Sozialer Fortschritt ohne Geld vom Staat ist in etwa so selten wie ein Sechser im Lotto. So gesehen hat Stormarn jetzt tatsächlich ein Glückslos gezogen. Die neue Stiftung Beruf und Familie finanziert sich ausschließlich über Beiträge der Firmen. Die dort arbeitenden Eltern zahlen keinen Pfennig dazu - und haben dennoch die Sicherheit, dass ihnen im Notfall jemand zur Seite springt. Denn wer hilft schon, wenn es dem Kind morgens um sechs nicht gut geht und in der Firma eine wichtige Sitzung ansteht?

Die Stiftung Beruf und Familie will nicht nur diese, sondern auch noch weitere Lücken im Betreuungssystem schließen. Sie macht damit Sozialpolitik von unten - und ist so ein wohltuender Gegenentwurf zu denen da oben, zur Regierungsmannschaft in Berlin, die nun schon seit Monaten nicht die Kraft aufbringt, das Betreuungsgeld durchzusetzen oder es zu streichen - was vermutlich die bessere Lösung wäre.

Ob die Stormarner Stiftung Nachahmer findet? Es ist zu hoffen. Es ist auch zu hoffen, dass die Mäkler nicht Oberhand gewinnen - diejenigen, die unterstellen, die Firmenchefs würden die Notfallbetreuung nur deshalb bezahlen, weil dann die Arbeitsleistung steigt. Wir wollen nicht mäkeln. Wir wollen uns freuen, wenn Firmen erkennen, dass Kinder wichtig sind. Für vergleichsweise wenig Geld bekommen sie viel Sicherheit für ihre Mitarbeiter. Und sie können damit um Fachkräfte werben. Im Wirtschaftsdeutsch gibt es dafür einen - leider hässlichen - Begriff: Es ist eine Win-win-Situation.