Manchesters Trainer Ferguson adelt vor dem Viertelfinale (20.45 Uhr hier im Live-Ticker) die Bayern-Stars Ribery und Robben.

München. Nur noch wenige Stunden bis zum Duell Bayern München gegen Manchester United (20.45 Uhr Allianz-Arena, Sky, Sat.1 und Abendblatt-Ticker live). Die Spannung vor dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League steigt. Für Manchesters Teammanager Alex Ferguson ist es nicht das erste Duell mit den Münchenern. Bereits seit 24 Jahren kämpft er mit Manchester United um Tore, Titel und Triumphe. Auch beim legendären Finale der "Königsklasse" 1999 (2:1 in Barcelona) saß er auf der Trainerbank. Diesen Mann bringt so schnell nichts aus der Ruhe.

Ferguson gilt gemeinhin als etwas knurrig, aber gleichwohl als kühler Analytiker. Sein Fußball-Sachverstand wird weltweit anerkannt, sein Urteil geschätzt. Die Bosse von Bayern München dürften sich zunächst also gefreut haben, als "Sir Alex" vor dem Viertelfinal-Hinspiel die Bayern-Stars adelte. „Robben und Ribery können mit ihrer individuellen Brillianz Spiele alleine entscheiden“, sagte er, und fügte an: „Einer der beiden hat Bayern immer gerettet.“

Es ist dieser Nachsatz, der den Münchenern zu denken geben wird. Denn wenn sie Spiele gewinnen wollen, sind die Bayern immer häufiger auf Geniestreiche ihrer Flügelflitzer angewiesen. Der Rekordmeister hat sich in eine gefährliche Abhängigkeit von seinen beiden Topstars begeben. Das droht sich angesichts der Verletzungsanfälligkeit des einen (Robben) und der zunehmenden Lustlosigkeit des anderen (Ribery) in der entscheidenden Saisonphase mit den Spitzenspielen am Sonnabend bei Schalke 04, bei Bayer Leverkusen und gegen United zu rächen.

Auch Ottmar Hitzfeld lobt die „herausragenden Qualitäten eines Franck Ribery und eines Arjen Robben“. Doch auch der Ex-Bayern-Coach sagt: „Bayern ist in der Breite nicht so stark.“ Und Bayern-Trainer Louis van Gaal gibt zu, dass seine Mannschaft Spieler wie Robben und Ribery „gegen Gegner wie Manchester braucht“. Ohne das Duo, so darf man den Niederländer verstehen, sind die Bayern international nicht konkurrenzfähig - und in der Bundesliga zumindest angreifbar.

Halbwegs adäquater Ersatz steht nicht bereit, und van Gaal hat diese Entwicklung mit seiner Personalpolitik sogar noch befördert. Der Trainer vertraut einem Stamm von zwölf, 13 Spielern, der Rest bekommt kaum eine Chance. Van Gaal stärkt Stars, den Rest straft er mit Missachtung wie Zehn-Millionen-Mann Anatolij Timoschtschuk, Andi Görlitz und Christian Lell, oder er schickt sie weg wie Breno, Edson Braafheid, Luca Toni oder Andreas Ottl. Wenn dann doch mal einer der Aussortierten aushelfen muss, geht es häufig schief.

Mit dieser Politik öffnete van Gaal zwar Talenten wie Thomas Müller, Holger Badstuber oder David Alaba die Tür. Dass er seinen Topstars Robben und Ribery aber Freiheiten gönnt, stößt im Kader nicht nur auf positive Resonanz. Miroslav Klose beschwerte sich am Samstag öffentlich über die Sonderrolle der Diven, und auch Bastian Schweinsteiger betonte nun: „Das sind zwei außergewöhnliche Spieler, es ist gut, dass die Gegner Angst vor ihnen haben. Aber sie können nur mit uns, mit der Mannschaft gemeinsam Erfolg haben.“

Für die kommende Saison, das steht schon heute fest, werden die Münchner sich breiter aufstellen müssen. Ausnahmetalent Toni Kroos, der aus Leverkusen zurückkehrt, erweitert die Offensiv-Optionen, über zusätzliche Verpflichtungen wie etwa die des Hamburgers Eljero Elia wird intern diskutiert. Laut Lothar Matthäus allerdings zu spät. Der Rekordnationalspieler hätte es gerne gesehen, wenn sich sein Ex-Klub schon im vergangenen Sommer von Ribery getrennt und dafür zwei neue Leute für die Offensive geholt hätte.

Die Bayern entschieden sich bekanntlich gegen das Geld und für Ribery - und stellten ihm auf seinen ausdrücklichen Wunsch Robben zur Seite. Ob das daraus resultierende Abhängigkeitsverhältnis auch den erhofften Erfolg bringen wird, bleibt vorerst offen.