Kostenlose Hilfe für Eltern: Drei weitere Firmen schließen sich der von Unternehmen gegründeten Stiftung Beruf und Familie Stormarn an.

Bad Oldesloe. Die Nachfrage ist da, das Angebot auch: Immer mehr Stormarner Firmen wollen ihren Mitarbeitern eine Kinder-Notfallbetreuung bieten und schließen sich deshalb der von Unternehmen gegründeten Stiftung Beruf und Familie Stormarn an. Diese bietet eine solche Hilfe für die Eltern kostenlos an. "Drei weitere Institutionen haben sich uns angeschlossen", sagt Birte Kruse-Gobrecht, die das Projekt als Geschäftsführerin der Stiftung leitet.

Vor drei Monaten ging die Notfallbetreuung an den Start. Im Auftrag der Stiftung stellt das Oldesloer Mehrgenerationenhaus Oase Betreuungspersonal zur Verfügung. Dieses steht wochentags von 6 bis 19 Uhr auf Abruf bereit. Kann ein Kind zum Beispiel, weil es krank ist, nicht in den Kindergarten gehen, oder fällt die reguläre Betreuung aus, können die Eltern einen Notfall-Betreuer anrufen. Spätestens zwei Stunden später steht dieser vor der Tür und die Mutter oder der Vater können zur Arbeit gehen. Die Kosten für die Betreuung übernimmt die Firma.

Neu dabei sind jetzt die Oldesloer Brandschutz-Firma Minimax, die Steuerberatungsgesellschaft SHHB, ebenfalls aus Bad Oldesloe, und die Ahrensburger Filiale des Reformhaus Zündorf. "Wir würden uns wünschen, dass noch jeweils zehn weitere kleine, mittelständische und große Unternehmen mit ins Boot kommen" sagt Birte Kruse-Gobrecht. Idealerweise kämen so rund 50 Institutionen zusammen.

Kruse-Gobrecht, die auch Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Stormarn ist, zieht nach den ersten drei Monaten eine positive Bilanz. "Alles verläuft reibungslos", sagt die Geschäftsführerin. Drei Mal hätten die Mitarbeiter der Oase bisher Kinder betreut. Dass es nicht mehr Fälle sind, überrascht Kruse-Gobrecht nicht. "Die Notfallbetreuung hat Versicherungscharakter. Wir brauchen sie nicht ständig, aber wenn doch, sind wir froh, dass wir sie in Anspruch nehmen können." Dennoch rechnet sie ab Herbst mit mehr Zulauf. "Während der Urlaubszeit war das für viele erst einmal kein Thema", sagt Kruse-Gobrecht.

+++ Notfall-Service: Firmen finanzieren Kinderbetreuung +++

Die ersten drei Monate hätte die Stiftung genutzt, um die Struktur des Angebotes auszubauen. "Wir haben noch einige Nachschulungen gegeben, zum Beispiel Erste Hilfe am Kind." Zudem habe es einige Informationsveranstaltungen für die Firmen und Kindergärten gegeben. "Muss ein Kind kurzfristig aus der Kita abgeholt werden, identifizieren sich unsere Mitarbeiter mit Personalausweis und dem Stiftungsausweis." Damit Eltern und Betreuer sich kennenlernen, organisiert das Mehrgenerationenhaus Oase ein Elterncafé.

Brauchen Eltern Hilfe, können sie sich direkt an die Notfallbetreuung wenden. "Für die Firmen entsteht keine zusätzliche Arbeit. Außerdem wird so auch der Datenschutz gewährleistet", sagt Kruse-Gobrecht. Neben privaten Firmen sei die Stiftung zurzeit auch im Gespräch mit einer Kommune, die sich die Notfallbetreuung für ihre Mitarbeiter vorstellen könnte. Welche das ist, will Kruse-Gobrecht derzeit noch nicht sagen. "Im September rechnen wir mit einer Rückmeldung."

+++ Notfall-Kinderbetreuung geht an den Start +++

Aufbauend auf dem Grundmodell Notfallbetreuung sollen laut Kruse-Gobrecht künftig auch Sonderbedarfe abgedeckt werden, wie zum Beispiel lange geplante Fortbildungen, wenn keine reguläre Betreuung zur Verfügung steht. In diesen Fällen werde die tatsächliche Betreuungszeit abgerechnet. Kruse-Gobrecht: "Im Gespräch mit den Betroffenen haben wir festgestellt, dass diese Angebote besonders wichtig sind." Dazu zählt auch die Ferienbetreuung, die die Stiftung ab Sommer 2013 anbieten will. Eigentlich war der Start schon für diesen Herbst geplant. "Wir glauben aber, dass die meisten Leute jetzt bereits Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder während der Herbstferien gefunden haben", sagt Kruse-Gobrecht. Für die freie Zeit im Oktober werde deshalb ein Programm als Pilotprojekt im Mehrgenerationenhaus Oase angeboten.

Während der Testphase sei deutlich geworden, dass die Kinder merkten, dass sie den Firmen ihrer Eltern wichtig seien und diese bereit seien, Geld für ihre Betreuung auszugeben. Kruse-Gobrecht: "Sie fühlen sich nicht als Störfaktor, sondern als Teil des Systems." Für ein Unternehmen sei das großartige Werbung. "Es geht uns nicht darum, Doppelstrukturen zu entwickeln", betont die Geschäftsführerin der Stiftung. In Stormarn gebe es bereits viele tolle Angebote. "Diese wollen wir erweitern." Zum Jahreswechsel plant die Stiftung, Berufstätigen Hilfe anzubieten, die zu Hause Angehörige pflegen.

Die Familie - egal ob Kinder oder andere Angehörige - sei der Lebensmittelpunkt fast aller Arbeitnehmer und auch -geber. "Das müssen wir in unseren Beruf integrieren", sagt Kruse-Gobrecht. Diese Strukturen seien in allen Kreisen ähnlich. "Möglicherweise könnte sich aus dem Projekt ein landesweites Angebot entwickeln."