Ende Februar könnte die Vorentscheidung für den Bau einer S-Bahn zwischen Hamburg und Bad Oldesloe fallen. Politiker sind optimistisch.

Ahrensburg. Der Bau der S 4 rückt näher. Im Fall der seit langem geforderten S-Bahn-Verbindung zwischen Hamburg und Ahrensburg werden im kommenden Monat offenbar entscheidende Weichen gestellt. Am 28. Februar wird im Berliner Verkehrsministerium darüber verhandelt, ob das Projekt Aussicht auf Förderung durch den Bund hat. Die beiden Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein wollen dort erstmals gemeinsam dafür werben, die rund 20 Kilometer lange Strecke für die S-Bahn auszubauen.

Norbert Brackmann (CDU), Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Stormarn/Lauenburg, will sich mit Fraktionskollegen dafür einsetzen, dass der Bund finanzielle Unterstützung zusagt. "Ich hoffe, dass es die grundsätzliche Bereitschaft gibt, sich am Projekt zu beteiligen", sagt er. Aus seiner Sicht passe derzeit alles zusammen: "Der Hauptbahnhof wird mit der S 4 entlastet, das ist schon wegen der Fehmarnbeltquerung wichtig, die den Verkehr auf der Bahnstrecke Hamburg-Puttgarden erhöhen wird, und der Nahverkehr profitiert auch davon." 250 000 Menschen leben im Einzugsbereich. Brackmann: "Das ist ein großes Potenzial."

Der Bundestagsabgeordnete hatte im Herbst den seit Jahren stagnierenden Plänen zum Bau zweier S-Bahn-Gleise bis zum Haltepunkt Ahrensburg-Gartenholz neuen Schub gegeben. Er vereinbarte mit dem Pinneberger CDU-Bundestagsabgeordneten Ole Schröder und dem Hamburger S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke, das Projekt mit mehr Entschlossenheit voranzutreiben.

Die Sozialdemokraten zogen mit einem S-4-Gipfel in Hamburg nach. Kurz darauf verabschiedeten die Landesparlamente in Hamburg und Kiel erstmals nahezu gleichlautende Resolutionen. Gefordert wurde, dass sich beide Länder beim Bund für den Bau von S-Bahngleisen bis Bad Oldesloe einsetzen sollten. Außerdem sollten sie Geld für den nächsten Planungsschritt bereitstellen - die geschätzt rund zwei Millionen Euro teure Vorentwurfsplanung.

In Schleswig-Holstein ist das auch geschehen. Das Geld ist da. In Hamburg offenbar nicht. Warum der Wunsch der Bürgerschaft nicht in die Praxis umgesetzt wurde, ließ sich nicht abschließend klären. Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, erläutert: "Hamburg musste sich an den Kosten der Vorentwurfsplanung nicht beteiligen. Schleswig-Holstein hat sich bereit erklärt, sie zu tragen." Dort sieht man das etwas anders. Harald Haase, Sprecher des Kieler Verkehrsministeriums, sagt: "Nachdem Hamburg sich leider verschlossen hat, wird Schleswig-Holstein die Kosten für die Vorentwurfsplanung allein bezahlen - obwohl die Strecke überwiegend auf Hamburger Gebiet liegt."

Hinter vorgehaltener Hand ist folgende Version der Ereignisse zu hören. Anja Hajduk (Grüne), bis zum Scheitern der schwarz-grünen Koalition in Hamburg Stadtentwicklungssenatorin, habe das S-Bahn-Projekt nicht fördern wollen, weil es in Konkurrenz zu ihrem Lieblingsprojekt Stadtbahn getreten wäre. Spätestens mit Fertigstellung der Schienen für S-Bahn und Stadtbahn hätte man der Öffentlichkeit erklären müssen, dass Hamburg aus eigener Kraft den Verkehr auf beiden Strecken nicht finanzieren könne.

Wie auch immer es gewesen ist: Der nächste Planungsschritt findet ohne Hamburger Beteiligung statt. Helma Krstanoski von der Stadtentwicklungsbehörde sieht das positiv: "Das entlastet einerseits unseren Haushalt, zudem spart es enormen Verwaltungsaufwand, der bei gemeinschaftlich finanzierten Projekten immer entsteht."

Ole Thorben Buschhüter (SPD), Bürgerschaftsabgeordneter und verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion, ist anderer Ansicht. Das Verhalten Hamburgs sei "peinlich", sagt er: "Die Initiative für die S 4 geht immer wieder von Schleswig-Holstein aus, obwohl Hamburg den größeren Nutzen hat." Buschhüter, der sich seit Jahren in einer Bürgerinitiative für die S-Bahn einsetzt, ist dennoch guter Dinge, dass das Projekt vom Bund finanziert wird. "Die Zeichen sind positiv."