Wie so oft in letzter Zeit hatte Johannes Bitter am Sonnabend den Tabellenführer der Bundesliga vor einer Bruchlandung bewahrt.

Hamburg. Eng wurde es für Johannes Bitter am Wochenende erst auf dem Rückflug nach Hamburg: Der HSV-Handballtorhüter hatte alle Mühe, seine 2,04 Meter in die engen Sitzreihen der Maschine zu zwängen, mit der seine Mannschaft nach dem 30:24-Sieg beim polnischen Meister KS Kielce die Heimreise antrat. Zum Glück war dann doch ein passender Platz nahe dem Notausstieg frei, was einer gewissen Symbolik nicht entbehrte. Denn wie so oft in letzter Zeit hatte Bitter am Sonnabend den Tabellenführer der Bundesliga vor einer Bruchlandung bewahrt.

16 Paraden, 46 Prozent Erfolgsquote - man hat sich an Zahlen wie diese gewöhnt, obwohl sie eigentlich ganz und gar außergewöhnlich sind. Aber Bitter hat derzeit, was man einen Lauf nennt. Schon den 32:31-Sieg gegen Lemgo vor zehn Tagen hielt er mit einem Reflex in letzter Sekunde fest. Auch beim 29:25 in Flensburg in der Vorwoche führte in entscheidenden Momenten kein Weg an ihm vorbei.

Bitter pflegt in solchen Momenten gern von sich abzulenken: Die ganze Mannschaft hätte "sehr konzentriert gespielt und wenig Fehler gemacht", lobte er die Kollegen in Kielce. Seine Leistung sprach auch so für sich: Klammheimlich hat Bitter die Nummer eins beim HSV zurückerobert. Damit war vor einigen Wochen noch gar nicht zu rechnen. Bitter (27) schlug sich mit Schmerzen im Ellbogen herum und mit der Enttäuschung der misslungenen Europameisterschaft im Januar. Und sein Kollege Per Sandström drehte derart auf, dass ihm der Verein nach anfänglichem Zögern im Februar einen neuen Zweijahresvertrag vorlegte.

Sandström (29) hielt auch in Kielce glänzend, allerdings durfte er es nur elf Minuten lang. Die Spielanteile des Schweden werden zusehends kürzer, was prinzipiell kein Problem ist, wie Sportchef Christian Fitzek meint: "Unsere Torhüter haben zum Glück keinen Stress miteinander, wie man es von Fußballern kennt." Aber auch Fitzek räumt ein, "dass es für Sandström nicht einfach ist gegen die deutsche Nummer eins".

Und so darf morgen im Spitzenspiel gegen den Tabellendritten Göppingen Bitter wohl den Anfang machen (20.30 Uhr, Color-Line-Arena/dsf.de). Im November gab es bei den Schwaben die erste Saisonniederlage (35:36). Zu der Zeit schwelte beim HSV gerade eine Torwartdiskussion. Verdammt lange her.

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