Beamten überfuhren den Hund, da er eine große Gefahr für andere Autofahrer gewesen sei. Tierschützer sprechen von “Rambo-Laune“ und prüfen Anzeige.

Hoisdorf. Der Fall "Robby" ist auch für die Polizei in Schleswig-Holstein einmalig. Auf Anfrage der Stormarn-Ausgabe des Abendblattes bestätigte das Landespolizeiamt in Kiel, dass noch nie ein Hund von einem Streifenwagen überfahren werden musste. Beamte hatten den neun Jahre alten Australian Shepherd der Hoisdorferin Heidi Schwark (66) auf der A 1 angefahren, da sie ihn nicht einfangen konnten. Die Behörde beantwortet zudem Fragen dazu, was sich in der Silvesternacht genau ereignet hat.

Laut Polizei hat sich der Fall so abgespielt: Gegen 21.30 Uhr melden mehrere Autofahrer über Notruf 110, dass ein Hund an der Anschlussstelle Ahrensburg auf der A 1 herumläuft. Eine Streifenbesatzung macht sich sofort auf den Weg. Die Beamten entdecken das Tier und steigen aus. Sie versuchen, den Hund anzulocken. Doch er hat offensichtlich Angst, lässt die Polizisten nicht an sich heran und läuft auf die andere Richtungsfahrbahn. "Die Streifenbesatzung hat an der Anschlussstelle Ahrensburg ebenfalls die Fahrbahnseite gewechselt und erneut versucht, das Tier einzufangen", sagt Georg Ruge, Leiter des Autobahnreviers. Ein weiterer Wagen ist inzwischen eingetroffen. Doch der Hund kann den vier Polizisten immer wieder entwischen. Eine Vollsperrung der Autobahn kommt für die Beamten nicht in Frage, da "Robby" immer wieder an anderen Stellen auf der Autobahn auftaucht.

Nach rund einer Dreiviertelstunde entschließen sich die Beamten, das Tier zu töten. Zu groß sei die Gefahr, dass andere Autofahrer "Robby" ausweichen müssen und eventuell einen schweren Unfall verursachen. Laut Polizei herrscht um die Uhrzeit noch ein reges Verkehrsaufkommen auf der A 1. "Die Kollegen haben alles versucht. Es war das letzte Mittel", sagt Ruge. Den Hund zu erschießen, wollen die Polizisten nicht riskieren. Zu groß ist die Gefahr, dass eine Kugel ein Auto treffen könnte. Auch sehen die Polizisten davon ab, Schüsse in die Luft abzugeben, um das in Panik geratene Tier vielleicht zu verscheuchen. "Das Tier zeigte ein stark triebhaftes Verhalten, war aufgewühlt und unberechenbar", heißt es dazu als Erklärung. Die Beamten sehen keine andere Möglichkeit, als "Robby" zu überfahren. Anschließend legen sie den leblosen Körper in ein Gebüsch am Fahrbahnrand. Auf die Frage, warum keine professionelle Hilfe angefordert wurde, antwortet die Polizei: "Jede weitere zeitliche Verzögerung hätte Menschenleben kosten können." Die Rechtsabteilung des Landespolizeiamts will den Fall "Robby" trotzdem noch mal prüfen.

Dabei geht es auch darum, ob Heidi Schwark die Rechnung über 2557,31 Euro für den verbeulten Streifenwagen voll bezahlen muss. Der Deutsche Tierschutzbund spricht von "Polizei in Rambo-Laune". Bundesgeschäftsführer Thomas Schröder: "Wir erwarten eine klare, transparente und öffentliche Aufklärung durch die Dienstvorgesetzten. Falls das nicht zufriedenstellend erfolgt, bliebe nur die Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz."