Noch immer sind die Kritiker des Wettbewerbs lauter zu vernehmen als die Fürsprecher. Teams mit großen Namen sind Mangelware.

Hamburg. Neuer Name, altes Problem: Der von Franz Beckenbauer einst als „Cup der Verlierer“ verspottete UEFA-Pokal kämpft auch unter dem Titel Europa League gegen sein staubiges Image. Dabei hatten die Macher der Europäischen Fußball-Union so sehr gehofft, mit Namensänderung und neuem Marketing-Konzept aus dem oft verschmähten Cup endlich ein internationales Hochglanzprodukt geformt zu haben. Doch noch immer sind die Kritiker lauter zu vernehmen als die Fürsprecher. „So ist der Wettbewerb nicht konkurrenzfähig“, sagte jüngst Sportvorstand Horst Heldt vom Bundesligisten VfB Stuttgart.

Und so steht auch das „Finale zweiter Klasse in Europa“ („Kicker“) sinnbildlich für die Misere der Miniatur-Ausgabe der Champions League. Atlético Madrid gegen FC Fulham – ein Leckerbissen nur für echte Fans, auch wenn UEFA-Präsident Michel Platini vor dem Anpfiff am Mittwochabend in Hamburg ein „tolles Finale“ prognostizierte.

Die Kritiker monieren vor allem die finanzielle Diskrepanz zwischen Europa und Champions League. Momentan beträgt in der „Königsklasse“ allein das Startgeld für die qualifizierten Vereine 3,8 Millionen Euro, in der Europa League ist es mit 600 000 Euro nicht einmal ein Sechstel. Zudem sind die Gagen pro Spiel, die möglichen Prämien und die Erlöse aus dem sogenannten Marktpool der UEFA wesentlich niedriger. Auch die Direktvermarktung mit einheitlichem Ball und Logo sowie die zentral vergebenen TV- und Werberechte sorgten in der Premieren-Saison nicht für Geldregen.

Da die deutschen Clubs im kleinen Europapokal ihre Spiele nicht mehr eigenverantwortlich an die TV-Sender verkaufen durften, sind die Einnahmen deutlich geringer geworden – was auch der Hamburger SV und der VfL Wolfsburg zu spüren bekamen. Erst im Finale wurde es nämlich richtig lukrativ. Zwei Millionen Euro zahlte die UEFA für das Erreichen des Endspiels; für den Sieger gab es eine weitere Million.

Alles Zahlen, die sich gegen die Millionentöpfe der Champions League bescheiden lesen. Dort kann der Gewinner sogar auf bis zu 31,2 Millionen an Prämien kommen. UEFA-Boss Platini aber ist vom kleinen Bruder der „Königsklasse“ überzeugt: „In der Europa League schlägt das Herz des europäischen Vereinsfußballs. Hier spielen viele Mannschaften auf einem Level, die Leistungsunterschiede sind nicht so groß wie in der Champions League“, sagte der Franzose Anfang der Woche auf „www.dfb.de“. „Es ist ein sehr spannender Wettbewerb in einem guten Format, der bei den Vereinen und Fans sehr gut ankommt.“

Was Platini in seiner Aufzählung nicht erwähnt: Das neue Format ist für die Funktionäre auch deshalb so interessant, weil es als Experimentierfeld dient. So wurden in dieser Europa-League-Saison erstmals Torrichter eingesetzt, die die Referees bei strittigen Strafraum-Szenen unterstützen sollen.

Wurde das Pilot-Projekt bei Einführung noch als Regel-Revolution gefeiert, so hatte man im Verlauf dieser Spielzeit kaum Notiz von den zusätzlichen Schiedsrichter-Assistenten genommen. Eine abschließende Beurteilung der Neuerung scheute die UEFA bislang. Man werde die Sondersitzung der FIFA und der Regelhüter vom International Football Association Board (IFAB) am 17./18. Mai abwarten, hieß es dazu.