Frankreichs 18-jähriger Superstar Yannick Agnel besiegte den Deutschen über 400 Meter Freistil. Biedermann holte nur Silber.

Budapest. Ohne Wunder-Anzug ist Paul Biedermann nur Europas Nummer zwei, aber auch dafür gab es einen dicken Trost-Schmatzer von Freundin Britta Steffen.Der Weltrekordler musste nach Problemen im Budapester Wasser und ohne Hightech-Material Europas Schwimm-Krone über 400 Meter Freistil Frankreichs Supertalent Yannick Agnel überlassen. Trotz der Unterstützung von Freundin Britta und seiner Familie zog der 24-Jährige Weltmeister am Montag im ersten direkten Duell gegen den sechs Jahre jüngeren Kontrahenten um 13/100 Sekunden den Kürzeren.

„Er hat verdient gewonnen, hat die ganze Zeit geführt“, sagte der faire Verlierer Biedermann über Agnel. „Die 400 Meter sind in diesem Jahr nicht so mein Ding. Trotzdem habe ich es gut gemeistert und freue mich sehr über Silber. Ich bin vielleicht zu langsam angegangen und habe den Schlussspurt zu spät angesetzt“, sagte er, nachdem Britta Steffen ihn vor den ersten Interviews abfing und ihre persönliche Belohnung liebevoll auf den Mund gab. „Zuzuschauen ist viel schwerer. Es ist ein komisches Gefühl, hier zu sitzen und nicht zu schwimmen“, sagte sie der ARD.

Gleich am ersten Wettkampftag der Europameisterschaft platzte für Biedermann der Traum vom Double wie bei der WM2009 in Rom. Agnel, als Europas Schnellster auf dieser Distanz vor der EMgleich drei Sekunden schneller in den diesjährigen Bestenlisten als Biedermann, verwies den Hallenser in 3:46,17 Minuten auf Platz zwei. Bronze holte sich der Ungar Gergo Kis (3:48,14). Clemens Rapp aus Bad Saulgau belegte in persönlicher Bestzeit von 3:49,27 Platz sieben.

Dennoch bescherte Biedermann, der die 400 Meter mittlerweile mehr als Nebenstrecke ansieht, dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) die erste der elf angepeilten Europameisterschafts-Medaillen. Nun will er über 200 Meter Freistil am Mittwoch seinen Titel verteidigen. „Ich bin erleichtert, dass der Druck jetzt weg ist und ich bin ganz optimistisch für die 200 Meter“, sagte der „Sportler des Jahres“. Agnel hat sich für diese Strecke nicht qualifiziert.

Biedermann hatte bereits nach dem Vorlauf, wo er noch 2/10 Sekunden schneller war als Agnel, eine Vorahnung. „Ich habe kein so gutes Gefühl wie noch bei der WM. Das Wasser hier ist weicher und wärmer, das liegt mir nicht so“, hatte der Olympia-Fünfte geunkt. In den kurzen, eng anliegenden Badehosen („Jammers“), die keinen Auftrieb- und Kompressionseffekt wie die nun verbotenen High-Tech- Anzüge haben, entwickelte sich ein spannendes Rennen. Die ersten 300Meter lag Biedermann wie gewohnt zurück, Agnel übernahm an der vorletzten Wende die Führung. Auf der letzten Bahn, der großen Stärke des Deutschen, rettet Agnel den Sieg ins Ziel. „Ich habe mir gedacht, ich bleibe mal ganz ruhig auf dem Wasser, wie ein Kajak“, erklärte der 18-Jährige.