München. Die wichtigsten Nachrichten kamen aus der medizinischen Abteilung. "Leichte Zerrung, leichte Hoffnung", ließen die Verantwortlichen des FC Bayern München ausrichten. Ihr Patient befinde sich in einer "Rund-um-die-Uhr-Behandlung", seit Sonnabendabend schon, als jenes Malheur passierte.

Beim 1:2 gegen den VfB Stuttgart hatte sich Arjen Robben die Zerrung in der Wade zugezogen. Die letzten fünf Minuten humpelte er nur noch die Seitenlinie entlang. Weil Bayern Trainer Louis van Gaal bereits dreimal gewechselt hatte, blieb er auf dem Platz. Seitdem sind Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und der gesamte Physiotherapeuten-Stab seine wichtigsten Ansprechpartner.

Die Münchner trifft die Allerweltsverletzung ihres besten Offensiven zur ungünstigsten Zeit. Morgen müssen sie im Viertelfinale der Champions League gegen Manchester United ran. Über Robbens Einsatz werde man kurzfristig bescheiden, heißt es. Ein Wettlauf mit der Zeit sei es. "Es geht ihm schon besser", sagte Mark van Bommel gestern. Aber ob es reicht?

Robben war so etwas wie der Erfolgsgarant der vergangenen Wochen, der mit manch spektakulärem Solo jene Situation übertünchte, die schon länger offensichtlich ist. Der spielerische Glanz des Winters ist dem FC Bayern abhanden gekommen. Nicht erst bei den beiden jüngsten Niederlagen in Frankfurt und gegen Stuttgart ließen sie kreative Dominanz vermissen. Wenn dann wie am Sonnabend noch die defensive Ordnung verloren geht, kassieren sie Pleiten, die sie als "unnötig" (Philipp Lahm) bezeichnen.

Es ist nicht nur Robben, dessen Blessur den Münchnern Sorgen bereitet, auch den Rest der Offensive plagen Probleme. Ribéry ist nach seiner Sprunggelenksverletzung noch in der Integrationsphase und weit entfernt von bester Form. Thomas Müller, der 20-Jährige, wirkt ausgelaugt. Miroslav Klose ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Und Mario Gomez noch immer im Rekonvaleszentenstatus.

In München hören sie es nicht gerne, dass sie abhängig sind von Robben und Ribéry. Auch ohne die beiden sei man gegen Stuttgart 1:0 in Führung gegangen. Und jene vorweihnachtliche Siegesserie habe man ebenfalls ohne sie gestartet. "Das sind zwei Spieler, die ein Spiel alleine entscheiden können", sagt Klose. "Aber man muss auch bedenken, dass neun andere auf dem Platz sind, die die Drecksarbeit machen." Das sehen sie in der Öffentlichkeit zu wenig gewürdigt. Man brauche nicht elf Künstler, sagt etwa van Bommel. Und dass jene Ausgewogenheit das Geheimrezept der Mannschaft sei. Doch offensichtlich wurde zuletzt vor allem eines: Wenn beiden Solisten am Ausspielen ihrer Qualitäten gehindert werden, ist es um die Balance der Münchner geschehen, weil keiner es vermag, für sie in die Bresche zu springen.

Die Vorbereitung auf das Spiel gegen Manchester wird nach der Niederlage noch schwieriger werden, befürchtet auch van Gaal: "Jetzt kostet es noch mehr Energie." Auch Philipp Lahm räumte ein: "So ein Rückschlag ist schwer zu verarbeiten. Aber am Dienstag ist ein neues Spiel, die Champions League ist etwas Besonderes."