Die Münchner stehen im Viertelfinale der Champions League vor der schwierigen Aufgabe, Topstürmer Wayne Rooney auszuschalten.

München. Natürlich wird sich Philipp Lahm mehr Gedanken gemacht haben, als er preisgab. Dafür mimt Lahm viel zu gern den Analytiker. Aber er ist auch lange genug beim FC Bayern, um die üblichen Spielchen vor großen Partien zu beherrschen. Und so war ihm das jüngste Ligaergebnis von Manchester United nicht mehr als zwei selbstbewusste Sätze wert. Deren 4:0 in Bolton "haben wir zur Kenntnis genommen, mehr aber auch nicht". Dass sie dabei auch noch Wayne Rooney geschont haben? "Die haben auch noch andere geschont, nicht nur Rooney." Thema erledigt, zumindest für Lahm.

Heute im Viertelfinalhinspiel der Champions League (20.45 Uhr, Sky und Sat.1 live) treffen die Münchner auf Englands Tabellenführer. Es ist ein Gradmesser für die internationalen Ambitionen der Bayern und das erste Duell in dieser Saison, dass sie als Außenseiter bestreiten. "Jetzt muss die Mannschaft zeigen, wie weit sie ist", sagt Lahm. Nach den spielerisch dürftigen Darbietungen der jüngsten Vergangenheit wissen sie nicht so recht, wo sie stehen. Und so sind die Prognosen auch eher vage. "Alles ist möglich", sagt etwa Franz Beckenbauer. "Aber zuerst müssen wir Rooney stoppen. Und das ist niemandem in dieser Saison besonders gut gelungen." Auf einer Ebene mit Barcelonas Weltfußballer Lionel Messi sieht ihn der Ehrenpräsident gar, weil aus dem hoch veranlagten Trotzkopf Rooney "einer der komplettesten Stürmer" geworden sei.

Was ist Manchester United ohne Cristiano Ronaldo?, hieß es noch im Sommer, als der Portugiese zu Real Madrid wechselte. Neun Monate später lautet die Antwort: Aus Ronaldos Manchester ist Rooneys Manchester geworden. Er muss nicht mehr auf die Flügel ausweichen, darf seine Wucht in der Sturmmitte entfalten - 26 Tore in 29 Ligaspielen. "Im Moment ist er sensationell", sagt Sir Alex Ferguson, sein Trainer. "Der Unheimliche mit den roten Haaren", taufte ihn die "Gazzetta dello Sport" als er im Champions-League-Achtelfinale den AC Mailand mit insgesamt vier Treffern eliminierte. "Im Eins-gegen-eins ist gegen ihn nicht zu verteidigen", sagt Bayern-Kapitän Mark van Bommel. Das müsse im Verbund erledigt werden. Aber die United-Offensive auf ihn zu reduzieren, wäre ebenso fatal.

Da ist noch Nani, das portugiesische Dribbelgenie, oder Antonio Valencia, ein Flügelflitzer mit der Gabe genauer Flanken. Und in vorderster Front gibt Dimitar Berbatow den äußerst effektiven Joker oder eben den Rooney-Ersatz. So wie am Wochenende, als er gegen Bolton seine Saisontore Nummer elf und zwölf schoss. In München haben sie sich für eine defensive Herangehensweise entschieden. Bloß kein Gegentor, das ist die Marschroute.

Überhaupt müsse Manchester begegnet werden, "wie wir es können", sagt van Bommel. Was er damit meint? "Die defensive Ordnung halten." Die war ihnen zuletzt abhanden gekommen, wie am Sonnabend gegen Stuttgart, als sie gleich zwei Tore kassierten. Wenn alle in der Defensive die Position halten, sagt Lahm, habe München eine Chance, denn nach vorn gehe immer was. Selbst wenn Arjen Robben wegen einer Zerrung ausfällt, haben die Münchner in Franck Ribéry einen zweiten außergewöhnlichen Solisten. Am Sonntag erfuhr der Franzose prominente Aufwartung von gegnerischer Seite. "Ich mag Ribéry. Im vorigen Sommer wollten die Bayern noch 80 Millionen Euro für ihn, aber es sieht so aus, als würde er in diesem Jahr nun wechseln dürfen", offerierte Ferguson. Natürlich waren das wohl überlegte Worte zu einem wohl überlegten Zeitpunkt. "Er gefällt mir wirklich", sagt Ferguson. Es mag ein Hauch von ernst gemeintem Interesse sein, doch von Sir Alex ist vor allem bekannt: Der ältere Herr hat ein Faible für Psychospielchen.