HEW-Cyclassics: Filippo Pozzato und Luca Paolini nicht zu schlagen, Ullrich auf der Zielgerade chancenlos.

Hamburg. Es bleibt dabei: Die HEW-Cyclassics sind ein erstklassiges Pflaster für italienische Radprofis. Als die Entscheidung auf der Mönckebergstraße reifte, waren die Pedaleure vom Apennin wieder einmal unter sich. Den Spurt einer 15köpfigen Spitzengruppe entschied nach 250,5 km Filippo Pozzato von der belgischen Equipe Quick Step vor seinem Landsmann und Teamkollegen Luca Paolini. Es war bei der zehnten Auflage der Hamburger Velogala bereits der fünfte Sieg eines Azzurro. Auf Rang drei landete der Australier Allen Davis (Liberty Seguros).

Das Nachsehen bei seinem Lieblingsrennen vor mehr als 800 000 Zuschauern hatte einmal mehr Jan Ullrich. Zwar hinterließ der Kapitän des Teams T-Mobile in der Schlußphase einen starken Eindruck und war sogar in der entscheidenden Kopfgruppe vertreten. Doch als sich die Sprintspezialisten zum finalen Spurt formierten, hatte der Sieger von 1997 offenbar nichts mehr zum Zusetzen. "Das Rennen war sehr hart. Die Straßen waren durch den Regen oft glatt und es wurde wahnsinnig gedrängelt. Für den letzten Sprint waren meine Beine einfach zu lahm", kommentierte der 31jährige seinen 12. Platz. "Schade fürs Team, daß keiner aufs Podium gekommen ist."

Auch Erik Zabel, der T-Mobile am Saisonende verlassen wird, hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. "Ich hatte einen guten Sprint", erklärte der Berliner, nachdem er den Massenspurt des Hauptfeldes für sich entschieden hatte, voller Sarkas-mus. "Nur leider war noch eine Gruppe vor mir." Damit wurde nichts aus der Trotzreaktion nach den gescheiterten Verhand-lungen mit dem neuen T-Mobile-Manager Olaf Ludwig.

Lange hatte es unterdessen da-nach ausgesehen, als könnte sich mit Jörg Ludewig ein anderer "Lokalmatador" beim einzigen deutschen Eintagesrennen der neuen ProTour-Serie des Radweltverbands UCI behaupten. Nachdem es das bunte Peloton in der ersten Stunde ausgesprochen gemütlich angehen ließ, wagte der Legionär in Diensten der italienischen Equipe Domina Vacanze bei Kilometer 30 eine mutige Soloflucht. Sicher wollte der 29jährige aus Steinhagen damit auch ein Signal setzen. Immerhin läuft sein Vertrag aus. Und eine Verlängerung des Kontrakts erscheint nach dem Wechsel des italienischen Sprintgotts Alessandro Petacchi von Fassa Bortolo zu Domina Vacanze relativ unwahrscheinlich.

Erst nach 100 km bekam Ludewig Gesellschaft durch das Duett Leif Hoste (Belgien/Discovery Channel) und Wiesenhof-Profi Andre Greipel (Rostock), die sich beide nach der zweiten Sprintwertung aus dem Staub gemacht hatten. Während Greipel die beiden Gefährten bereits bei der ersten Überquerung des Wasebergs nach 134 km ziehen lassen mußte, verteidigten Ludewig und Hoste ihre Spitzenposition bis 19 Kilometer vor dem Ziel, ihr maximaler Vorsprung betrug 14:30 Minuten. Erst kurz vor der vierten Passage über den Waseberg wurden sie von der Ullrich-Gruppe gestellt.

Während der Italiener Filippo Pozzato (23) für seinen 23. Profierfolg eine Siegprämie von 16 000 Euro kassierte, durfte sich der tapfere Jörg Ludewig wenigstens mit dem ersten Platz in der separaten Sprintprüfung trösten, die immerhin mit 1350 Euro dotiert war. Insgesamt wurden bei den 10. HEW-Cyclassics 40 000 Euro Preisgeld ausgeschüttet.

Verdient hätten die Akteure sicher deutlich mehr angesichts der widrigen Witterungsbedingungen. Bereits bei der ersten City-Durchfahrt nach der Rückkehr von der neuen Südschleife in die Nordheide hatte Regen eingesetzt, der den Parcours teilweise in eine gefährlich glatte Piste verwandelte. So wurde das Feld bereits frühzeitig dezimiert. Erstes Opfer war der Australier Baden Cooke (Française des Jeux), der nach einem Sturz passen mußte. Ihm folgten mit Wiesenhof-Kapitän Jens Heppner, Axel Merckx (Davitamon-Lotto) sowie den Mitfavoriten Alessandro Petacchi und Tom Boonen (Quick Step) weitere prominente Akteure. Nur 112 der 164 gestarteten Fahrer erreichten das Ziel.

Für Jan Ullrich steht morgen bereits das nächste Rundstreckenrennen am Stadtrand von Mannheim auf dem Programm. Dann beginnt er mit der Vorbereitung auf die am 15. August im sächsischen Altenburg beginnende Deutschland-Tour. Dort hofft der Wahlschweizer, der den Gesamtsieg anpeilt, dann wieder auf freundlicheres Wetter und mehr Glück.