Die Bayern zittern vor dem Spiel am Dienstag gegen Manchester. In der Königsklasse ist ManU seit 16 Auswärtsspielen ohne Niederlage.

München. Die jüngsten Pleiten nagen am Selbstvertrauen, der derzeit beste Profi droht auszufallen, und selbst die Abteilung Attacke geht in die Defensive: Beim Rekordmeister Bayern München geht vor dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester United am Dienstag (20.45 Uhr/live bei Sky und Sat.1) die Angst vor dem K.o. um. „Ich will Meister werden, alles andere ist mir nicht so wichtig“, sagt Präsident Uli Hoeneß vor dem Duell ungewohnt defensiv - auch, weil Arjen Robben gegen Englands Meister wohl fehlen wird.

Die Bundesliga-Niederlagen in Frankfurt und am Wochenende gegen Stuttgart haben Spuren hinterlassen. Das sonst so offensiv zur Schau getragene Ego ist einer gewissen Skepsis gewichen. „Wir können zwar jede Mannschaft überraschen“, sagt Trainer Louis van Gaal, doch er betont auch: „Bayern ist noch keine Spitzenmannschaft von höchstem Niveau, wir sind Außenseiter.“

Auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge stapelt tief. „Es wird eine ganz schwere Aufgabe. Wir müssen an unsere Grenzen, womöglich darüber hinaus gehen, um weiterzukommen“, sagt er, und fordert von den Bayern-Profis „höchste Konzentration, größten Willen und viel Leidenschaft“. Diese Attribute ließ Bayern - zumindest in der Liga - zuletzt vermissen.

Nur zwei ihrer letzten sechs Pflichtspiele haben die Münchner gewonnen, beide dank Arjen Robben. Doch den Niederländer zwickt die linke Wade, sein Turbo stottert - und die Hoffnungen der Bayern auf den ersten Halbfinal-Einzug in der Königsklasse seit ihrem Triumph

2001 schwinden, zumal mit Bastian Schweinsteiger (Gelbsperre) ein weiterer wichtiger Stammspieler nicht zur Verfügung steht.

Bei Robben besteht noch eine winzige Chance, er selbst sagt: „Ich weiß noch nicht, ob es für Manchester reicht. Ich denke, dass es ganz eng wird.“ Van Gaal will „kein Risiko eingehen“ und Robben nur bringen, wenn er völlig fit ist. „Wir brauchen einen Spieler wie Robben gegen einen Gegner wie Manchester. Aber es ist ein großes Spiel, da reichen 80 Prozent nicht.“

Kapitän Mark van Bommel hält die Bayern aber auch ohne Robben für gut genug, obwohl auch Franck Ribery noch nicht wieder bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit ist. „Es ist nicht so, dass wir völlig abhängig sind von Arjen und Franck, auch wenn wir mit ihnen besser sind. Bei Juventus Turin haben wir auch ohne Arjen und Franck gewonnen“, sagt er. Und auch gegen United sei in der Vorbereitung beim „Audi Cup“ ja ein Sieg ohne das Star-Duo gelungen, merkt van Gaal an - wenn auch erst im Elfmeterschießen.

Der Coach meint, seine Mannschaft habe mit dem Viertelfinale ihr Ziel bereits erreicht, „aber ich will mehr, und meine Spieler auch“. Wie Sportdirektor Christian Nerlinger hofft er auf eine „Festnacht“, betont aber, dass „Manchester immer in einer sehr guten Ordnung spielt. Darauf bin ich eifersüchtig.“

Zusätzlich macht den Bayern die Schwäche seiner Angreifer Sorgen. Miroslav Klose machte zuletzt mehr mit Kollegenschelte als mit Leistung von sich reden, Thomas Müller durchläuft ein Tief, und Ivica Olic liegt nach seiner unverständlichen Auswechslung gegen den VfB mit dem Coach im Clinch. Ob Mario Gomez, nach Wadenverletzung wieder im Kader, helfen kann, ist offen. „Ich bin bereit“, sagt er.

Franz Beckenbauer bereitet neben der eigenen Schwäche aber auch die Stärke des Gegners Kopfzerbrechen. „Wir fürchten ihn“, sagt der „Kaiser“ über United-Star Wayne Rooney, der Manchester gegen den AC Mailand mit vier Toren fast im Alleingang ins Viertelfinale schoss. Van Gaal jedoch widersprach: „Ich habe nie Angst vor einem Spieler, meine Spieler auch nicht. Aber wir schätzen seine Qualität.“

Die Red Devils führen die Tabelle der Premier League an. Gegen die Bolton Wanderers gewannen sie zuletzt 4:0, Teammanager Alex Ferguson leistete sich den Luxus, neben Rooney auch Abwehrchef Rio Ferdinand und Angreifer Park Ji-Sung zu schonen.

In der Königsklasse ist Manchester seit 16 Auswärtsspielen ohne Niederlage, in München soll Spiel 17 folgen. „Fergie hat nichts zu befürchten. Derzeit ist Bayern keine Konkurrenz auf Augenhöhe. ManU sollte ohne Mühe weiterkommen“