Rücktritt vom Rücktritt: Finnlands Skisprung-Ass Janne Ahonen und Österreichs Nordischer Kombinierer Felix Gottwald greifen wieder an.

Frankfurt/Main. Der „Schweiger aus Lahti“ kehrt aus dem sportlichen Ruhestand auf die Schanze zurück und sorgt mit seinem Comeback im Olympia-Winter für Gesprächsstoff bei der Konkurrenz. Finnlands Skisprung-Ass Janne Ahonen vollzieht wie Österreichs Nordischer Kombinierer Felix Gottwald beim Weltcup-Auftakt in Kuusamo den Rücktritt vom Rücktritt. „Das ist ein Comeback mit Erfolgsaussichten. Wenn es einer schafft, dann Janne. Er war jahrelang ein Aushängeschild und hatte die größte Konstanz aller Topspringer. Es würde mich überraschen, wenn er nicht in den Top Ten aufkreuzt“, sagt Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster über Ahonen.

Der 32 Jahre alte Familienvater will sich in seiner zweiten Karriere endlich den Traum vom Olympia-Gold erfüllen. „Ich bin zuversichtlich, dass ich in Vancouver erfolgreich sein kann“, sagt Ahonen. Dies trauen ihm auch seine Konkurrenten zu. „Ich glaube, er kann wieder vorne mitmischen. Körperlich hat er sich fit gehalten und bringt die Voraussetzungen mit, sprungtechnisch war er ohnehin über all die Jahre Weltspitze. Da hat er ein Gefühl entwickelt, so dass ihn so schnell nichts aus dem Konzept bringt“, erklärt Martin Schmitt.

Der Vizeweltmeister freut sich wie Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer auf das Duell mit dem fünfmaligen Gewinner der Vierschanzentournee. „Man darf ihn nicht unterschätzen. Er kann sicher in die Top Ten kommen. Aber es werden einige etwas dagegen haben, dass er aufs Podest springt“, sagt Schlierenzauer.

Ahonen, der in seiner bisher nur auf Finnisch publizierten Biografie „Kuningaskotka“ von Alkoholeskapaden und Radikaldiäten in seiner Laufbahn sowie Todesängsten beim Dragster-Rennen berichtete, galt jahrelang als Stilist mit Power. 36 Weltcupsiege feierte er und ist damit die Nummer drei in der ewigen Bestenliste, 104 Podestplätze bei Weltcups bedeuten Rekord. Bei Olympia reichte es dagegen nie zu Gold. Zwei zweite Plätze mit der Mannschaft 2002 und 2006 nehmen sich in seiner Erfolgsbilanz mit insgesamt 19 Medaillen bei Großereignissen eher bescheiden aus.

Diesen „Makel“ will er nun tilgen. Schuster erwartet daher einen heißen Kampf, denn die Platzhirsche der Branche werden ihre Posten nicht freiwillig räumen. „Inwieweit sich Schlierenzauer und andere in die Suppe spucken lassen, muss man abwarten. Ahonen wird sehr gut sein, aber er wird die Weltklasse nicht deklassieren“, meint der Bundestrainer.

Eine ähnliche Konstellation gibt es bei den Nordischen Kombinierern, wo mit Felix Gottwald und dem Finnen Hannu Manninen gleich zwei Altstars auf die Bühne zurückkehren. Während Gottwald schon am Wochenende in Kuusamo angreifen will, darf Manninen erst kurz vor den Olympischen Winterspielen in Vancouver wieder einsteigen. Der 31-Jährige, der viermal den Gesamtweltcup gewann, hatte sich zu spät für den Doping-Testpool der WADA angemeldet.

Bundestrainer Hermann Weinbuch begrüßt das Comeback. „Große Namen brauchen wir in unserem Sport. Ich denke, dadurch bekommen wir mehr Aufmerksamkeit“, betont Weinbuch. Er rechnet damit, dass Gottwald und Manninen „läuferisch weiter eine Macht“ sein werden. „Probleme sehe ich eher beim Springen. Da muss man sehr gefestigt sein. Auf den ersten Wettkampfsprung bin ich gespannt“, meint der Bundestrainer.

Gottwald macht sich darüber keine Gedanken. „Ich will diese zweite Karriere jeden Tag nur genießen, so wie ich die letzten zwei Jahre als Hobbysportler genossen habe. Ich will mich nicht mehr über Meter, Punkte und Sekunden definieren“, sagt der 33 Jahre alte Doppel- Olympiasieger von 2006.