Wladimir Klitschko hat die längste Pause seiner Karriere hinter sich. Sein Herausforderer hatte unterdessen mit Anreise-Problemen zu kämpfen.

Düsseldorf. Nach der längsten Auszeit seiner Karriere juckt es den Schwergewichts-Riesen Wladimir Klitschko in den Fäusten. «Die Pause hat bewirkt, dass ich sehr hungrig bin», sagte der 33 Jahre alte IBF-WBO-IBO-Weltmeister auf der offiziellen Pressekonferenz vor der Titelverteidigung gegen seinen einstigen Sparringspartner Eddie Chambers am Sonnabend in der Arena in Düsseldorf (ab 22.05 Uhr live bei RTL).

Es ist die zweite Stadion-Veranstaltung in Folge für den wohl derzeit besten Schwergewichtler der Welt. 46.000 der 51.000 Eintrittskarten sind für den 17. WM-Kampf Klitschkos verkauft. In seinem zuvor letzten Fight am 4. Juli 2009 sahen über 60.000 Zuschauer in der Arena auf Schalke einen technischen K.o.-Sieg in der 9. Runde gegen den Usbeken Ruslan Chagaev.

Neun Monate Pause, das gab es beim Doktor der Sportwissenschaften noch nie. Möglicherweise auch eine Frage des fortschreitenden Alters und der Belastungen. 56 Kämpfe, von denen er 53 gewann, hinterlassen ihre Spuren. Aber von Müdigkeit konnte keine Rede sein, Klitschko sieht sich im Zenit seines Schaffens. «Ich war noch nie so schnell, noch nie so überlegt und noch nie so erfahren wie jetzt», ließ er das Auditorium am Montag in einem Nachtklub an der Rheinpromenade wissen.

Gegner Chambers, der 13 Zentimeter kleiner ist als der 1,98 m große Weltmeister, hörte den Worten des Champions aufmerksam zu. Der 27-Jährige hatte mal zwei Tage zur Verfügung gestanden, als sich Klitschko 2006 für seinen Kampf gegen Calvin Brock in New York vorbereitete. Der Champion erinnerte sich daran, dass Chambers einen unorthodoxen Stil hat und schwierig zu boxen war. Und der Herausforderer, der sich mit dem Sieg 2009 gegen den bis dahin ungeschlagenen Alexander Dimitrenko für den Fight gegen Klitschko qualifiziert hat, gilt als schnell - deshalb wird er auch «Fast Eddie» genannt.

«Das ist eine große Herausforderung für mich. Ich habe vor, die Welt zu schocken», sagte Chambers. Das übliche Ballyhoo ist eigentlich nicht die Sache des US-Amerikaners. Bescheiden und unauffällig betrat er das Podium. In Hemd und dunklem Pullover wirkte er eher wie ein College-Student, seine Töne waren leise. «Es ist eine große Herausforderung für mich. Ich habe für diese Chance sehr hart trainiert», sagte er.

Der in der einstigen US-Stahlmetropole Pittsburgh geborene und nun in der Boxhochburg Philadelphia lebende Chambers hat 35 Siege auf dem Konto und nur einmal verloren. Seine K.o.-Quote (18) liegt bei etwas über 50 Prozent. In seiner Kindheit musste er nach der Schule für seine Familie Geld mitverdienen, so unter anderem Zeitungen austragen. In der Schule habe er auch die Turnschuhe seiner Stiefmutter tragen müssen, ließ sein Promoter Rob Murray Jr. wissen. Dem Fighter waren diese Details offenbar peinlich, er hielt sich aus Verlegenheit die Hand vor das Gesicht.

Auf dem Weg nach Deutschland hatten Chambers und seine Entourage im übrigen ein traumatisches Erlebnis: Der Flieger von Philadelphia musste wegen eines Brandes im Cockpit einen nicht geplanten Zwischenstopp in Boston einlegen.