Jahr. „Golf ist mein Beruf. Ich liebe ihn. Dafür gehe ich auf den Platz“, sagte der Weltranglisten-Sechste und übernimmt trotz seiner kurzen Karriere bereitwillig die große Verantwortung für die Entwicklung des Golfs in Deutschland. Auch die deutsche Bewerbung für den Ryder Cup 2018 will er unbedingt mit zum Erfolg führen.

Das Ryder-Cup-„Rückspiel“ in zwei Jahren in Chicago hat Kaymer bereits fest im Dienstplan, aber ob der Termin wieder so spät in den Oktober gelegt wird, ist fraglich. Das Regenchaos hatte die Veranstalter gezwungen, erstmals seit der Premiere das Finale mit den zwölf Einzeln auf einen Montag zu verlegen. Die Kritik aus Europa wird immer lauter und schiebt den USA die Schuld zu.

Der Ryder Cup ist seit Jahren eine riesige Geldmaschine, von der viele profitieren – aber nur wenige haben Einfluss darauf. Der Oktober ist in Wales bekanntlich einer der regenreichsten Monate. Aber das Finale des mit 35 Millionen Dollar dotierten FedEx-Cups der US PGA-Tour sollte und musste nicht zuletzt wegen zahlreicher Werbeverträge und Sponsorenverpflichtungen Ende September ausgetragen werden. Beide Teams waren gezwungen, das zu akzeptieren.

Die Europa-Tour nahm den ungünstigen Termin auch aus finanziellen Gründen an. Die Werbewirksamkeit des Spektakels spült schließlich Millionen in die Kassen der Rechteinhaber. Im schottischen Gleneagles soll der Ryder Cup laut Planung 2014 sogar erst Mitte Oktober gespielt werden.