Die Besitzerin Heidi Schwark sollte 2500 Euro bezahlen. Nach bundesweiter Kritik will sich die Polizei nun entschuldigen.

Hamburg. In den Fall des von Polizeibeamten überfahrenen Hundes "Robby" in Hoisdorf (Kreis Stormarn) schaltet sich nun der Landespolizeidirektor von Schleswig-Holstein ein. Wie Burkhard Hamm in Kiel dem Hamburger Abendblatt bestätigte, wird sich der oberste Polizeibeamte persönlich in einem Brief an die Hundehaltern entschuldigen.

Die Nachricht, dass Polizisten in der Silvesternacht auf der Autobahn 1 bei Ahrensburg absichtlich einen Hund überfahren hatten und später der Hundehalterin die Rechnung für den verbeulten Streifenwagen schickten, sorgte bundesweit für großes Entsetzen und Anteilnahme. "Ich bin völlig überwältigt von dem Mitgefühl der Menschen", sagt die Hundebesitzerin Heidi Schwark aus Hoisdorf: "Ich habe Anrufe von Menschen bekommen, die ich überhaupt nicht kenne. Die haben mir Mut gemacht und Hilfe angeboten." Auch in Internetforen hätten zahlreiche Tierfreunde darüber diskutiert, wie gefühlskalt die Polizei sei.

Das machen die Einträge in den Foren deutlich - in einem ist zu lesen: "Da fehlen einem nur noch die Worte. Die arme alte Dame." In einem anderen Beitrag heißt es: "Wirklich traurig diese Geschichte. Damit haben sich die Polizisten wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert." Eine Internetnutzerin schrieb nur: "Es ist unglaublich." Kritik kam auch vom Hamburger Tierschutzverein (HTV): "Es ist mir unerklärlich, warum das Tier überfahren wurde. Es hätte doch andere Möglichkeiten geben müssen, um den Hund einzufangen. Zum Beispiel mithilfe eines Betäubungsgewehrs", sagte der Zweite Vorsitzende Manfred Graff. Das Hamburger Abendblatt hatte am Sonnabend exklusiv über den Vorfall berichtet. Danach nahmen sich bundesweit auch zahlreiche andere Zeitungen dieses Themas an.

Wie berichtet, war der Australian Shepherd in der Silvesternacht ausgebüxt. Zwei Tage lang suchten Heidi Schwark und ihr Lebengefährte Heinz Jung nach Robby. Dann kam die traurige Gewissheit. Die Polizei teilte dem Paar mit, dass der Hund auf der Autobahn 1 bei Ahrensburg überfahren worden war. Das Paar könne Robby dort abholen. Die Polizei hatte den toten Hund in einen Straßengraben an der Autobahn gelegt: "Die beiden Polizisten sagten zu uns, dass sie die Personalien von uns bräuchten, da der Autofahrer, der das Tier angefahren hat, Schadenersatz fordern könnte", sagt Schwark.

Doch es war das Landesinnenministerium, das rund drei Wochen später 2557,31 Euro forderte. In der Zahlungsaufforderung, die der Redaktion vorliegt, heißt es unter anderem: Weil es nicht gelang, das Tier einzufangen oder durch einen gezielten Schuss zu töten, musste der Hund letztlich zur Verhinderung von Gefahren für die anderen Verkehrsteilnehmer mit dem Dienstfahrzeug überfahren werden. Dabei ist das Dienstfahrzeug derart beschädigt worden, dass es durch eine Fachwerkstatt repariert werden musste und drei Tage nicht einsatzfähig war. Heidi Schwark war über die Wortwahl völlig entsetzt: "Mit diesem Schreiben hat sich die Polizei selbst ein Armutszeugnis ausgestellt", sagt die Hundeliebhaberin. Dazu Jessica Wessel vom Landespolizeiamt Schleswig-Holstein: "Wir haben bei der Formulierung nur wenig Spielraum." Der Fall "Robby" soll aber noch einmal von der Rechtsabteilung des Landespolizeiamts geprüft werden.

Der Hamburger CDU-Innenexperte Kai Voet van Vormizeele kritisiert: "Das Landespolizeiamt hätte in diesem Fall mit mehr Feingefühl gegenüber der betroffenen Hundehalterin agieren müssen. Auch dass für den überfahrenen Hund eine Rechnung geschickt wurde, ist fragwürdig." Fest steht, dass die Polizei eine Stunde versucht hat, den Hund auf der Autobahn einzufangen. Schüsse wurden nicht abgegeben. Hundehalterin Schwark hat sich nach dem Tod von Robby einen neuen Australian Shepherd gekauft. Jetzt hat die Tierfreundin wieder drei Hunde. Die Vierbeiner sind ihr Leben.