Leser-Teams: Mit Tränen, aber ohne Sturz rasten die sieben Fahrer fröhlich ins Ziel.

Hamburg. Es war 22 Kilometer vor dem Ziel, als bei Barbara Hohm (27) die Tränen flossen. Nicht auf Grund der Erschöpfung oder eines Sturzes, sondern wegen des Abschiedsschmerzes. Oben auf der Köhlbrandbrücke hatte sie noch einmal die Aussicht auf ihre Stadt Hamburg, die sie am 11. August verlassen wird. Ihre Möbel sind bereits verschifft und auf dem Weg nach Irland, wo sie mit Freund Tillman Leistner, einem Architekten, in Cork einen neuen Lebensabschnitt einleitet. Birte Rottmann (31) sagte später im Ziel: "Da warst du ganz gerührt, oder?" Und wieder kullerte eine Träne die Wange hinunter. Doch zum Weinen war die Leistung der Abendblatt-Teams ganz und gar nicht.

Zwei Stunden und 50 Minuten haben Hohm, Rottmann und Rebekka Trukenmüller (22) für die 100 Kilometer beim Jedermann-Rennen gebraucht. Das ergibt einen stolzen Schnitt von 35,5 km/h - bisher waren 31,5 der höchste Durchschnittswert. Neue persönliche Spitzengeschwindigkeiten stellten sie mit 64 km/h zudem auf. "Wir haben uns total mitreißen lassen", sagte Rottmann.

Vor allen anderen Pedaleuren waren die Frauen im Abendblatt-Trikot gestartet, im Block mit den Prominenten. Nach 20 Minuten wurden sie von den ersten aus den später gestarteten Blöcken überholt. "Wir haben uns immer wieder an ein stärkeres Feld für eine gewisse Zeit rangehängt", sagte Rottmann und freute sich, daß die Schnelleren immer wieder mal eine Lücke aufmachten: "'Hier Abendblatt, fahr mal vor', haben wir öfter gehört." Das Trio konnte so im Windschatten Kräfte sparen. Mulmig wurde es den Dreien etwa zur Hälfte. "Da sind wir bestimmt 20 Kilometer allein gefahren. Nur die Zuschauer haben uns darin bestärkt, daß wir noch auf dem richtigen Kurs sind", sagte Trukenmüller. Sie waren aber in der richtigen Spur, so daß sie die Stimmung im Zielbereich genießen konnten. "Wie die Zuschauer auf den letzten Kilometern auf die Banden getrommelt haben - das war Wahnsinn", sagte Hohm.

Zu den Zuschauern gehörten da schon Andreas Stawe (35), Sven Boysen (36), Thomas Voigt (38) und Dr. Stephan Hering-Hagenbeck (37). Das Leser-Trio aus Quickborn hatte nebeneinander den Zielstrich nach 1:33 Stunde überfahren, Teamkapitän Hering-Hagenbeck brauchte zwei Minuten mehr für die 55 Kilometer. Er hatte in Blankenese abreißen lassen. "Ich bin gut am Berg - bergab", scherzte der Tierparkdirektor.

Im Ziel herrschte aber bei den vier Männern im Abendblatt-Trikot Freude: Zum einen, weil sie mit der erzielten Zeit nie gerechnet hätten. Und zum anderen, weil sie in keinen Sturz geraten waren. "Ich hatte die ganze Zeit die Hände an den Bremsen, um einen Auffahrunfall zu verhindern", erzählte Boysen. "Dann greif ich einmal zur Trinkflasche und prompt bremst einer." Im letzten Moment vermied er den Crash. Nachdem die Phase des intensiven Radfahrens vorbei ist, steht für die Quickborner erst einmal die Familie an erster Stelle: "Unsere Frauen haben uns in den vergangenen elf Trainingswochen den Rücken freigehalten. Ihnen gilt unser Dank", waren sie sich einig. Sich aufs Velo schwingen wollen sie aber weiterhin. Einmal in der Woche sollte noch drinnen sein.