Im Laufe des Tages wird die Aschewolke Norddeutschland erreichen. Die Börse reagiert bisher gelassen auf den Ausbruch des Vulkans.

London/Brüssel. In Europa gibt es erste Behinderungen im Flugverkehr wegen der Aschewolke. Aufgrund der von Island nach Süden ziehenden Vulkanaschewolke haben mehrere Fluggesellschaften am Dienstag Flüge von und nach Schottland gestrichen. Auch bei einigen Transatlantikflügen kommt es nach Berichten der britischen BBC zu Verspätungen. Island hatte am späten Montagabend seine internationalen Flughäfen wieder geöffnet, auch den Airport von Keflavik. Der Vulkan Grímsvötn war am Dienstag nach Angaben isländischer Experten weiterhin aktiv.

Auch in Frankfurt und Düsseldorf strich die Lufthansa jeweils einen Flug nach Edinburgh in Schottland wegen der Asche des Vulkans Grímsvötn. Über einen weiteren Flug aus Frankfurt am Abend wollte die Lufthansa später entscheiden. „Wir behandeln das als Wetterphänomen“, sagte ein Lufthansa-Sprecher auf Anfrage. „Wir sind bei weitem nicht in der Situation wie im vergangenen Jahr.“ Kurzfristig erwarte das Unternehmen keine größeren Auswirkungen.

Die Aktienmärkte haben bis zum frühen Dienstagnachmittag jedoch weitgehend gelassen auf die herannahende Aschewolke reagiert. Die stärksten Auswirkungen unter den DAX-Werten bekam die Lufthansa zu spüren, deren Kurs gegen den Trend rund ein Prozent verlor. Der deutsche Aktienmarkt insgesamt legte zu, die Anleger konnten sich über eine Erholung nach zwei verlustreichen Tagen freuen. Bei Ryanair hielten sich die Kursverluste in engen Grenzen.

Die Wetterverhältnisse in Island machten es jedoch schwierig, die Größe und Höhe der Wolke genau einzuschätzen, sagten Meteorologen des Landes. Aber Radaranzeigen machten deutlich, dass die Aschewolke nicht mehr so hoch wie kurz nach dem Ausbruch des Grímsvötn am Sonnabend sei. Experten gingen von fünf bis sieben Kilometern aus. Im Laufe des Tages sollte ein Erkundungsflugzeug über die Region fliegen.

Aschewolke zieht Richtung deutsche Küste

Unterdessen zieht die Aschewolke des isländischen Vulkans Grímsvötn im Laufe des Dienstags Richtung deutsche Küste. Bis zum Abend werde die Aschekonzentration an der Nordseeküste vermutlich Werte zwischen 0,2 und 2,0 Milligramm je Kubikmeter Luft erreichen, sagte Meteorologe Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Bei diesen Konzentrationen seien Flüge nur unter besonderer Aufsicht möglich. Betroffen sei die norddeutsche Küstenregion. Am Dienstagmorgen lag eine dichte Aschewolke nördlich von Schottland.

In Hamburg gab es zunächst keine Beeinträchtigungen beim Flugverkehr, sagte die Sprecherin des Hamburg Airport, Katja Tempel: „Das kann sich ändern, muss aber nicht.“ Nach Angaben der Deutschen Flugsicherung (DSF) gibt es bis 20.00 Uhr keine Einschränkungen im deutschen Flugverkehr. Informationen für den Zeitraum danach sollten im Laufe des Nachmittags folgen.

Befürchtet wird auch, dass die Wolke nach Frankreich und Spanien weiterzieht. Das Team des FC Barcelona wird angesichts des Vulkanausbruchs in Island also bereits am Dienstagabend nach London fliegen, um die pünktliche Anreise zum Champions-League-Finale nicht zu gefährden. Der Flug sei um zwei Tage vorverlegt werden, nachdem die Aschewolke des Grimsvötn zur Streichung Hunderter Flüge geführt habe, hieß es auf der Webseite des Vereins. Im Vorjahr musste die Mannschaft zum Champions-League-Halbfinale gegen Inter Mailand mit dem Bus nach Italien fahren, nachdem der damalige Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull den europäischen Flugverkehr lahmgelegt hatte. Der FC Barcelona spielt am Sonnabend im Champions-League-Finale im Londoner Wembley-Stadion gegen Manchester United.

Mit Sorge dürften wegen der möglichen Verbreitung der Asche auch die Staatenlenker dem G8-Gipfel am Donnerstag im französischen Deauville entgegen sehen.

Im Frühjahr 2010 hatte der Eyjafjallajökull mit seiner Asche wochenlang Teile des internationalen Flugverkehrs gestoppt. Damals fehlten Grenzwerte für die Aschekonzentrationen in der Atmosphäre. Inzwischen wurden dafür drei Zonen festgelegt - und das Fliegen in Arealen mit geringer Konzentration ist erlaubt. Allerdings beklagen Fluggesellschaften, dass es nach wie vor keinen einheitlichen, absoluten Grenzwert gibt, bei dem alle Flugzeuge am Boden bleiben müssen.

In Deutschland wurde von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ein Grenzwert festgelegt. Bei mehr als 2 Milligramm Aschebelastung pro Kubikmeter Luft darf nicht mehr geflogen werden - es sei denn Triebwerk- und Flugzeughersteller geben dafür grünes Licht.

Mehrere Fluggesellschaften - darunter KLM, British Airways, Ryanair, easyjet, der Lufthansa-Partner BMI, Loganair, Eastern Airways und Aer Lingus - strichen am Dienstagmorgen Flüge von und nach Schottland. 400 Menschen mussten über Nacht am Flughafen Edinburgh ausharren. Wie lange die Probleme anhalten würden, war am Dienstagmorgen nicht klar.

Jeder Staat entscheidet selbst darüber, ob er seinen Luftraum schließt - die EU-Luftsicherheitsexperten geben nur Empfehlungen ab. So können die Fluggesellschaften beantragen, bei einer mittleren Aschekonzentration noch zu fliegen. Es lägen einige Anträge vor, hieß es von der britischen Luftfahrtaufsicht CAA. (dpa)