Kay Amtenbrink und Bernd Volkens aus Hamburg fahren mit ihrem VW-Bulli zur WM nach Südafrika.

Hamburg. Auf der Kenianischen Seite geht die Route durch den Sibiloi Park entlang des Turkanasees. Die Nacht am Wasser ein Traum, ein Strand mit weißem Sand, weit und breit keine Menschenseele – ab in den See, abkühlen. Übel sind die Straßen im Park, zwar sind die Wege gepflegt, Flussdurchfahrten mit Steinen gesichert aber der Belag selbst besteht aus unterschiedlich großen Lavasteinen, der Bus wird kräftig durchgeschüttelt, leidet. Gegen 14 Uhr erreichen wir die Ausfahrt, böse Überraschung – wir sollen bezahlen, insgesamt 88 Dollar verlangt der Ranger. Zu viel, schließlich gab es bei der Einfahrt keinen Hinweis, dass die Durchfahrt Geld kostet. Wir bleiben stur, der herbeigeholte Chef auch. Am Ende bleibt unser Portemonnaie verschlossen, die Schranke aber auch – also Umdrehen.

Das weitere Geruckel ist zu viel für unseren Bulli, kaum haben wir den Park durch die Hintertür verlassen, steigt Rauch aus dem rechten Lüftungsschacht. Erster Gedanke, Wasserqualm – Scheiße, die Kopfdichtung ist durch. Kay macht beim Aussteigen noch entspannt ein Foto, Bernd bückt sich um durchs Radhaus die genaue Ursache zu entdecken. Und kann nicht glauben was er sieht – Flammen schlagen aus dem Motorraum. Entsetzen. Auch der Feuerlöscher scheint panisch, zumindest verweigert er seinen Dienst, erst der Zweite bläst seinen Inhalt auf die Flammen. Zu spät, er hat sein Pulver zu schnell verschossen, unter dem Wagen lodert es munter weiter. Jetzt gilt es von oben den Brandherd zu bekämpfen, um Zeit zu sparen schlägt Kay die Gurte des Heckträgers mit der Machete ab. Klappe auf, Werkzeugschublade rausgerissen und die kochendheiße Motorabdeckung abgehoben, alles dauert keine Minute. Was jetzt passiert ist keine Überraschung: Mit dem verschwinden des Deckels bekommen die Flammen ihre zweite Luft, schlagen hoch bis unters Dach – eine Jeans, Pullover, Moskitonetz und ein St Pauli Trikot werden Opfer des Feuers. Schnell wird klar, hier geht es nicht mehr darum den Motor zu retten, der komplette Bus steht kurz davor auszubrennen. Unser Glück, die Wasservorräte sind aufgefüllt. Literweise kippt Bernd das Wasser auf die Flammen, Kay versucht währenddessen die wichtigsten Sachen aus dem Bulli zu retten, falls der Kampf verloren geht. Rechner, Knipse, Ausweise, Klamotten und Geld – alles landet auf der Wiese, bis Kay bei zu viel Qualm die Luft ausgeht. Währenddessen rennt Bernd zwischen Schiebetür und Heck hin und her, um immer mehr Wasser nach zu schütten, greift sich sogar die letzte Reserve hinter dem Fahrersitz. Gott sei Dank reichen am Ende 60 Liter um die Flammen zu ersticken. Und so plötzlich wie das Feuer geht kommt die Stille. Geschätzte 750 Kilometer weit weg von allem stehen wir, mit einem ausgebrannten Motor, im Nichts. Selbst wenn wir wollten könnten wir niemanden zur Hilfe rufen, eine Handyverbindung gab es die letzten zehn Tage nicht, das letzte Auto kam vor fünf Tagen vorbei. Erst die vielen Strapazen im Mago Park und dann dieser schreckliche Nackenschlag, fassungslos und ausgebrannt wie der Bulli stehen wir da, hier könnte die Reise zu Ende sein.

Erste Gedanken schießen durch den Kopf: Fahrgestellnummer rausfeilen und Bus komplett abfackeln, Bulli im nächste Dorf verhökern und von Nairobi nach Hause fliegen – Nein, nichts überstürzen – wir wollen nach Südafrika und der Bulli muss mit, auch wenn er die nächsten 750 Kilometer am Abschleppseil hängt. Etwas anderes hätte der T3 nicht verdient, bisher hat er uns die Treue gehalten – eine Geländegängigkeit bewiesen, die wir im Leben nicht erwartet haben und ein, selbst für vier Leute, komfortables Heim Geboten. Am Motorbrand trägt er die geringste Schuld, ein Kabel ist der schlechten Wegstrecke zum Opfer gefallen, Kurzschluss zum Anlasser – wir hätten es zusätzlich Isolieren sollen.

Wo sind eigentlich Claus und Maria? Während wir um unsere Afrikanische Existenz kämpften, haben sie nichts vom Drama in ihrem Rückspiegel bemerkt, sind einfach weiter gefahren. Als sie endlich Umdrehen, gehen sie davon aus wir hätten Affen fotografiert oder einfach einen Platten – Fassungslos stehen sie neben uns am ausgebrannten Motor.

Okay, Mund abwischen – weiter machen. Als erstes müssen wir weg vom Unglücksort. An diesen Abend ziehen wir den Bulli rund zehn Kilometer, um dann eine kurze Nacht im Zelt zu verbringen, im Bus selbst stinkt es zu sehr nach verbranntem Kunststoff.

Am Morgen steht der Plan endgültig, wir schleppen nach Nairobi – im Prinzip, quer durch Deutschland, mit dem Unterschied, dass die ersten 400 Kilometer übelste Buckelpiste sind, mehr als 30 Kilometer pro Stunde sind nicht drin. Bei den Flussdurchfahrten reißt das Seil immer wieder, wird mit jedem Knoten kürzer. Nach zwei Tagen taucht zwar immer noch kein Asphalt aber immerhin ein Handymast auf, wir können uns endlich wieder zuhause melden. Und dort hat man wirklich Angst um uns gehabt, sorgenvolle SMS, da müssen wir zwei, dreimal tief Schlucken.

Eine Wohltat, der erste Asphalt, das Tempo steigt, dummerweise auch das Verkehrsaufkommen. Mit nur fünf Meter Abstand, bis zu 80 Kilometer schnell, lassen sich Schlaglöcher auf der linken Seite spät und rechts nur viel zu spät erkennen. Und erst die Fahrt am Seil durch Nairobi, erlebenswert. Unser Ziel in der Kenianischen Hauptstadt, die Jungle Junction. Von einem Bayer betrieben, soll sie Platz zum Schrauben bieten und den brauchen wir dringend.