Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko nach dem Kampf gegen Eddie Chambers. Der 33-Jährige sagt: “Chambers hat mich nie gefährdet“

Düsseldorf. Wladimir Klitschko (33, Ukraine) war nach der erfolgreichen Verteidigung seiner WBO- und IBF-WM-Titel im Schwergewicht durch einen K.-o.-Sieg in Runde zwölf gegen Eddie Cham-bers (27, USA) nicht vollends zufrieden.

Frage: Herr Klitschko, wie schätzen Sie Ihre eigene Leistung ein?

Wladimir Klitschko: Ich freue mich über das Ergebnis und darüber, dass die Fans am Ende auch zufrieden wirkten. Es war ein großartiges Event und ein tolles Erlebnis, vor 52.000 Fans in so einer Atmosphäre boxen zu dürfen. Aber ich muss zugeben, dass die zwölf Runden auf viele Zuschauer recht langweilig gewirkt haben können. Zeitweise war es zäh wie Kaugummi. Ich war vielleicht ein wenig zu zurückhaltend. Mein Trainer Emanuel Steward hat mich in der Pause zur zehnten Runde lautstark aufgefordert, Eddie auszuknocken. Da-nach habe ich alles versucht, und es hat zum Glück geklappt.

Frage: Warum haben Sie nicht schon in der zweiten Runde, als Chambers nach einer Rechten wackelte, energischer nachgesetzt?

Klitschko: Ich hatte schon gemerkt, dass er angeschlagen war. Aber ich wusste auch, dass er unglaublich schnell und damit sehr gefährlich war. Im Schwergewicht kann ein Schlag entscheiden, deshalb muss man in jeder Sekunde konzentriert sein.

Frage: Aber Ihre Dominanz war doch so erdrückend, dass der Sieg nie in Gefahr war.

+++ DAS SAGT GEGNER EDDIE CHAMBERS ZUM KAMPF +++

Klitschko: Das stimmt, er hat zu keinem Zeitpunkt einen Treffer gelandet, der mich gefährdet hat. Nach sechs Runden habe ich gespürt, dass er auch mental aufgegeben hat. Er hat dann nur noch versucht, über die Runden zu kommen. Gegen solche Leute ist es unglaublich schwierig, dann noch gut auszusehen.

Frage: Chambers’ Versuche, Sie aus der Ruhe zu bringen, gingen daneben. Was haben Sie gedacht, als er Sie in den ersten beiden Runden im Clinch auf einmal in die Luft hob?

Klitschko: Ich hatte das noch nie erlebt, aber ich fand es gut. Er musste immerhin 111 Kilo heben, und das macht müde.

Frage: Und die Unterbrechung vor der zehnten Runde, als sein Handschuh gerissen war, hat Sie auch nicht gestört?

Klitschko: Überhaupt nicht. So etwas passiert. Er hat ja auch selbst zugegeben, dass seine Absicht, mich aus der Ruhe zu bringen, nicht funktioniert hat.

Frage: Stört es Sie nicht auch, dass Ihre Gegner mittlerweile nur noch versuchen zu überleben anstatt zu gewinnen?

Klitschko: Das würde ich nicht so sehen. Es sieht zwar alles sehr dominant aus, was ich im Ring tue. Aber das liegt nicht an der mangelnden Qualität der Gegner, sondern an meiner eigenen Qualität. Es mag von außen so aussehen, als wären die Kämpfe keine Arbeit für mich, aber so ist es nicht. Sie sind harte Arbeit.

Frage: Wie lange macht Arbeit auf diese Weise noch Spaß, wenn man nicht gefordert wird?

Klitschko: Ich dachte, ich hätte mit 31 meinen Höhepunkt erreicht, aber im Moment habe ich das Gefühl, dass es immer noch höher geht. Ich habe viel Spaß an meiner Arbeit und hoffe, dass ich sie so lange machen kann, wie ich es möchte.

Frage: Wer wird Ihr nächster Gegner sein?

Klitschko: Ich muss als nächstes meine IBF-Pflichtverteidigung gegen Alexander Povetkin machen. Im September könnte es so weit sein, wenn er die Herausforderung annimmt. Ich bin bereit für diesen Kampf. Das einzige, was ihn aus meiner Sicht verhindern könnte, wäre eine Titelvereinigung mit WBA-Weltmeister David Haye. Der muss aber erst einmal am 3. April gegen John Ruiz gewinnen. Dafür wünsche ich ihm alles Gute. Egal, gegen wen ich als nächstes boxe: Ich habe immer noch viel Potenzial und eine Menge zu beweisen.