Nach einem Jahr Pause will der Finne wieder hoch hinaus. Sein zweiter Platz in Oberstdorf macht Hoffnung auf eine triumphale Rückkehr.

Oberstdorf. Bei der Frage, ob er seit seinem Comeback mehr lächeln würde, schmunzelte Janne Ahonen nur für den Bruchteil einer Sekunde. «Meinen Sie? Ich bin immer noch derselbe», antwortete Ahonen knapp, um dann sofort wieder die gewohnte Maske aufzusetzen. Der «Iceman» der Skispringer ist zurück. Auch nach einem Jahr Pause hat sich der fünfmalige Tournee-Gewinner und Weltmeister aus dem hohen Norden nicht groß verändert. Seine Antworten sind meist sehr kurz, seine Mimik unterkühlt - und auch seine Ziele sind die gleichen.

Zwar hielt sich Ahonen vor dem Auftaktspringen der 58. Vierschanzentournee in Oberstdorf mit Prognosen und großspurigen Sprüchen zurück. Doch eines ist klar: Der 32 Jahre alte «Königsadler» will hoch hinaus, Mittelmaß ist nicht sein Ding. Den erneuten Gesamtsieg hat Ahonen deshalb genauso im Hinterkopf wie die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Vancouver im Februar.

«Ich werde mein Bestes geben. Wenn ich acht gute Sprünge runterbringe, dann wird man sehen», meinte er vor seinem erneuten Tour-Start, der für ihn angeblich «nichts Spezielles» ist. Es klang aber fast wie eine Drohung an die Konkurrenz, als Ahonen anfügte: «Physisch gesehen könnte ich wetten, dass ich in der besten Form meines Lebens bin. Es kann alles passieren.»

Dass es seit seiner Rückkehr bisher im Weltcup noch nicht wie gewünscht geklappt hat, hat für den schweigsamen Finnen aus Lahti einen einfachen Grund. Eine Erkrankung mit hohem Fieber im Herbst habe ihn zurückgeworfen, «jetzt fühle ich mich wieder gut». Dennoch reichte es am Montag bei der Qualifikation nur zum 33. Platz.

Grundsätzlich wolle er aber wieder «zurück an die Weltspitze und wieder zur Elite gehören. Wenn ich das schaffe und dort angekommen bin, will ich selbstverständlich bei Olympia um den Sieg mitkämpfen». Gold fehlt dem Finnen noch in seiner Sammlung.

Dass Ahonen der große Wurf gelingen könnte, glaubt auch der deutsche Bundestrainer Werner Schuster: «Er ist der konstanteste Springer der letzten zehn Jahre. Er wird seinen Mythos pflegen.» Für Martin Schmitt ist der Finne weiterhin «unbestritten Extraklasse.»

Einen Winter lang hatte Hobby-Rennfahrer Ahonen, der 36 Weltcups gewann, pausiert. «Jetzt habe ich wieder die Motivation», erklärte er seinen Rücktritt vom Rücktritt. Olympia hätte angeblich «keinen großen Einfluss» gehabt: «Ich wollte einfach nur wieder auf den gleichen, exzellenten Level in diesem Sport kommen, auf dem ich früher schon einmal war. Ich liebe das Springen.»

Dabei kann er sich auch der Unterstützung seiner Ehefrau Tiia und der beiden Söhne sicher sein. Obwohl Ahonen nach seinem Rückzug im März 2008 in der von ihm selbst entworfenen Nobelvilla eigentlich mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wollte, gab diese grünes Licht für das Comeback.

Im August hatte Ahonen bereits seine Biographie unter dem Titel «Kuningaskotka» («Königsadler») vorgestellt und dabei erstaunliche Einblicke in die Welt der Skispringer gegeben. Das Buch handelt von Alkoholeskapaden, von einem 240-Meter-Flug im März 2005 in Planica im Rausch oder auch von radikalen Diäten.

«Hätte ich gewusst, dass ich weitermache, hätte ich einiges wohl nicht geschrieben», sagte er in Oberstdorf dazu. Den «Mager-Wahn» beim Skispringen prangerte er aber erneut an: «Was wir hier machen, ist nicht gesund.»

Vor allem aber soll sein Werk «ein klares, realitätsnahes Bild von mir darstellen - eben nicht so eines wie in Zeitungsartikeln», betonte Ahonen. In Oberstdorf will er aber nicht als Autor von sich Reden machen, «sondern ich konzentriere mich nur auf das Skispringen. Das ist das, was ich gerne tue.»