Der Hamburger scheiterte im Freistil-Halbfinale. Trotzdem gab es für den DSV bei der EM in Budapest einen kompletten Medaillensatz.

Budapest. Christin Steuer ist bei der EM in Budapest völlig überraschend zu Gold vom Turm gesprungen. Die 27-Jährige aus Riesa triumphierte mit 354,50 Punkten vor der Italienerin Noemi Batki (343,80) und der entthronten Titelverteidigerin Julia Koltunowa aus Russland (340,45). Die Berliner Vize-Europameisterin Nora Subschinski, die mit Rückenproblemen zu kämpfen hat, wurde Vierte (320,20). Für Steuer war es der erste internationale Titel und die erste Einzelmedaille bei einem Großereignis seit WM-Bronze 2007. Für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) war es der insgesamt vierte Titel bei der EM in Ungarn. Zuvor hatten Patrick Hausding und Stephan Feck Silber im Synchronspringen vom 3-m-Brett gewonnen. Das Synchronpaar musste sich mit 427,95 Punkten nur dem Duo aus der Ukraine (431,67) geschlagen geben. Bronze ging an Russland (410,43). Für den Berliner Allrounder Hausding, der in allen fünf Wettbewerben an den Start geht, war es das zweite Silber nach Platz zwei am Vortag vom 1-m-Brett. Für den Leipziger Feck war es die erste internationale Medaille.

Einen weniger guten Tag hatten die Schwimmer des DSV erwischt: Ohne den pausierenden Europameister Paul Biedermann hatte am vierten EM-Tag in Budapest nur Mensing Grund zum Jubeln. Allerdings sorgen Unstimmigkeiten zwischen DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow und Trainer Dirk Lange für Störfeuer. Grund sind unter anderem Meinungsverschiedenheiten nach dem peinlichen Vorlauf-Aus von Jan Wolfgarten als 16. über 800 m Freistil. Lange hätte Wolfgarten gerne vor dem Rennen nochmal getestet, war von Sprung-Chefcoach Buschkow aber überstimmt worden.

Jenny Mensing war nach ihrem dritten Platz über 100 m Rücken selbst überrascht. „Das haut mich ein bisschen um. Dieses Ziel hatte ich eigentlich über 200 m“, sagte die deutsche Meisterin aus Wiesbaden. In 1:00,72 Minuten musste sich Mensing nur den Britinnen Gemma Spofforth (59,80) und Elizabeth Simmonds (1:00,19) geschlagen geben.

+++ SCHWIMMER WOLFGARTEN HÄLT ZU BUNDESTRAINER LURZ +++

Die Essenerin Daniela Samulski, Vize-Weltmeisterin über die halbe Strecke, hatte nach einer Bahn noch geführt, musste sich im Ziel aber mit Platz fünf (1:01,11) begnügen. „Ich habe es mit der Flucht nach vorn versucht. Über 50 m sollte es aber zu Edelmetall reichen“, sagte Samulski, die zum Auftakt Gold mit der 4x100-m-Freistilstaffel gewonnen hatte.

Die 4x200-m-Staffel schwamm zum Abschluss des Tages an einer Medaille vorbei. „Platz vier ist aber noch in unserem Zielfenster. Silke Lippok ist stark angeschwommen. Die ersten 140 Meter waren klasse, aber dann hat ihr etwas die Luft gefehlt. Das muss sie im Einzelrennen anders machen, dann sehe ich sie im Endlauf“, sagte Lange.

Das DSV-Quartett mit der 16 Jahre alten Lippok (Pforzheim), Franziska Jansen (Heidelberg), Nina Schiffer (Dortmund) und Daniela Schreiber (Halle/Saale) war in 7:58,13 Minuten beim viel umjubelten Heimsieg der Ungarinnen (7:52,49) doch recht deutlich geschlagen.

Der deutsche Rekordhalter Marco Koch aus Darmstadt, der im Halbfinale noch die zweitschnellste Zeit geschwommen war, enttäuschte über 200 m Brust als Siebter (2:12,14) beim Sieg des Ungarn Daniel Gyurta (2:08,95).

Über 100 m Freistil blieb der Hamburger Markus Deibler im Halbfinale als Elfter (49,31) auf der Strecke. Doppel-Weltmeister Paul Biedermann verzichtete nach seinem Titel am Mittwoch über die doppelte Distanz ebenso auf einen Start wie Markus Deiblers Bruder Steffen. Für EM-Debütantin Sina Sutter (Essen) war über 100 m Schmetterling als 14. (1:00,25) im Halbfinale Endstation.

Am Morgen weckte der Magdeburger Christian Kubusch über 800 m Freistil mit Vorlaufbestzeit (7:53,93) Hoffnungen auf eine Medaille im Finale am Freitag.

An der DSV-Spitze lagen Buschkow und Lange wegen Wolfgarten nicht auf einer Linie. „Ich hätte lieber vorher gesehen, ob Jan nach den Freiwasser-Belastungen fit genug ist. Der Sportdirektor war aber anderer Meinung“, sagte Lange. Buschkow führte andere Argumente an: „Der Zeitabstand zwischen Jans Freiwasser-Einsätzen und seinem Start über 800 m war knapp. Aus Gründen der besseren Regeneration habe ich mich gegen einen Test ausgesprochen.“ Das Verhältnis zwischen beiden gilt ohnehin als angespannt.